Fußball und Ubuntu

„Fußball und was? Ubuntu? Nie gehört.“ So oder ähnlich ging es den meisten der insgesamt über 2.500 Kindern und Jugendlichen, die von 11.06. – 18.07. bei der „Straßenfußball für Toleranz WM 2010“ mitgespielt haben.

Straßenfußball und Ubuntu standen bei der "Straßenfußball für Toleranz WM 2010" in Baden-Württemberg im Mitteltelpunkt
Straßenfußball und Ubuntu standen bei der "Straßenfußball für Toleranz WM 2010" in Baden-Württemberg im Mitteltelpunkt

An 14 Turniertagen wurden in 14 Spielorten, soviel wie noch nie, die lokalen Gewinner ermittelt, die sich dann zum großen Landesfinale in Stuttgart trafen. Bei der WM-Turnierserie, die das Programm „Integration durch Sport“ (IdS) beim Landessportverband Baden-Württemberg (LSV) seit 2002 parallel zu den großen Fußballereignissen EM und WM durchführt, stand nicht nur das fußballerische Können sondern auch Fairplay, Toleranz und ein friedliches Miteinander im Vordergrund. „In Anlehnung an die erste Fußballweltmeisterschaft auf afrikanischem Boden haben wir ein zentrales Thema des Gastgeberlandes Südafrika in unsere Straßenfußball-WM aufgenommen“, erklärt der Turnierkoordinator Simon Gräser und lüftet das Ubuntu-Geheimnis: „Ubuntu ist ein Begriff aus den Bantusprachen der Zulu und der Xhosa und bedeutet in etwa ‚Menschlichkeit’, ‚Nächstenliebe’ und ‚Gemeinsinn’. Ubuntu stellt auch die Frage, wie wir miteinander umgehen und zusammen leben wollen“. Mit Unterstützung des IdS-Kooperationspartners KICK FAIR e.V., der gemeinsam mit dem Institut für Friedenspädagogik Tübingen (IfT) einen Lernzirkel für Schulen speziell für die Fußball-WM in Südafrika entwickelt hatte, erhielten die Kinder und Jugendlichen an jedem Spieltag eine Einführung in das Thema „Ubuntu“. Anschließend durften sie alleine oder in der Mannschaft ihr eigenes Ubuntu formulieren.

„UBUNTU ist das Wort, das meiner Meinung nach die Welt regieren sollte. Dieses Wort ist der Überbegriff für die gute Seite in uns Menschen. Es bezeichnet die Kraft der Menschen in positiver Hinsicht. UBUNTU bedeutet für mich: Das WIR!  (Ella 15, aus Weingarten)

Die individuellen Definitionen wurden gesammelt und während des großen Finales mit 24 Teams in Stuttgart auf Metalltafeln ausgestellt. Alle Ausstellungstafeln ergaben ein begehbares „Ubuntu“-Stadion mit vielfältigen Gesichtern und „Ubuntu“-Zitaten.

Ubuntu geht weiter

Das Thema Ubuntu wird innerhalb des Programms ‚Integration durch Sport’ weiterbearbeitet und bei der Stützpunktvereinstagung am 16.10.2010 in Stuttgart wieder aufgegriffen und diskutiert werden. „Wir wünschen uns, dass die Themen ‚Integration’ und ‚Gemeinsinn’ noch stärker in den Fokus des öffentlichen Interesses rücken“, sagt Julia Sandmann, IdS-Programmleiterin. Und ihr Kollege Torsten Schnittker ergänzt: „Das Bestreben nach einer friedlichen und harmonischen Gesellschaft wollen wir über unsere WM-Turnierserie hinaus in den Köpfen der Menschen verankern und in unsere Stützpunktvereine und Netzwerke tragen“. „Ubuntu“ soll Anstöße geben, sich Gedanken über das gesellschaftliche und soziale Miteinander zu machen sowie wechselseitigen Respekt und Anerkennung zu stützen. Die daraus resultierenden Erkenntnisse sollen genutzt werden, das Zusammenleben in den Städten und Gemeinden in den Stützpunktvereinen nachhaltig zu bereichern.

Spezielle Regeln

Nicht nur über das Thema Ubuntu sollten die Turnierteilnehmer für einen toleranten und respektvollen Umgang miteinander sensibilisiert werden, auch die speziellen Regeln des Straßenfußballs für Toleranz trugen dazu bei. So müssen in den Vierermannschaften mindestens immer ein Mädchen und ein Junge auf dem Feld stehen. Nur wenn ein Mädchen ein Tor schießt, zählen auch die Tore der Jungen. Schiedsrichter gibt es nicht. Die sogenannte Teamer treffen sich vor und nach jedem Spiel mit den beiden Mannschaften in der „Dialogzone“. Vor dem Spiel einigen sich die Teams auf 3 „Agreements“ (Fairplay Regeln), die in diesem Spiel besonders beachtet werden sollen. Nach dem Spiel wird die Einhaltung der „Agreements“ nach besprochen und die Mannschaften verteilen sich gegenseitig die Fairplay Punkte. So kann es sein, dass ein Team nach Toren gewonnen hat, aber das andere mehr Fairplay-Punkte bekommt und deshalb der Sieger ist.

Nach über 500 Partien, nach Siegen und Niederlagen, nach gewaltigen Anstrengungen bei großer Hitze und strömendem Regen, nach ungezählten Doppelpässen, Torschüssen und fast immer fairen Zweikämpfen standen die neuen Straßenfußball für Toleranzweltmeister 2010 fest: Bei den 10 - 12-Jährigen siegte das Team Neuseeland aus Bad Saulgau und bei den 13 – 16-Jährigen holte das Team Deutschland aus Öhringen den Pokal.

Turnierorte:

Bad Saulgau, Friedrichshafen, Heidelberg, Heidenheim, Hügelsheim, Lahr, Laupheim, Metzingen, Öhringen, Rottenburg am Neckar, Schwäbisch Gmünd, Stuttgart, Villingen-Schwenningen, Weingarten und Zell am Harmersbach.


  • Straßenfußball und Ubuntu standen bei der "Straßenfußball für Toleranz WM 2010" in Baden-Württemberg im Mitteltelpunkt
    Straßenfußball und Ubuntu standen bei der "Straßenfußball für Toleranz WM 2010" in Baden-Württemberg im Mitteltelpunkt
  • Jugendliche setzten sich bei den Turnieren mit dem Ubuntu-Begriff auseinander
    Jugendliche setzten sich bei den Turnieren mit dem Ubuntu-Begriff auseinander