Kontakt statt Konflikt - Strategien zu mehr Freundlichkeit im Sport

Der Hamburger Sportbund e. V. (HSB) bietet eine nachhaltige Präventionshilfe gegen Gewalt im Sport und trifft damit auf große Nachfrage. Mit der Ausbildung von Kontakt-Teamerinnen und Kontakt-Teamern bietet der HSB allen Sportvereinen eine zusätzliche Unterstützung bei Konfliktlösungen an. Die ehrenamtlich tätigen Frauen und Männer engagieren sich für „Fair Play“ und möchten dazu beitragen, dass wieder eine angenehme und sportliche Stimmung aufkommt. „Freundlichkeit statt Gewalt“ ist hier das Motto.

Eine Beschimpfung zwischen zwei rivalisierenden Fans oder ein Foul von einem Spieler können schnell eine aggressive Stimmung mit daraus resultierenden Konflikten zur Folge haben. Dabei geht es in vielen Fällen nicht nur um das, was auf dem Platz geschieht. Aggressive Stimmungen, die von den Gästen, Eltern,
Verwandten, Trainerinnen und Trainern sowie Vereinsfunktionären in das Spiel und in den Verein getragen werden, beeinflussen das Geschehen ebenfalls stark. Strukturelle präventive und intervenierende Maßnahmen in den Sportvereinen sind hier gefragt, um diesem Phänomen effektiv und nachhaltig zu begegnen. Der Hamburger Sportbund hat sich mit dem Programm Integration durch Sport dieser Aufgabe gewidmet und bietet eine Ausbildung zur Kontakt-Teamerin und zum Kontakt-Teamer an. Darüber hinaus wird eine weitere Begleitung des „Kontakt-Teams Hamburg“ offeriert.

Angesprochen für diese Sportarten und Vereine übergreifende Ausbildung werden Trainerinnen und Trainer, Übungsleiterinnen und Übungsleiter, Betreuungskräfte, Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter sowie weitere interessierte Vereinsfunktionäre aller Sportarten. Sie erlangen nach dieser Qualifizierung ein Zertifikat mit persönlicher Legitimation, das sie mit Einverständnis ihres Vorstandes berechtigt, als Kontakt-Teamerin bzw. Kontakt-Teamer innerhalb der Bewegungsfelder ihres Vereins aufzutreten. Sie können dann präventiv zum Einsatz kommen. In einer konstruktiven Zusammenarbeit mit allen Beteiligten sollen kritische Situationen im Vorwege abgewendet und Konflikte vor einer eskalierenden, verbalen oder gewalttätigen Auseinandersetzung geschlichtet werden. Die ausgebildeten Frauen und Männer aus den verschiedenen Vereinen in Hamburg stehen für vorbeugende Handlungsstrategien immer zur Verfügung. Durch ihre Präsenz und ihr Eingreifen können bedrohliche Situationen frühzeitig beruhigt werden. Im Verein achten sie auf eine freundliche und faire Stimmung untereinander und sprechen die Mitglieder gegebenenfalls direkt an. Präventiv handeln bedeutet nicht nur direkte Situationen zu entschärfen, sondern schon im Vorwege Konflikte bei möglichen, emotionsgeladenen Zusammentreffen zu
verhindern. Ebenfalls kann es zu den Aufgaben gehören, im Vorwege unterschiedliche Maßnahmen zu ergreifen, um ein friedvolles Miteinander zu ermöglichen. Beispielsweise hierfür stehen die Organisation und Durchführung von gemeinsamen Aktivitäten mit anderen Vereinen, um somit ein faires Verhältnis der Sportlerinnen und Sportler untereinander und der Vereine übergreifend zu fördern.

