„Fighting for Tolerance“ beim Judo-Club Weingarten

Im Einzugsgebiet des Judo-Club Weingarten leben viele Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund. Viele kommen aus sozial schwachen Familien und leben in schwierigen und problematischen Familienverhältnissen. Der Alltag der Kinder und Jugendlichen wird oftmals durch Armut, aber auch durch die Drogenabhängigkeit der Eltern oder durch häufige Kontakte mit der Polizei bestimmt.

Foto: Judo-Club Weingarten
Foto: Judo-Club Weingarten

Genau an diesen Problemlagen setzt die Arbeit des Judo-Club Weingarten an. Das Engagement für Integration geht dabei weit über das sportliche Training hinaus. Kinder und Jugendliche sollen lernen mit Aggression umzugehen, sie gezielt abzubauen und Verantwortung für sich selbst und andere zu über­nehmen. Um das zu erreichen hat der Judo-Club Weingarten Gewaltpräventionsseminare unter dem Titel „Fighting for Tolerance“ entwickelt. Jugendämter und Jugendgerichtshilfen schicken straffällig gewordene Jugendliche zu diesen Anti-Aggressionstrainings. Jugendliche Straftäter, die vom Jugendgericht zu gemeinnützigen Arbeitsstunden verurteilt wurden, leisten im Verein Reinigungsarbeiten, müssen parallel dazu das Anti-Aggressionseminar besuchen und an den Trainingsstunden teilnehmen.

Ein weiterer Schwerpunkt ist die Präventionsarbeit in den umliegenden Schulen. Dabei begleitet der Verein eine verhaltensauffällig gewordene Klasse über mehrere Wochen und übt mit den Schülern soziales Verhalten ein. Inzwischen ist der Judo-Club Weingarten auch in der mobilen Jugendarbeit aktiv und kümmert sich um Cliquen, die im öffentlichen Raum auffällig geworden sind.

Dass der Ansatz des Judo-Club Weingarten funktioniert und erfolgreich ist, bestätigt seit kurzem auch eine wissenschaftliche Untersuchung. In Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule Weingarten und dem Programm „Integration durch Sport“ konnte die Wirkungsweise der Gewaltpräventionsseminare im Rahmen einer Masterabschlussarbeit untersucht werden.

Ein Blick auf die Ergebnisse zeigt, dass die Teilnehmenden einerseits die Grenzen der körperlichen Leistungsfähigkeit erleben, sich auspowern und dadurch Frust und Aggression abgebaut werden. Auf der anderen Seite erfahren sie Lob und haben Erfolgserlebnisse. Auch der richtige Umgang mit Regeln und Provokationen wird geschult. Zentrales Element dabei ist die Sportart Jiu-Jitsu. Die Teilnehmenden erleben die Notwendigkeit sich intensiv mit dem Gegner und Partner auseinanderzusetzen. Dadurch werden sie dazu angeregt über sich selbst und das eigene Leben nachzudenken sowie alternative Verhaltensweisen auszuprobieren. Sie können in Konfliktsituationen besser kommunizieren und sind hilfsbereiter und teamfähiger.

Auch Integrationsprozesse, gemessen an der Anbindung an den Verein und der Veränderung der zwischenmenschlichen Beziehungen, werden durch die Seminare angestoßen. So bleiben einige der Jugendlichen nach der Teilnahme im Verein und knüpfen neue Freundschaften.

 


  • Foto: Judo-Club Weingarten
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