Integrationspreis für Fahrradprojekt

Alljährlich verleiht die Regierung von Unterfranken Integrationspreise an Projekte und Initiativen zur Integration von Migranten. Unter den Preisträgern der vergangenen Jahre waren auch immer Projekte aus Stützpunktvereinen. Nach Ansicht der Regierung ist der organisierte Sport neben Bildung und bürgerschaftlichem Engagement für Menschen mit Zuwanderungsgeschichte ein wichtiger und wirksamer Zugang zu gesellschaftlicher Teilhabe. In diesem Jahr wählte die Jury das Fahrradprojekt für Frauen des Programms „Integration durch Sport“ im BLSV auf Platz 1. Damit verbunden ist ein Preisgeld von 2.500 Euro.

Bereits 2012 wurden Fahrradmobile in den Regionalbüros Würzburg und Regensburg eingerichtet. Dazu gehören jeweils sechs Räder, die besonders für erwachsene Fahranfängerinnen geeignet sind. Besonderes Merkmal ist ein tief eingestellter Sattel und kleine Räder, damit beide Füße den Boden erreichen. Ebenso gehören drei gewöhnliche Damenfahrräder zur Ausstattung. Hier können Frauen mit schnellem Übungserfolg bereits während des Kurses „umsteigen“. Die gesamte Ausstattung ist in einem PKW-Anhänger verstaut und kann so einfach und schnell an jeden Einsatzort gebracht werden. Die Durchführung der Kurse erfolgt immer mit Kooperationspartnern am jeweiligen Ort. Partner in Unterfranken sind bisher die Integrationsbeauftragte der Stadt Karlstadt Sakine Azodanlou sowie das Interkulturelle Begegnungszentrum für Frauen in Schweinfurt, wo Filiz Acar die Organisation übernimmt.

Dort werden ehrenamtlich aktive Trainerinnen durch Thomas Kram - Regionalkoordinator im Programm „Integration durch Sport“ - geschult und auf die besonderen Herausforderungen vorbereitet. Um eine optimale Betreuung zu gewährleisten, üben zwei Fahrradtrainerinnen mit maximal sechs Anfängerinnen gleichzeitig. Gleichgewichtsübungen sowie das sichere Abbremsen nehmen einige Zeit in Anspruch. Gelegentlich müssen die Trainerinnen auch unsichere Frauen auf dem Rad festhalten können. Der Kursumfang hängt vom Fortschritt der Teilnehmerinnen ab. Meistens werden zehn praktische Übungsstunden absolviert, die durch eine theoretische Einheit zur Straßenverkehrsordnung ergänzt werden. Grundsätzlich können an den Fahrradkursen alle Frauen teilnehmen, die das Radfahren lernen oder wieder auffrischen möchten. Eine deutliche Mehrheit der Angebotsnutzerinnen sind Frauen aus Herkunftsländern des Nahen Ostens bzw. aus afrikanischen Staaten. Einheimische Frauen nutzen praktische Einheiten auch, um an einem sicheren Ort wieder Fahrpraxis z.B. nach einem Radunfall zu trainieren.

Wie in anderen Sportkursen von Frauen für Frauen, zeigt sich auch in den Fahrradkursen, dass dieses Prinzip ein Erfolgsgarant ist. Zudem haben die kooperierenden Einrichtungen in der Regel ein funktionierendes Netzwerk, um das Angebot optimal an potenzielle Interessentinnen zu transportieren und darüber hinaus neue Kontakte für ihre sonstigen integrativen Angebote zu knüpfen. Die überwiegend einheimischen Trainerinnen berichten von vielfältigen interkulturellen Lernerfahrungen aus den Kursen und werden damit zu wichtigen Multiplikatorinnen, die in den Alltag der Aufnahmegesellschaft hinein wirken. Die neue erworbene Möglichkeit des Radfahrens macht viele Frauen aus den bereits gelaufenen Kursen stolz. Eine auf den ersten Blick einfache Fähigkeit versetzt sie nun in die Lage, mit den Kindern in der Freizeit mobil zu sein, Einkäufe oder Besuche mit dem Rad zu erledigen. Darüber hinaus entsteht eine Grundmotivation zu Bewegung und Mobilität, die das Programm „Integration durch Sport“ in seinen Zielen verfolgt.