Großes Interesse bei LSB-Informationsveranstaltung "Flüchtlinge in Bremer Sportvereinen"

Angesichts der gestiegenen Zahlen von Flüchtlingen und Asylbewerber*innen in Bremen und den damit verbundenen aktuellen Herausforderungen an den organisierten Sport führte der Ausschuss "Soziale Arbeit im Sport" des Landessportbundes (LSB) Bremen jetzt im Kellogg-Haus eine Informationsveranstaltung zu diesem Thema durch. Es wurden dazu Expert*innen zu einzelnen Themen eingeladen, ummöglichst viele offene Fragen zu beantworten. Rund 80 Vertreter*innen aus Sportvereinen sowie weiteren Institutionen signalisierten mit ihrer Teilnahme trotz hochsommerlicher Hitze in aufgeschlossener Atmosphäre das große Interese an dieser Problematik.

Anne-Kathrin Laufmann eröffnet die Veranstaltung "Flüchtlinge in Bremer Sportvereinen"
Anne-Kathrin Laufmann eröffnet die Veranstaltung "Flüchtlinge in Bremer Sportvereinen"

Die Ausschuss-Vorsitzende Anne-Kathrin Laufmann begrüßte die Teilnehmer*innen an der Veranstaltung und verwies eingangs darauf, dass es derzeit rund 60 Mio. Flüchtlinge weltweit gebe. Im Lande Bremen seien es in diesem Jahr doppelt soviele wie 2014. Es gebe eine große Offenheit im Sport gegenüber Flüchtlingen, die sich bereits in punktuellen Projekten zeige.

Rainer Schmidt von der Senatskanzlei Bremen erklärte, dass es keine eindeutige Definition gebe, wer als Flüchtling anzusehen sei. Hauptaufnahmeländer seien derzeit die Türkei, Pakistan und der Libanon, die jeweils über 1 Mio. Flüchtlinge beherbergen. Bremen sei verpflichtet, vom deutschen Flüchtlings-Kontigent 0,96 % aufzunehmen; für dieses Jahr werde mit ca. 5.200 Neuankömmlingen gerechnet, von denen Bremen 80 % und Bremerhaven 20 % aufzunehmen habe. Die Unterbringung in Wohnungen habe Vorrang, sei aber aufgrund der rasant gestiegenen Zahlen ebenso schwer umzusetzen wie die eigentlich vorgegebene Frist von drei Monaten.

Prince Milton Bona berichtete über die Lebenssituation von Flüchtlingen in Bremen anhand seiner Erfahrungen als stellv. Leiter des Übergangswohnheims Überseetor. Dort gebe es aktuell 120 Bewohner*innen. Nicht nur aufgrund des engen Wohnungsmarktes wollten viele von ihnen nach Ablauf der 3-Monats-Frist nicht umziehen; Gründe hierfür seien ein gerade gewonnener Stadtteilbezug wie auch das Bedürfnis, weiterhin in einem geschützten Raum leben zu können.

Über die Lebenswelt unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge informierte Ute Wicke von der Bahia Clearingstelle in der Stresemannstraße.  In diesem Jahr werde mit 800 - 1000 Neuzugängen in diesem Bereich gerechnet. Die vorwiegend männlichen jungen Flüchtlinge kämen hauptsächlich aus Syrien, Somalia und dem nordafrikanischen Raum. Nach einer Altersfeststellung bekäme jede/r einen amtlichen oder ehrenamtlichen Vormund. Es werde eine konkrete Hilfeplanung vorgenommen und alle Jugendlichen verblieben nach der Clearingphase im Jugendhilfesystem.

Eine Reihe von Sportvereinen zeigen großes Engagement und sind in vielfältiger Weise aktiv, um Flüchtlinge am Vereinssport teilhaben zu lassen. Konkrete Beispiele lieferten auf der Veranstaltung für den Bremer Sport-Club Hans Stünker, Dirk Thomas und Daniel Döhling mit einem Schwimmlernprojekt in Kooperation mit der LSB-Integrationsabteilung sowie für den MTV "Eiche" Schönebeck der Vorsitzende Ralf Müller. der seine Männersportgruppe für Flüchtlinge geöffnet hat und im Vorfeld selbst auf das Übergangswohnheim vor Ort zugegangen war.

Schließlich wurde das neue Projekt "Bremen tut was - Willkommen im Sport" von Petra Rump (Dozentin an der Hochschule für öffentliche Verwaltung) und Astrid Touray aus der LSB-Integrationsabteilung vorgestellt. In einer Kooperation organisieren die Hochschule, das Sozialmanagement von Werder Bremen und die LSB-Integrationsabteilung die Möglichkeit für interessierte Polizeianwärter*innen, durch ehrenamtliches Engagement in den integrativen Sportgruppen der Bremer Sportvereine interkulturelle Erfahrungen vor Ort zu sammeln. Die Auftaktveranstaltung ist zeitnah für die nächsten Monate geplant.

In der abschließenden offenen Diskussions- und Fagerunde ging es u.a. um die Übernahme von Fahrtkosten und Vereinsbeiträgen. Während Fahrtkosten zu Sportaktivitäten nicht erstattet werden, bietet sich für die Übernahme von Vereinsbeiträgen das Projekt "Kids in die Clubs" der Bremer Sportjugend an. Aus dem Plenum wurde ergänzend auf das Bildungs- und Teilhabepaket (jetzt Bremen-Pass) verwiesen, das gleichfalls eine Vereinsmitgliedschaft ermögliche.

In diesem Zusammenhang bietet das Programm "Integration durch Sport" des LSB Bremen in Kooperation mit der Jugendbildung der Bremer Sportjugend u.a. Fortbildungen für Mitarbeiter*innen in Vereinen und Verbänden beispielsweise zu den Themen "Interkulturelle Kompetenzen" oder "Konflikttraining" an. Themen können auch gemeinsam mit den Mitarbeiter*innen anhand des aktuellen Bedarfs bzw. ihrer Anforderungen an die Jugendarbeit festgelegt werden.

Unter dem Strich leistete die Veranstaltung, die von Fuat Kamcili (Päd. Mitarbeiter der Bildungsvereinigung Arbeit und Leben e.V.) kompetent und sachlich moderiert wurde, einen konstruktiven Beitrag, um konkrete Informationen zu bieten, Ängste zu nehmen und die Offenheit gegenüber Flüchtlingen im Sport (weiter) zu fördern.

 


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    Anne-Kathrin Laufmann eröffnet die Veranstaltung "Flüchtlinge in Bremer Sportvereinen"