Mark Sauerborn vom Erlanger Büro „Integration durch Sport“ und Gudrun Pauthner, Hauptschullehrerin, entwickelten für Hauptschüler ein Sozialkompetenztraining durch Sport und erprobten es gleich an zwei Erlanger Schulen. Alle Schülerinnen und Schüler erhalten bei erfolgreicher Teilnahme ein Zertifikat und die Besten werden zu Minitrainern ausgebildet.
„Was mache ich, wenn ein Erstklässler meine Anweisungen nicht verstanden hat und etwas ganz anderes spielt? Soll ich ihm die Regeln noch einmal erklären?“, überlegt Ömer. Die Frage ist berechtigt, aber Mark Sauerborn, Regionalkoordinator vom Programm Integration durch Sport des Bayerischen Landessportverbandes und Übungsleitertrainer für die Klasse 6d der Eichendorff-Hauptschule erklärt: „Mache es einfach vor, wenn du ein neues Spiel vorstellst.“ Ömer nickt zufrieden und fühlt sich bestätigt.
Er gehört zu den 13 Jungs und 8 Mädchen, die zusammen mit ihrer Klassenlehrerin Gudrun Pauthner die Pestalozzischule besuchen. Sie kommen von der nahe gelegenen Hauptschule und sind nach zwei Schuljahren an ihre ehemalige Grundschule zurückgekehrt. Das hat einen besonderen Grund, denn an drei Tagen nehmen die 11- bis 14- jährigen Schülerinnen und Schüler der Eichendorffschule an einem Lehrgang zum „Minitrainer“ in der Turnhalle der Grundschule teil.
Nach einem Theorieblock und vielen praktischen Übungen am ersten Tag überlegen sich die Teams aus jeweils drei Hauptschülern eine Station und erproben sie zunächst im eigenen Team, ob sie auch tatsächlich durchführbar ist. Danach werden alle sieben Stationen in einem Probedurchlauf getestet und notfalls nochmals verbessert. Nach einem weiteren Durchlauf der recht unterschiedlichen Spielstationen wissen die Jugendlichen, dass sie gut vorbereitet sind. „Ich freue mich schon auf die Erstklässler, wenn sie morgen kommen“, meint Miray.
Am zweiten Tag wird es ernst, denn insgesamt drei Grundschulklassen werden nach und nach von den Teams der Eichendorffschüler an den verschiedenen Stationen fürsorglich betreut. Die Kleinen sind begeistert und richten sich bereitwillig nach den Anweisungen der älteren Schülerinnen und Schüler. Ömers Sorge war vollkommen unberechtigt.
Am Nachmittag erfahren die Hauptschüler, wie Fußball in der Halle gespielt werden kann, worauf man als Trainer oder als Schiedsrichter achten muss, wann man pfeifen soll und wie man sein Team motiviert. Danach spielen sie selbst Fußball und zeigen, was sie gerade gelernt haben. Immer wieder wechseln sie sich in den verantwortungsvollen Aufgaben ab.
Am letzten Tag dürfen sie erneut nach und nach drei weitere Grundschulklassen im Fußballspiel einweisen und individuell betreuen. Unterdessen hat sich auch bei den anderen Klassen an der Pestalozzischule herumgesprochen, dass Sechstklässler in der Schule sind und ganz tolle Spiele vorbereitet haben. Die ersten Fans stehen am Eingang der Turnhalle und warten bis jemand von den Großen herauskommt.
„Mit diesem Minitrainerlehrgang können meine Schüler zeigen, dass sie Verantwortung übernehmen können und teamfähig sind. Sie sind jetzt schon gut auf die Anforderungen der neuen Mittelschule vorbereitet. Sie haben Stärke und Sozialkompetenz bewiesen. Außerdem erhält jeder Teilnehmer ein Zertifikat, das er in einem Portfolio aufbewahren kann und mit dem ihm Sozialkompetenz bestätigt wird“, meint Gudrun Pauthner, Lehrerin der 6d.
Für Ömer und drei weiteren Hauptschülern haben sich die drei Tage auf jeden Fall schon jetzt gelohnt. Sie dürfen ab sofort den Übungsleiter, der für den Freitagnachmittagssport an der Pestalozzischule zuständig ist, begleiten und ihm gelegentlich assistieren. „Eine Fortführung des Sozialkompetenztrainings ist für diese Hauptschüler bereits im nächsten Schuljahr geplant“, versichert Gudrun Pauthner. Und für Ömer steht jetzt schon fest, „Ich werde wieder dabei sein.“
