„Seestern“ ist der neue Stolz der Kuttersegler

Kieler Jugendverein feierte Stapelhub und bedankte sich bei zahllosen Förderern.Der „Seestern“ ist das wahrscheinlich älteste Kieler Schiff mit der wohl jüngsten Besatzung. 1874 in Hamburg vom Stapel gelaufen, diente es den weitaus größten Teil seiner Geschichte als Fischereischiff, ehe es jetzt nach fast siebenjähriger Rundum-Sanierung in den Bestand des Vereins Kieler Jugendkutterprojekt überging.

 

Obwohl der Stapelhub am 25. Mai auf dem Gelände des Kieler Seefischmarktes nichtöffentlich war, verfolgten etwa 200 Interessierte das von einiger Spannung begleitete Spektakel. Durchweg handelte es sich dabei um Leute, die mit Geld, Sachmitteln oder anderweitig die Mission „Seestern“ unterstützt hatten. Entsprechend dankbar zeigte sich Jugendkutter-Vereinsvorsitzende Claudia Schmidt, nach deren Worten die Aktion allein 100.000 Euro an Barmitteln kostete. Ehrenamtliche Arbeit und Materialspenden sind in dieser Rechnung noch gar nicht enthalten. Aktuell zum Stapelhub freuten sich die Kutterfreunde über 1.600 Euro von der Rotarischen Seglern und 3.000 Euro vom Verein „Heute ist ein Lächeltag“. Aus gutem Grund war Dr. Ekkehard Wienholtz, Präsident des Landessportverbandes (LSV), am Sonnabend der erste offizielle Gratulant. Das Kuttersegeln ist nach Überzeugung von Wienholtz ein „Spitzenprojekt“ innerhalb der LSV-Dauerinitiative „Integration durch Sport“ und zeigt beispielhaft, welch positive Wirkungen Gemeinschaftserlebnisse beim (Segel-)Sport wie bei der Arbeit im Winterlager auslösen können. „Wir werden Euch immer unterstützen, wenn wir das können und so weit wir das können“, versprach Wienholtz. Das hält der LSV-Präsident auch persönlich ein: Zu seinem 70. wie vor wenigen Wochen zu seinem 75. Geburtstag bat er statt um Geschenke um Spenden für den Jugendkutter. Jugendlichen, deren Familien nicht auf der Sonnenseite stehen, vermittelt das Projekt seit 2001 Sport, Spaß, Abenteuer und Gemeinschaftsgefühl. Stets dabei war und ist Jürgen Pautke, Skipper, Sozialpädagoge und Bootsbauer in Personalunion. Er und sein Freund Andreas Köpke waren es auch, die in Cuxhaven den ursprünglich in Hamburger Diensten stehenden Hafenschlepper „Seestern“ auftaten. Und sich damit ordentlich was einbrockten. „Wir haben uns das viel leichter vorgestellt“, gestand Jürgen Pautke und berichtete über eine überwältigende Zahl von Helfern, die diese Mammutaufgabe letztlich gelingen ließen. Besonders an den Stahlbauarbeiten bissen sich die Segler fast die Zähne aus, ehe letztlich die Rettung in Form von HDW mit einigen fixen Schiffbau-Studenten und einem engagierten Meister kam. Aus dem „Seestern“ ist dank derart vereinter Kräfte eine Gaffelketsch mit zehn Kojen, einer Kombüse, einem Dach überm Kopf und sogar einer Toilette geworden. Alles Luxuseigenschaften, die auf der weiterhin für kleinere Fahrten zur Verfügung stehenden „Clara“ zuweilen arg vermisst wurden. Ziel des Jugendkuttervereins ist es, mit dem neuen Schiff größere Törns zu starten. Wobei Ziel und Zeitpunkt der Premiere noch unklar sind, weil in den kommenden Wochen erst noch der „Schiffs-TÜV“ bestanden und ein Sicherheitszeugnis erworben werden muss. Rundum glücklich war ganz ohne Zertifikat Ehrengast Erich Lancker. Der heute 83-Jährige absolvierte auf der „Seestern“ 1944 und 1945 seine Fischerausbildung und berichtete, dass es nahezu an ein Wunder grenzt, dass das Schiff immer noch existiert. Unter anderem überstand es einen gezielten Bombenangriff und ging auch nicht in die Luft, als sich nach dem Krieg im Netz statt Fischen eine Fliegerbombe verfangen hatte. Bis in die 1990er Jahre hinein befand sich der Seestern im Besitz der inzwischen in der neunten Generation der Fischerei verpflichteten Familie Lancker. Umso begeisterter ist der Senior davon, dass das Schiff wieder so schmuck daherschaukelt wie in seinen allerbesten Zeiten. Von Martin Geist


  • Herr Wienholtz
  • besucher
  • Seestern schwenkt
  • stolzer Skipper Juergen
  • Helfer machen Seestern fest