Mit Purzelbäumen Brücken schlagen

Ingolstadt / Lukas Podolski, Mehmet Scholl oder Gerald Asamoah sind Vorzeigestars mit Migrationshintergrund, die ihre kulturellen Eigenheiten behalten haben und aus den deutschen Fußballstadien nicht mehr wegzudenken sind. Aber auch im Breitensport gibt es zahllose Beispiele für gelungene Integration, wie beim 1. Oberbayerischen Integrationsforum in Ingolstadt deutlich wurde.

Aus acht verschiedenen Nationen stammen die Mädchen, die am Donnerstagabend das Kinderturnen des MTV 1881 Ingolstadt vorführten. Auch die Karatekas des TSV Ingolstadt-Nord, die Kickboxer des SC Bushido oder die Breakdancer des TV 1861 Ingolstadt sind eine bunt zusammengewürfelte Truppe mit Kindern und Jugendlichen aus vielen Ländern. Diese Schanzer Stützpunktvereine sind hervorragende Beispiele für gelebte Integration und stellten daher beim 1. Oberbayerischen Integrationsforum in der Ingolstädter Volkshochschule ihre Arbeit vor. "Integration ist keine einseitige Leistung, sondern verlangt auch von den Deutschen eine offene Haltung", betonte Oberbayerns Regierungsvizepräsident Ulrich Böger.

 

Unter dem Motto "Sport bewegt, Sport verbindet!" unterstützt die Regierung im Rahmen des Oberbayerischen Integrationsforums die vielfältigen Integrationsmaßnahmen von öffentlicher und privater Seite, vermittelt Kontakte und ist Ansprechpartner für Fragen der Integration. Den Bau der Ingolstädter Moschee bezeichnete Regierungsvizepräsident Böger als "gutes Beispiel für gelebte Integration". Auch Oberbürgermeister Alfred Lehmann betonte den offenen Dialog als Voraussetzung für gelungene Integration und kündigte die Wahl eines Integrationsbeauftragten im Stadtrat kommende Woche an. Voraussichtlich wird der städtische Referent Herbert Lorenz in dieses Amt gewählt (NR berichtete). Der Fachmann für Verwaltungsaufgaben räumte allerdings auch ein, dass die Integrationsarbeit "zäh und langsam" voran gehe. Am besten sei es daher, auf eine vorhandene Basis - nämlich auf den Sport - zu setzen. Zur Erinnerung: In Ingolstadt leben 16 000 Migranten aus 100 Nationen sowie 20 000 Spätaussiedler. Zugleich sind in den 80 Vereinen 40 000 Menschen aktiv.

 

Conny Baumann, die das Programm "Integration durch Sport" des Deutschen Sportbundes in Bayern koordiniert, gab beim Ingolstädter Forum einen Einblick in ihr Wirken, das auf verschiedenen Säulen fußt: Stützpunktvereine, mobile Programmarbeit, Sonderprogramme sowie ein- und mehrtägige Aktionen. Rund 30 Sonderveranstaltungen seien im Vorjahr durchgeführt worden, berichtete Baumann, "es hätten aber auch gut 100 sein können". Generell sei die Organisation inzwischen wegen der vielen Anfragen überfordert und benötige dringend einen weiteren Ausbau. Die Expertin warnte aber auch vor zu hohen Erwartungen: "Der organisierte Sport kann den Integrationsprozess nicht alleine gestalten."

 

(Quelle: MICHAEL STADIK, Allgäuer Allgemeine vom 04.05.2007)