Integration und vielfältige Gemeinschaft

Der Schwimmverein Muslimischer Frauen Stuttgart zieht Mitglieder aus verschiedenen Ländern an

Foto: Schwimmverein Muslimischer Frauen
Foto: Schwimmverein Muslimischer Frauen

Der Schwimmverein Muslimischer Frauen Stuttgart hat in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen und zieht Mitglieder aus verschiedenen Ländern an. Die Vereinsarbeit hat es ermöglicht, eine vielfältige Gemeinschaft aufzubauen, die das Schwimmen als verbindendes Element nutzt.

Der Verein, der ursprünglich in der Österfeldschule im Stadtteil Vaihingen aktiv war, hat inzwischen auch Standorte mit Lernschwimmbecken in Zuffenhausen, in Stuttgart-Ost und ein Schwimmbad vom Förderverein in Untertürkheim in sein Angebot aufgenommen. Soheila Hosseini, Mitgründerin und bis heute eine der treibenden Kräfte im Verein, hebt hervor, dass ein großes, attraktives Schwimmbad den Zulauf zum Verein weiter steigern könnte. „Ich will mich nicht beklagen, aber was uns fehlt, sind Geschäftsräume und ein Schwimmbad, das wir permanent nutzen können“, erklärt Hosseini. Vor 34 Jahren hatte die Deutsch-Iranerin zunächst zusammen mit einigen Freundinnen ein regelmäßiges Schwimmtreffen veranstaltet, um zusammen mit den Kindern schwimmen zu gehen. Daraus war dann schließlich im Jahr 2000 der heutige Schwimmverein entstanden.

Trotzdem hat der Verein derzeit schon etwa 200 Mitglieder, die eine bunte und kulturreiche Gruppe bilden. Die meisten von ihnen sind Muslima, aber auch Frauen aus anderen Glaubensgemeinschaften sind dabei. Obwohl rund 95 Prozent der Mitglieder einen Migrationshintergrund haben, wird im Verein ausschließlich auf Deutsch kommuniziert. Die Hauptmotivation, diesem besonderen Schwimmverein beizutreten, ist das Bedürfnis vieler Frauen, in einer entspannten Umgebung unter sich zu sein, ohne die Anwesenheit von Männern. Die unterschiedlichen Glaubensrichtungen haben dazu geführt, dass man sich auf eine spezielle Kleiderordnung geeinigt hat, weshalb alle Teilnehmerinnen Badeanzüge und Hosen bis zu den Knien tragen. So werden alle Glaubensgemeinschaften berücksichtigt.

Seit 2015 gehört der Verein dem WLSB an, von dem er nur sieben Jahre später mit einem Anerkennungspreis 2022 „Ehrenamtliches Engagement“ gewürdigt wurde. Seit 2017 wird der Club auch durch das Bundesprogramm „Integration durch Sport“ des DOSB gefördert. Dieses Programm fördert Integrationsmöglichkeiten für Menschen, die möglicherweise sonst nicht den Weg in einen Sportverein gefunden hätten. Soheila Hosseini betont, dass der Verein von Anfang an offen für alle Frauen war, die unter Frauen schwimmen möchten. Die Einhaltung der Kleiderordnung ist eine der wenigen Rahmenbedingungen, an die sich die Mitglieder halten müssen. Das offene Miteinander und der kulturelle Austausch stehen im Mittelpunkt der Vereinsarbeit, und in jüngerer Zeit sind auch viele Geflüchtete dem Verein beigetreten, um das Schwimmen zu erlernen.

Das langfristige Ziel des Vereins ist es, geschlossene Räume zu schaffen, in denen Frauen unabhängig von ihrer religiösen Zugehörigkeit oder Ethnie zusammenkommen können. Doch auf eine Sache ist Soheila Hosseini schon jetzt besonders stolz: „Wir haben sehr viele geflüchtete Frauen bei uns. Einige sind über sich hinausgewachsen und haben DLRG-Scheine gemacht“, berichtet Hosseini, die neben ihrer Vereinsarbeit auch noch eine Vollzeitstelle in einer Stuttgarter Bibliothek hat. Insgesamt 14 Mitglieder haben die DLRG-Prüfung erfolgreich bestritten und somit den Bedarf an Bademeisterinnen eigentlich gedeckt. Aber der Verein hat noch ambitioniertere Ziele: „Ich hoffe, dass wir bis Ende 2024 mindestens zehn C-lizenzierte Frauen aus unserer Mitte haben“, sagt Soheila Hosseini.

Text: WLSB


  • Foto: Schwimmverein Muslimischer Frauen
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