Kleine Idee mit großer Wirkung

Das Programm „Integration durch Sport“ engagiert sich für die Radfahrschule in Landshut

Roswita Keil erklärt einer Teilnehmerin den Parcoure
Roswita Keil erklärt einer Teilnehmerin den Parcoure

Landshut: Sie steigt auf Ihr Rad, dann wird noch der lange Rock verstaut und die Fahrt kann, wenn auch noch wackelig,  beginnen. Es geht durch Hütchen, um Stangen eine acht fahren und auch mal die Hand raushalten. Alles das sieht bei der gebürtigen Afghanin Zeynab alles schon ganz gut aus.

Schon in den 90er Jahren konnte Frau Keil vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club (ADFC) bei manchen Frauen aus anderen Herkunftskulturen beobachten, dass diese keine Erfahrung im Umgang mit dem Fahrradfahren haben. Als engagiertes ADFC-Mitglied und Beauftragte für Mobilitätserziehung brachte Roswita Keil einigen dieser Frauen das Radfahren bei. Doch der Bedarf war größer als gedacht und ihre Kapazitäten beschränkt. In Zusammenarbeit mit den Sprachschulen, dem Netzwerk Integration und Integration durch Sport ist es Frau Keil gelungen, die Idee einer Radfahrschule für Frauen in die Tat umzusetzen.  

Das Programm „Integration durch Sport“ im BLSV ist ein wichtiger Partner für die Frauenarbeit insbesondere mit Migrantinnen. Auch kommerzielle Anbieter konnten für das Projekt gewonnen werden. So kommen die Fahrräder für die Radfahrschule, die es nun schon seit mehr als 5 Jahren gibt, von der Radstation am Bahnhof Landshut. Diese übernimmt gleichsam sowohl Wartung als auch Reparatur der Räder - und das meist kostenlos.

Wie wichtig das Projekt „Radfahrschule“ ist, zeigt der geringe Aufwand an Werbung, um das Projekt bekannt zu machen und der große Zulauf an Teilnehmerinnen.

„Es waren kaum Anstrengung für Werbung notwendig, da die Mundpropaganda sich als sehr wirkungsvoll herausstellte“, so Frau Keil. Der Wille, das Fahrradfahren zu erlernen und damit ein wenig unabhängig zu sein, sorgt für steigende Teilnehmerzahlen beim Fahrradkurs. Besonders Frauen aus den arabischen Kulturkreisen nehmen das Angebot zum Fahrradfahren wahr. „Wissen Sie, ich komme aus Afghanistan, und da ist es Frauen verboten Sport zu treiben und eben auch Fahrrad zu fahren“, so Sükriye „Ich freue mich sehr, dass ich es jetzt hier erlernen darf und möchte einmal mit meinem Kind im Kindersitz durch Landshut fahren, auch wenn es jetzt noch schwer fällt.“ Das Radfahren im erwachsenen Alter zu erlernen ist sehr viel schwieriger als im Kindesalter.

Aber nicht nur Frauen aus anderen Kulturkreisen, auch Einheimische, die Jahrzehnte nach einem Unfall nun doch ihre Angst überwinden wollen, steigen wieder auf das Rad.

Bei einem Kurs von ungefähr zehn Einheiten erlernen die Teilnehmerinnen nicht nur das Fahrradfahren, sondern machen zum Aufwärmen gymnastische Übungen, lernen sich gegenseitig kennen und haben Freude in der Gemeinschaft. Begonnen wird mit einem Roller, der durch die finanzielle Hilfe vom Programm „Integration durch Sport“ gekauft werden konnte und den Teilnehmerinnen den Einstieg zum Gleichgewicht halten erleichtert. Mit ihm kann das Rollen und Gleiten („Schubsen, Stehen, Sitzen“) so lange geübt werden, bis es auch mit dem Fahrrad klappt. Die Teilnehmerinnen erlernen vom Aufsteigen, Balance halten und Gleiten alles was sie zum sicheren Fahrradfahren benötigen. Der Beginn sind grundsätzlich Laufradübungen. Dazu werden die Klapppedale an den niedrigen Klapprädern umgeklappt. Später geht es darum, sich nicht am Lenker festzuhalten, um Handzeichen geben zu können und ein sicheres Lenkverhalten zu erwerben.

Bis hin zum Slalom und Spurwechsel lernen die Frauen auch alles, was sie über das Fahrrad fahren im Verkehr wissen müssen. Am Ende erfolgt als Abschlusstest ein Parcours des ADFC, den die Teilnehmerinnen fehlerfrei bewältigen müssen.

Zum Schluss verrät uns Frau Keil, wie sie die Nachhaltigkeit des Programms sieht. „Wenn ich die Frauen in Landshut an der Ampel stehen sehe, oft sogar mit Kinderanhänger, dann habe ich das Gefühl, dass das Projekt einen Sinn macht und die eine oder andere ist so begeistert, dass sie im ADFC gleich weiter fährt.“

Informationen:

Programm „Integration durch Sport“ im BLSV

Regionalbüro Regensburg

Tabea Gutschmidt

Tel.: 0941-2972616

regensburg(at)sportintegration.de

www.sportintegration.de


  • Roswita Keil erklärt einer Teilnehmerin den Parcoure
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  • Teilnehmerinen des Fahrradkurses in Landshut
    Teilnehmerinen des Fahrradkurses in Landshut
  • Migrantin und Einheimische die im Kurs zusammen gewachsen sind
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