Bei der Mannschaftssportart Cricket dreht sich alles um das Duell zwischen dem Werfer und dem Schlagmann. Der Werfer versucht den Schlagmann zu einem Fehler zu bewegen, damit dieser ausscheidet, der Schlagmann seinerseits versucht den Ball wegzuschlagen, wofür er Punkte bekommen kann. Der Werfer wird durch die anderen Feldspieler unterstützt, die den (sehr harten) Ball so schnell wie möglich wieder zurückbringen müssen.
Als ihre Töchter anfingen, sich auch für diesen Soport zu begeistern, ergriff Nisar Tahir die Initiative, um ihre Begeisterung für diesen in Deutschland exotischen Sport weiter zu geben. Sie nahm Kontakt zum deutschen Cricket Bund auf und erwarb in einer Übungsleiterinnen-Ausbildung des Landessportbundes (LSB) Bremen speziell für Migrantinnen die Übungsleiter-C-Lizenz. Nisar Tahir "Ich wusste bis dahin gar nicht, dass es eine Integrationsabteilung im LSB gibt".
Nächster Schritt war an der Schule ihrer Töchter der Start einer Cricket-Schul-AG mir 21 Kindern im Februar 2013. Danach ging alles sehr schnell. Nisar nahm Kontakt mit dem Verein in ihrem Stadtteil, der Sportgemeinschaft (SG) Findorff , auf. Im April 2013 fand schon das erste offene Training statt, das bereits großen Zuspruch bei Mädchen im Alter zwischen 7 und 14 Jahren fand. Seit August 2013 wird in Findorff geworfen, geschlagen und gefangen. Die SG Findorff wagte den Versuch, Cricket als Sportart in Bremen zu etablieren; Nisar Tahir fand dabei offene Ohren und eine große Aufgeschlossenheit beim Vereinsvorsitzenden Rüdiger Rosenkötter.
Im Herbst 2013 wurde mit "Cricket" ganz offiziell eine neue Abteilung der SG Findorff gegründet. Abteilungsleiterin wurde - natürlich - Nisar Tahir. Unterstützt wurde die Abteilung vom Deutschen Cricket Bund, der die Grundausstattung für das Kindertraining besonders förderte. Das Training findet mehrmals wöchentlich für die verschiedenen Sportgruppen (Mädchen, Frauen, Männer) statt. In den Wintermonaten wird in den umliegenden Sporthallen trainiert, in den Monaten April bis Oktober auf der Bezirkssportanlage Findorff.
Derzeit beteiligen sich rund 40 MigrantInnen und 20 "Eingeborene" (mehr als die Hälfte davon Mädchen und Frauen) an den verschiedenen Cricket-Aktivitäten der SG Findorfrf. "Sie kommen aus Pakistan, der Karibik, Italien, Albanien, der Türkei, Griechenland und Deutschland", so Nisar Tahir. Gleichwohl ist sie nicht wunschlos glücklich, "Wir freuen uns über jede finanzielle Unterstützung und Spenden, um unsere materielle Ausstattung Stück für Stück zu verbessern", sagt sie. Als Umkleide- und Materialraum dient aktuell ein ausgedienter Bauwagen und auch auf der Sportanlage bleibt manches zu tun, um sie cricketgerecht(er) zu gestalten.
Die SG Findorff ist seit dem Jahr 2014 Stützpunktverein im Programm "Integration durch Sport". "Wichtigstes Ziel ist der Erhalt und Ausbau der Cricket-Abteilung, insbesondere der Mädchen- und Frauengruppen in einer eher männerdominierten Sportart" erklärt Kirsten Wolf, Leiterin des Programms. "Darüber hinaus soll sich die Abteilung im Verein etablieren und die interkulturelle Öffnung des Vereins vorantreiben." Davon konnte sich kürzlich bei einem Besuch vor Ort auch Heiner Peimann überzeugen, Regionalkoordinator Integration aus dem Referat M 17 des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge, der sich sichtlich beeindruckt zeigte von dem, was bislang schon in Findorff geschafft worden ist.
