Im Interview: Andreas Glück – Integrationspolitischer Sprecher der FDP-Landtagsfraktion

Die grün-rote Landesregierung hat durch die Einrichtung eines Integrationsministeriums dem Thema Integration einen bisher nicht gekannten Stellenwert eingeräumt. Für uns als Programm „Integration durch Sport“ Anlass, bei den integrationspolitischen Sprechern der Landtagsfraktionen nachzuhaken, inwieweit sie Sport als geeignetes Integrationsmedium ansehen.

Nach Daniel Lede Abal von den Grünen folgt nun Andreas Glück. Er ist Abgeordneter des Landtags für den Wahlkreis Hechingen - Münsingen und integrationspolitischer Sprecher der FDP-Landtagsfraktion.

Andreas Glück, FDP (Foto: Glück)
Andreas Glück, FDP (Foto: Glück)

Um welche Themen kümmern Sie sich als Integrationspolitischer Sprecher der FDP?

Integration ist eine Querschnittsaufgabe. Ich denke, eine der wichtigen Aufgaben der Integrationspolitik sollte sein, Fachkräfte nach Deutschland zu bringen. Es kann nicht sein, dass es in Europa Länder mit einer Jugendarbeitslosigkeit von 30 – 40% gibt und bei uns hat man unbesetzte Ausbildungsplätze und Fachkräftemangel. Besonders hier fordern wir, dass sich das Integrationsministerium endlich engagiert und sich des immer größer werdenden Problems stellt.

Welche Wertigkeit besitzt das Thema Integration bei den Parlamentariern?

Die Welt ist diesbezüglich im Wandel. Heute wird es durchaus zur Kenntnis genommen, dass die Welt nicht an den Grenzen Deutschlands aufhört, sondern darüber hinausgeht. Deswegen ist natürlich auch die Integrationspolitik in seiner Wichtigkeit jetzt mit Sicherheit erkannt. Ich habe den Eindruck gewonnen, das gilt für alle hier vertretenen Fraktionen. Wir sind uns alle bewusst, dass Integrationspolitik sehr wichtig ist. Auf der einen Seite gibt es einen großen Konsens, dass Integration von Migranten wichtig ist, auf der anderen Seite gibt es auch unterschiedliche Gewichtungen. Und dass wir natürlich als Wirtschaftspartei einen wirtschaftspolitischen Hintergrund sehen und diesen auch betonen, ist klar.

Dem Sport wird aus Sicht der Politik großes Potenzial für soziale Integration unterstellt. Welche Potenziale sehen Sie im Sport für eine gelingende gesamtgesellschaftliche Integration?

Ich bin überzeugt davon, es gibt keinen besseren Ort für Integration als die Arbeitsstelle, die Schule und den Verein. Ziel muss doch sein und zwar nicht nur im konkreten sondern auch im übertragenen Sinn, dass Migranten und Nichtmigranten zusammen in einer Mannschaft spielen. Und das kann nirgendwo besser zum Ausdruck kommen als beim Sport.

Viele Verantwortliche in den Sportvereinen sagen, wir sind offen für alle, Menschen mit Migrationshintergrund können gerne an unseren Angeboten teilnehmen. Aber spezielle Angebote werden nicht gemacht. Wie könnte man diesen Personenkreis für das Thema Integration gewinnen?

Was Sie da beschreiben, kann ich so nicht teilen. In den Sportvereinen die ich kenne, gibt es auch Mitglieder mit Migrationshintergrund. Dort sind die so gut integriert, dass man auf den ersten Blick übersieht, dass sie einen Migrationshintergrund haben, weil sie einfach dazu gehören. Ich kann Ihnen da ein Beispiel aus meiner Heimatstadt sagen. Zu meiner Schulzeit lebte dort ein Schwarzafrikaner, der ab dem Augenblick richtig dazu gehört hat, wo alle um ihn herum festgestellt haben, dass er ein exzellenter Fußballspieler ist. Ab dem Augenblick war er dabei und war auch nicht mehr wegzudenken.

Es gibt Situationen, z.B. im Fußball, dort passiert eher das Gegenteil von Integration. Was würden Sie jemandem entgegnen der sagt, dass Sport überhaupt nicht integrativ ist?

Völlig klar ist, man muss möglichst viele Migranten und Nichtmigranten haben, die in einer Mannschaft spielen haben. Und das kann nirgendwo besser zum Ausdruck kommen als im Sport. Wenn es das ein oder andere Mal im Rahmen des Sports zu ausländerfeindlichen Äußerungen kommt, dann ist das genauso zu verurteilen, wie wenn das in anderen Bereichen des Lebens stattfindet. Aber es ist nicht so, dass Sport Integration erschweren würde, sondern ich bin überzeugt davon, dass Sport ein sehr, sehr gutes Instrument ist, um zu integrieren.

In letzter Zeit sind Migrantenselbstorganisationen in den Fokus der Integrationsarbeit gerückt, auch Migrantensportvereine. Wie stehen Sie zu diesen Organisationen?

Selbstverständlich muss man zusammenarbeiten. Es würde ja nichts schöneres geben, als wenn man mit einem reinen Migrantensportverein zusammenarbeitet, um dann irgendwann mal festzustellen, wir brauchen nicht zwei Fußballvereine im Ort, die beide möglicherweise die selben Probleme haben eine Mannschaft zu stellen, es reicht auch einer. Wenn man dann irgendwann mal sagt, so jetzt spielen wir halt doch gemeinsam, dann wäre das ideal. Insgesamt sind die Migrantensportvereine ein interessantes Konstrukt, auf das man zugehen muss, mit denen man arbeiten muss. Aus integrationspolitischen Aspekten sind Vereine, in denen Migranten und Nichtmigranten gemeinsam unter einem Dach sind, besser.

Wo sehen Sie den Sport positioniert im Thema Integration im Vergleich zu anderen im Themenfeld aktiven Organisationen wie z.B. den Wohlfahrtsverbänden?

Das Ehrenamt in Baden-Württemberg ist dazu geeignet, Menschen mit Migrationshintergrund zu integrieren. Ich denke, Menschen sind unterschiedlich. Der eine spielt vielleicht in einem Orchester und das Orchester ist der Ort, an dem Integration stattfindet, ein anderer ist sportlich begabt, da ist es eben der Sportverein, in dem Integration stattfindet. Ich denke, es gibt so viele unterschiedliche Menschen, und ebenso viele unterschiedliche Orte der Integration.


  • Andreas Glück, FDP (Foto: Glück)
    Andreas Glück, FDP (Foto: Glück)