Im Portrait: Stützpunktverein Judo-Club Weingarten

Die Bemühungen des Judo-Clubs Weingarten e.V. im Bereich der Integration sind vorbildhaft und sehr vielschichtig. Im Rahmen des 6. Stuttgarter Sportkongresses im November 2007 wurde dem Judo-Club für sein Engagement der Innovationspreis des Kultusministeriums Baden-Württemberg in der Kategorie „Integration von Menschen mit Migrationshintergrund“ verliehen. Dabei betont der Judo-Club, dass es erst durch die enge Zusammenarbeit mit außersportlichen Institutionen, wie Gerichten, der örtlichen Polizei, dem Jugendamt, Schulen und vielen anderen möglich ist, Menschen mit Migrationshintergrund zu erreichen.

Der Verein verfolgt im Rahmen seines Engagements für die Integration einen Ansatz, der durch ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein gegenüber sozialen Problemen in der Gesellschaft geprägt ist. Auf Grundlage dieser Einstellung versucht der Verein, sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen zu helfen und mit Maßnahmen, die über ein rein sportliches Angebot hinausgehen, in den Vereinssport und die Gesellschaft zu integrieren. Besonders hervor zu heben ist die Gründung der speziellen Abteilung „Kinder- und Jugendhilfe“ im Jahr 2007, mit der der Verein die Nachhaltigkeit seines Engagements und sein Verständnis von der sozialen Verantwortung eines Sportvereins unterstreicht.

 

Der Judo-Club führt schon seit einigen Jahren in Zusammenarbeit mit Jugendämtern und Jugendgerichtshilfen Anti-Aggressionstrainings für straffällig gewordene Jugendliche durch. Die Anti-Aggressionsseminare werden von einem zertifizierten Jugend- und Heimerzieher mit langjähriger Berufserfahrung geleitet, der zudem ausgebildeter Box-Instructor ist. Die positiven Erfahrungen dieser Seminare haben den Judo-Club dazu veranlasst, auch präventiv an Schulen tätig zu werden. Mit dem Ziel, Gewalt an Schulen vorzubeugen und den Teamgeist der Schüler zu stärken, arbeitet der Judo-Club in Form von Arbeitsgemeinschaften, Jugendbegleiterprogrammen, Blockunterricht und Kampfsportseminaren mit elf Schulen zusammen.

Mit den verschiedenen Sport- und Kampfsportangeboten des Judo-Clubs und den Anti-Aggressionsseminaren können die Kinder und Jugendlichen Berührungsängste abbauen und ihr Selbstvertrauen stärken. In den Angeboten werden gezielt Aggressionen abgebaut, was sich auch positiv auf den Schulalltag auswirkt.

Desweiteren arbeitet der Verein eng mit dem Jugendamt Ravensburg zusammen. Straffällig gewordene Jugendliche, die zu gemeinnütziger Arbeit verurteilt wurden, leisten diese in Form von Reinigungsarbeiten jeglicher Art im Verein ab, müssen aber auch das Training besuchen. Durch diese Kooperation werden die Jugendlichen in den Verein integriert.

 

Um auch auf anderen Gebieten Präventionsarbeit zu leisten, arbeitet der Judo-Club mit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) zusammen und hat einen festen Informationsstand in der Sporthalle integriert. Langfristig ist eine Jugend- und Suchtberatungsstelle im Verein vorgesehen, da die Erfahrungen gezeigt haben, dass viele der Jugendlichen aus den Angeboten Probleme mit Alkohol, Nikotin und Drogen haben.

 

2008 weitet die Abteilung „Kinder- und Jugendhilfe“ ihr Engagement durch das Konzept „Mobiler Jugenddienst“ aus, das mit verschiedenen Partnern zusammen entwickelt wurde und umgesetzt wird. Im Rahmen dieses Projektes sucht der Verein aktiv den Kontakt zu jugendlichen Cliquen auf der Straße, die häufig negativ auffallen. Das regelmäßige und gezielte Anfahren von Orten in Weingarten und der Umgebung, an denen sich vor allem Jugendgruppen mit Migrationshintergrund aufhalten, verfolgt mehrere Ziele: Der Kontakt zu den Jugendlichen wird hergestellt, Sport- und Erlebnisangebote werden vor Ort initiiert und dadurch versucht, ein vertrauensvolles Verhältnis zu schaffen. Die Kinder und Jugendlichen werden mit dieser Vorgehensweise zur Teilnahme an den Angeboten und Probetrainings motiviert und der Zugang in das Vereinsleben erleichtert.