Die Sportlerinnen und Sportler trafen sich Anfang März zu einem weiteren Ausbildungstermin im Hessischen Leistungszentrum in Wetzlar. Dr. Thorsten Strube, Vizepräsident Breitensport und Lehrwart, hatte Peter Schreiber, Referent „Sport interkulturell“ des Programms „Integration durch Sport“ in der Sportjugend Hessen, erneut als Gastreferenten eingeladen.
„Vielfalt ist doch normal – zumindest bei uns!“
Nach einleitenden Sätzen des HJJV-Lehrwarts entspann sich über den Vormittag ein lebhafter Austausch zu Erfahrungen im Umgang mit fremden Kulturen und Migranten.
Zentrale Frage: Was ist eigentlich … Kultur? Anhand einer Sprichwörter-Übung erarbeiteten die Anwesenden wohlbekannte gesellschaftliche Werte wie Ordnung, Sauberkeit, Fleiß und Pünktlichkeit als „typisch deutsch“. Die Zweifel, ob diese Werte tatsächlich „typisch deutsch“ sind, wurde durch die nächste Gruppenarbeit „Was Andere über Deutsche denken“ noch verstärkt.
Dass ein offensiver Umgang mit Vielfalt so außergewöhnlich nicht ist, kristallisierte sich nebenbei aus den Redebeiträgen heraus. Gleichwohl verdeutlichte der Kultur-Beutel oder Kultur-Rucksack, dass nicht immer der erste Eindruck meines Gegenübers der richtige sein muss. Was den Einzelnen geprägt hat, ist in aller Regel nicht sichtbar (also im Inneren des Beutels/Rucksacks). Nur wenige Details wie Kleidung, Aussehen, Mimik oder Gestik sind sichtbar, aber aus ihnen basteln wir uns unser Menschenbild – und das ist trügerisch. Letztendlich ist es wichtig, die „versteckten Kompetenzen“ zu entdecken, anzuerkennen und für die Gesellschaft, somit auch für den Sport, nutzbar zu machen. Und das gelingt nach Meinung der Gruppe durch wertschätzende, von Akzeptanz und Toleranz getragene Kommunikation auf Augenhöhe.
Mit Kraft und Dynamik spielen und kämpfen
Nach der Mittagspause folgte der ersehnte sportpraktische Teil: Spiele für viele - alle sind Gewinner. Sport- und Bewegungsspiele im interkulturellen Kontext bereiteten als letzter Block sichtlich Spaß und Lust auf mehr, zumal die künftigen Trainerinnen und Trainer immer auf der Suche nach alternativen Bewegungseinheiten für ihre Übungsstunden sind.
Peter Schreiber, selbst aktiver Kampfsportler, brachte pädagogische und spielerische Elemente seiner Kampfesspiele®-Anleiter-Ausbildung auf die Matten des Wetzlarer Leistungszentrums. Die Ju-Jutsukas, allesamt bewandert insbesondere im Bodenkampf, hatten unter Anderem beim Namenwerfen, Bulldozer, Floßkampf und Gletscherspalte viel Spaß im schweißtreibenden Miteinander – eingeleitet und abgeschlossen durch das Ritual „Ich spiele und kämpfe fair“ bzw. „Ich habe fair gespielt und gekämpft“. Diese kämpferisch orientierten Spiele sind geeignet, durch ihre Struktur als Spannungsbogen (ähnlich einem modellhaft aufgebauten Trainingsablauf) Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen neue, unerwartete körperliche Begegnungen, Erfahrungen und Gefühle zu vermitteln und zu diese unmittelbar zu verarbeiten. Ebenso wichtig wie die Kämpfe miteinander (nicht gegeneinander!) ist das Zusammengehörigkeitsgefühl der gesamten Gruppe.
Mit dem Verteilen von Handouts zu den wichtigsten interkulturellen Kompetenzen und einer Spieleübersicht endete das dreistündige Seminar, das mittlerweile zum Ausbildungsinhalt der Trainer-C-Ausbildung im Hessischen Ju-Jutsu-Verband zählt.
