Integrationsangebot Tanzen - Ein Erfahrungsbericht

Nordenham. Der Sportverein Nordenham (SVN) ist seit 1996 Stützpunktverein im Programm "Integration durch Sport". Das erste Integrationsangebot war eine Gymnastikgruppe unter der Leitung von Olga Melcher. Sie war es auch, die über die Kompetenzen von Olga Deutsch als Tanzpädagogin wusste und sie ansprach, im SVN ebenfalls aktiv zu werden.

Fotos: LSB Niedersachsen
Fotos: LSB Niedersachsen

Olga Deutsch (Spätaussiedlerin) begann im November 2001 ein Tanzangebot mit 8 Mädchen im SVN zu starten. Diese kamen ebenfalls alle aus Aussiedlerfamilien, was die Kommunikation untereinander vereinfachte, da Olga Deutsch zu diesem Zeitpunkt noch nicht so gut deutsch sprach. 

 

Die ersten Kinder waren zwischen 7 und 13 Jahren und übten zwei Mal die Woche. Die Gruppe wuchs, sie wurde "internationaler" und 2004 gesellten sich zwei Jungen hinzu. 2005 musste eine zweite Gruppe installiert werden, die dann die Kinder von 4-6 Jahren betreute. 2008 gab es dann 8 Tanzgruppen mit rund 100 Mitgliedern, die von Olga Deutsch unterrichtet wurden.

 

Neben den Kindertanzgruppen, betreut Olga Deutsch seit 2004 eine Stepptanzgruppe für Erwachsene, an der von Beginn an Einheimische als auch ausländische Mitbürger beteiligt waren.

 

Der SVN ist in vielen Netzwerken vertreten und kooperiert mit vielen Organisationen. 2007 wurde in diesem Zusammenhang eine Tanz-AG in der Realschule I ins Leben gerufen. Auch die Zusammenarbeit mit dem Kinderschutzbund nahm 2007 durch das Tanzen neue Formen an. Olga Deutsch schreibt Choreographien und unterstützt die Erzieherinnen in der Bewegungsschulung. Darüber hinaus wurden die Kontakte zu den drei Nordenhamer Grundschulen intensiviert.

Die Kooperationspartner stellen u. a. die Übungsräume für die Gruppen außerhalb des Vereins zur Verfügung. Sie unterstützen den SVN in der Öffentlichkeitsarbeit, machen Werbung für neue Mitglieder, sind helfend tätig bei der Organisation der diversen Auftritte. Auch Videoaufzeichnungen wurden schon erstellt sowie eine Fotoausstellung in den Räumlichkeiten eines Kooperationspartners durchgeführt.

 

Ergebnisse:

  • Die Teilnehmerzahl wurde von 8 auf 100 gesteigert.
  • Es finden öffentliche Auftritte (ca. 20 / Jahr) bei unterschiedlichen Gelegenheiten mit allen Gruppen statt.
  • Der Bekanntheitsgrad des Programms "Integration durch Sport" wurde gesteigert.
  • Die Tanzgruppen sind das Aushängeschild des Vereins.
  • Aussiedlerfrauen gehen gerne zum Sport und nehmen somit Angebote außerhalb ihrer häuslichen Umgebung wahr.
  • Das Sozialverhalten ist sehr gut. Bei gemeinsamen Auftritten sind die Jugendlichen sehr um die Kleinen bemüht.
  • Die Angebote sind vielfältig, so dass viele Zielgruppen erreicht werden konnten. Nur die Generation 60+ konnte noch nicht eingebunden werden.
  • Das Angebot umfasst Folklore, Hip Hop, Bauchtanz, Lateinamerikanische Tänze, Ballett, Disko, Stepptanz, Charleston, Walzer und alle anderen klassischen Tänze, gepaart mit Akrobatik und Rhythmischer Sportgymnastik.
  • Der Stützpunktverein SVN profitiert vom Mitgliederzuwachs und einer größeren öffentlichen Wahrnehmung.
  • Der Verein erhielt für seine Integrationsbemühungen bereits Auszeichnungen und die Sportmedaille des Landes Niedersachsen verliehen.
  • Gute Erfahrungen wurden in der Zusammenarbeit mit den örtlichen Vereinen gemacht, die die Tanzgruppen oft zu ihren Veranstaltungen eingeladen und auch finanziell unterstützt haben.
  • Die sportliche und kulturelle Integration ist sehr gut gelungen. Kinder, Jugendliche und Erwachsene unterschiedlicher nationaler und sozialer Herknft aus Schulen und dem Sportverein trainieren und treten gemeinsam auf, feiern und reisen.
  • Die Zusammenarbeit mit den Eltern funktioniert hervorragend. Sie sind einbezogen, begleiten die Gruppen zu den Auftritten, helfen beim Umziehen zwischen den Auftritten und beteiligen sich an der Herstellung der Kostüme. Hemmende Einflüsse waren anfangs einige skeptische Eltern, besonders der türkisch-muslimischen Kinder.
  • Die Zusammenrbeit mit der örtlichen Presse ist hervorragend, was sich auch in der Anzahl der Artikel wiederspiegelt. Bei den beiden Lokalzeitungen gibt es mittlerweile feste Kontaktpersonen. (jo/od)

  • Fotos: LSB Niedersachsen
    Fotos: LSB Niedersachsen