Kraft die aus Stärke wächst-Die Plöner Box-Sparte hat sich in besonderem Maß der Integration verschrieben

Mettenhof. Gaarden. Nicht die feinsten Kieler

Adressen sind das. Aber Talentschmieden. Sergey Baklan ist ein Schmied, der

mehrere Eisen im Feuer hat.

Sergey Baklan weiß, wie man

sich fern der Heimat fühlt. Der

heute 37-Jährige verließ die

Ukraine kurz vor der Jahrtausendwende. „Das Wichtigste ist,

dass man die Sprache lernt“,

sagt er während der Marner

Box-Gala in fließendem und akzentfreiem Deutsch.

Der Trainer und sein Schützling: Sergey Baklan, als Sozialarbeiter bei der Kirche angestellt, will den 14-jährigen, vor sieben Monaten aus Armenien gekommenen Bagrat Maktchyan nicht nur zu einem guten Boxer formen Foto:Hans Korth
Der Trainer und sein Schützling: Sergey Baklan, als Sozialarbeiter bei der Kirche angestellt, will den 14-jährigen, vor sieben Monaten aus Armenien gekommenen Bagrat Maktchyan nicht nur zu einem guten Boxer formen Foto:Hans Korth

Boxen war immer seine Leidenschaft –wohlgemerkt: das Fechten mit den Fäusten, das mit roher Gewalt wenig zu tun hat. Rohe Gewalt hat Baklan kennengelernt. Der Sozialarbeiter kümmerte sich 2003 zunächst um Straffällige. Seit sieben Jahren ist er bei der Kirche angestellt, weil „die Bedingungen besser sind“. Seitdem widmet sich der gebürtige Ukrainer, den der TSV Plön zum Box-Trainer ausbilden ließ, den Problemvierteln.

Sein jüngster Schützling ist Bagrat Mrktchyan, geboren 2001, der bei der Gala gegen den mehrfach ausgezeichneten Lokalmatadoren Erik Lieske erst seinen zweiten Kampf bestritt. Nur knapp verlor er nach Punkten, denn unerfahren ist Bagrat Mrktchyan nicht. „In seiner Heimat, in Armenien, war er Kickboxer“, sagt Hans Korth, 65, der der Box-Abteilung des TSV Plön seit Jahrzehnten vorsteht und außerdem für den Landesboxverband die Pressearbeit organisiert. Bagrat Mrktchyan soll nicht nur Boxen lernen; der 14-Jährige soll vor allem Deutsch lernen, und da ist der tägliche Austausch in Mettenhof ein immenser Vorteil.

Sport verbindet. Der TSV Plön ist immer schon durch Integrationsarbeit aufgefallen. Er zählt auf Zusammenarbeit und Unterstützung des DOSB und des Landessportverbandes mit dem Programm „Integration durch Sport“. Der Verein erhielt Preise und Auszeichnungen, hält Verbindung zum Bundesamt für Migration. „Wir haben vier ehrenamtliche Box-Trainer beschäftigt“, sagt Korth. Darunter befindet sich ein kasachischer Sportlehrer, der einen ähnlichen Weg gegangen ist wie Familienvater Baklan, dessen dreizehnjähriger Sohn Marcel ebenfalls boxt.

Eine feste Gemeinschaft ist das. Nicht nur in Plön. Auch in Mettenhof. In Gaarden. Kieler Problembezirke. Bagrat Mrktchyans Vater ist mit Hans Korth und Sergey Baklan nach Marne gereist. Die Familie hat Sorgen. Bagrats Bruder ist erkrankt; der Heilungsprozess erfordert Kraft und Geduld. Um so wichtiger ist, neben dem Deutsch-Unterricht, die Heimat, die der Junge Bagrat im Kieler Box-Camp des TSV Plön gefunden hat. Größere Aufgaben stehen auch bevor. Als Landesbester seines Jahrgangs darf Bagrat Mrktchyan mit zur Deutschen Meisterschaft fahren, bei der der TSV Plön gewohnheitsmäßig stark vertreten ist. Viel Kraft wächst aus dieser Stärke.


  • Der Trainer und sein Schützling: Sergey Baklan, als Sozialarbeiter bei der Kirche angestellt, will den 14-jährigen, vor sieben Monaten aus Armenien gekommenen Bagrat Maktchyan nicht nur zu einem guten Boxer formen Foto:Hans Korth
    Der Trainer und sein Schützling: Sergey Baklan, als Sozialarbeiter bei der Kirche angestellt, will den 14-jährigen, vor sieben Monaten aus Armenien gekommenen Bagrat Maktchyan nicht nur zu einem guten Boxer formen Foto:Hans Korth