In der eintägigen Fortbildung werden die Kontakt-Teamerinnen und Kontakt-Teamer intensiv und praxisorientiert auf ihre Einsatzgebiete vorbereitet. Neben einer theoretischen Einführung über Gewalt, Konflikte und ihre Entstehung werden Situationen direkt in Rollenspielen dargestellt sowie gelernte Interventions- und Deeskalationstechniken ausprobiert
und reflektiert. Als Grundlage dient eine Bestandsaufnahme von Konfliktfeldern. Die Auswertung der Rollenspiele beinhaltet ein gemeinsames Feedback der Ausbildungsgruppe mit der Seminarleitung und ermöglicht, besonders auf die Rolle und die damit verbundene Haltung der Kontakt- Teamerinnen und Kontakt-Teamer zu achten. Ein wichtiger Lernprozess ist, ruhig zu bleiben und sich nicht angegriffen zu fühlen, um somit einen vermeintlichen Gegenangriff und eine weitere Eskalation zu vermeiden. Besonders hier werden individuelle Grenzen deutlich gemacht, sodass auch das Einbeziehen anderer Helfer nützlich sein kann. Neben direkten körperlichen Eingreiftechniken beschäftigt sich die Ausbildungsgruppe schwerpunktmäßig mit beruhigenden Kommunikationstechniken. Sie erlernen Personen anzusprechen, ohne diese verbal anzugreifen, um auch für diesen Fall eine weitere Eskalation
zu vermeiden. Auch der präventive Charakter der Teilnehmenden
wird bei der Fortbildung behandelt. Es werden Grundlagen eines vermittelnden Gespräches vorgestellt und praxisrelevante Techniken erprobt. Der Gruppe wird ein Gesprächsleitfaden aufgezeigt, der an das Verfahren der Mediation anknüpft. Hierbei wird eine Lösung gesucht, die die beteiligten Konfliktparteien zufrieden stellt. Kontakt-Teamerinnen und Kontakt-Teamer sind nicht verantwortlich für die Lösung eines Konflikts, sondern nur ein Teil davon. Sie liefern durch die allparteiliche Leitung des Konfliktgesprächs Unterstützung für die Streitenden. Natürlich können in einer so kurzen Zeit keine Mediatorinnen und Mediatoren ausgebildet werden. Jedoch zeigt sich aus den Erfahrungen, dass viele der Teilnehmenden diese Einführung in die Konfliktvermittlung schätzen, da sie gestärkter in ein problematisches Gespräch gehen können. Als besonders schwierig empfinden sie auch hier ihre Rolle, die sich auf die neutrale sowie allparteiliche Vermittlung fokussiert. Oft sind sie versucht, direkt eine Lösung vorzugeben und damit zu riskieren, einen der Konfliktbeteiligten
zu überrumpeln. Auch nach der Ausbildung werden die Kontakt-Teamerinnen und Kontakt-Teamer durch den Hamburger Sportbund unterstützt. Die zwölf Vereine, die bereits aktiv mit 78 erfolgreich ausgebildeten Kontakt-Teamerninnen und Kontakt-Teamern dabei sind, bilden mit den 18 Kooperativ-Vereinen eine gute Grundlage. Es finden regelmäßige Treffen statt, bei denen über positive und negative Erlebnisse berichtet wird, neue Techniken erlernt und viele Ideen ausgetauscht werden. Hier wird ebenfalls besprochen, was im Vorfeld getan werden kann, um ein freundliches und faires Miteinander zu fördern. Viele Vereine haben bereits Erfahrungen mit unterschiedlichen Aktivitäten und bringen diese Ideen in das Netzwerk „Kontakt-Team Hamburg“ ein. Diese Hinweise aus der Praxis zeigen, dass im Vorwege, durch gezieltes Ansprechen der Beteiligten, vermeintlich schwierige Situationen ganz entspannt gelöst werden können. Die Kontakt-Teamerinnen und Kontakt-Teamer werden in vielen Vereinen bereits als eine Art Anlaufstelle genutzt. Dabei kümmern sie sich auch um interne Streitigkeiten und fördern somit eine friedlichere Vereinskultur, die allen Beteiligten ein faires Erleben des Sports ermöglicht.