Ministerpräsident Beck zu Gast bei der Sportjugend

Hoher Besuch bei der Sportjugend des Landessportbundes Rheinland-Pfalz: Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck kam zu Besuch nach Koblenz, um sich über das Programm „Integration durch Sport“ zu informieren. Der Landesvater fuhr eskortiert von zwei schweren Limousinen vor dem Haus des Sports vor, hörte anschließend interessiert zu und diskutierte mit.

Als Ministerpräsident ist Kurt Beck normalerweise Wortführer. In Koblenz jedoch schlüpfte der rheinland-pfälzische Landesvater in die Rolle des Zuhörers und ließ sich von der Sportjugend des LSB Rheinland-Pfalz alles Wissenswerte über das Programm „Integration durch Sport“ berichten. Beck selbst hatte um den Termin im Haus des Sports gebeten, um sich persönlich ein Bild von der Projekt-Arbeit zu machen. Schließlich war das Thema Integration nie so wichtig wie heute. „Diese Arbeit hat große Bedeutung für die gesamte Gesellschaft“, lobte Beck im Beisein von Gastgeber Fred Pretz, dem Präsidenten des Sportbunds Rheinland. „Der Sport ist wie kaum ein anderer Bereich gelebte Integration“, ergänzte Pretz.

 

Milan Kocian, der Landeskoordinator des Programms "Integration durch Sport", stellte kurz die Arbeit vor, die „sehr viel Herz und Leidenschaft erfordert, da ansonsten die Jugendlichen wegbleiben“. Anhand eines Videofilms bekam der Ministerpräsident ein Bild vom Ablauf diverser Mitternachtsturniere in Rheinland-Pfalz. „Nicht nur in der Fußball-Bundesliga sind die Stadien voll, auch wir machen die Hallen voll“, sagte Kocian stolz.

 

Desweiteren berichteten Vertreterinnen und Vertreter aus den sogenannten Stützpunktvereinen von ihren alltäglichen Erfahrungen im Umgang mit Migranten. Die 20 Stützpunktvereine haben in den vergangenen Jahren dichte Netzwerke aufgebaut und schon viele Erfolge bei der Integration von Ausländern, Aussiedlern und anderen sozial benachteiligten Menschen erzielt. Ein Beispiel ist der CSV Andernach. Dessen Vertreter Micky Vlajnic berichtete dem Ministerpräsidenten von vielen Jugendlichen, die von der schiefen Bahn direkt in die offenen Sportangebote seines Vereins kommen. „Und durch Sport lernen sie, sich an Regeln zu halten“, ergänzte Gerlinde Görgen, die mit dem JSV Speyer seit nunmehr zehn Jahren zweimal im Monat Mitternachtssport-Events anbietet. „Hier sind viele Freundschaften zwischen Deutschen und Migranten entstanden.“

 

Doch wo Erfolg ist, sind Probleme nicht weit – so auch bei den Stützpunktvereinen, die oft über zu wenig Hallenzeiten oder Abstimmungsprobleme mit den „herkömmlichen“ Sportvereinen klagen. „Viele Vereine sehen uns als Konkurrenz und geben uns deshalb nicht genügend Trainingszeiten“, sagte Görgen. Ihr Andernacher Mitstreiter Vlajnic kennt diese Probleme, hat jedoch mit seinem Verein eine Lösung gefunden. Der ortsansässige Fußballklub schickt „problematische“ Jugendliche zu ihm, diese rehabilitieren sich in den offenen Sportangeboten und können dann wieder an einem geregelten Vereinstraining teilnehmen. Davon profitieren beide Seiten.

 

Ein weiteres Problem sprach Winfried Schmitt vom Mainzer Fußballverein VfL Fontana Finthen an: den großen Verwaltungsaufwand bei der Dokumentation und der Beantragung von Zuschüssen. Schmitt beklagte einen regelrechten „Papierkrieg, der die tägliche Arbeit nicht unbedingt erleichtert“.

 

Der Ministerpräsident hörte geduldig zu, fragte nach und sicherte spontan Hilfe zu. „Aber ich will nichts Falsches versprechen“, schränkte Kurt Beck ein. „Wir wollen, dass das, was Sie tun, möglich ist, und wir wollen Sie unterstützen.“ Als ersten Ansatz regte der Landesvater Gespräche der Stützpunktvereine mit den zuständigen Sportdezernenten an, um das Problem der mangelnden Hallen- und Trainingszeiten anzugehen. Die Einführung der Ganztagsschule vergrößert dieses Dilemma noch mehr.

 

„Insgesamt gilt“, gab Beck den Vereinsvertretern mit auf den Weg, „dass wir weiterhin Verständnis für Ihre Arbeit wecken müssen. Denn der Wert dieser Integrationsarbeit ist nicht am Monatsende nachrechenbar. Sie hat eine ungeheure gesellschaftspolitische Dividende. Machen Sie bitte weiter so.“

 

Jochen Dick