Sport für ALLE ist ein Erfolgsprojekt

Engagiert und begeistert, aber auch in einigen Punkten kritisch, schildern zwei Vereine ihre Erfahrungen mit dem Projekt Sport für ALLE – mit Flüchtlingen in Schleswig-Holstein.

Gruppe an Bord der "Seestern"
Gruppe an Bord der "Seestern"

Das Kieler Kutterprojekt hat in den vergangenen Monaten einen Schwimmkurs für geflüchtete Jugendliche aus Syrien, Afghanistan, Irak und Jemen durchgeführt. Die Jungen waren Schüler in sogenannten DaZ-Klassen (Deutsch als Zweitsprache) oder absolvierten ein Arbeitsvorbereitungsjahr. Den Kurs hat eine Schwimmlehrerin zusammen mit ehrenamtlichen jungen Helfern aus Syrien, die schon sehr gut die deutsche Sprache beherrschen und gute Schwimmer sind, angeleitet. Nicht nur Schwimmen stand auf dem Programm, sondern auch die Verbesserung der deutschen Sprachkenntnisse. Diejenigen Jugendlichen, die den Schwimmschein in Bronze geschafft haben, sollen in der kommenden Segelsaison mit an Bord der Boote des Jugendkutterprojektes gehen. Einige von ihnen haben auch schon bei den notwendigen Winterarbeiten an den Booten teilgenommen. Jürgen Pautke vom Kutterprojekt ist überzeugt: „Diese Arbeiten und insbesondere die mehrtägigen Segeltörns führen zu einem wirklichen Integrationsprozess, weil dann immer eine gemischte Crew mit einheimischen Jugendlichen und Jugendlichen mit unterschiedlichem Migrationshintergrund über einen längeren Zeitraum gemeinsam auf den Booten aktiv ist. Diese positiven Prozesse konnten wir schon in den vergangenen Jahren während der Segelsaison beobachten.“

Kritisch merkt Jürgen Pautke allerdings an: „Aus unserer Praxis erfahren wir, dass die Wohnbedingungen für einige geflüchtete Jugendliche immer noch sehr schlecht sind. Auf dem angespannten Wohnungsmarkt entstehen sehr ungünstige Situationen, da auch sozialschwache einheimische Jugendliche Wohnungen suchen. Nach anfänglichen Erfolgen im Bereich der Integration ist der weitere Prozess, wie  das Entstehen privater Kontakte zwischen den Jugendlichen außerhalb des Vereins oft sehr zäh.“ 

Beim Wedeler TSV stehen „Sport für ALLE“ und das Programm „Integration durch Sport“ schon seit vielen Jahren quer durch alle Sparten ganz oben auf der Agenda. Die IntegrationslotsinPetra Kärgel berichtet von einer Vielfalt von sportlichen Integrationsangeboten, die sich aus der intensiven Netzwerkarbeit im Arbeitskreis Integration der Stadt Wedel entwickelt haben. „Eine echte Herzensangelegenheit für mich und die Schwimmabteilung des Wedeler TSV sind die Schwimmkurse für Frauen“. In Kooperation mit der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Wedel sowie mit dem Türkischen Elternbund bietet der Verein in den Ferien Schwimmkurse für Anfängerinnen an, für die ein individuelles, intensives Schwimmtraining durchgeführt wird. In den Osterferien 2019 nahmen bereits Frauen aus Afghanistan, Syrien und Irak erfolgreich teil. Petra Kärgel nennt weiterhin die erfolgreichen Fahrradkurse für Frauen, wo Teilnehmerinnen mit und ohne Migrationshintergrund das Fahrradfahren lernten und durch verbesserte Mobilität auch eine stärkere Unabhängigkeit erlangten. 

Um Jungen und Mädchen aus den verschiedenen Kulturkreisen für den Sport im Verein zu begeistern, führt der Wedeler TSV 2019 in der Sporthalle ein großes Sportprojekt mit den vier DAZ-Klassen der Wedeler Schulen durch. Die jeweiligen Klassen werden an vier Vormittagen während der Schulzeit in die Halle eingeladen, um mit den Trainer*innen des Vereins Sportarten wie Klettern, Ringen, Akrobatik, Hockey und Ballspiele auszuprobieren.

Petra Kärgel bilanziert: „Insgesamt konnten wir durch die gezielten Angebote der Integrationsarbeit viele Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen erreichen und teilweise auch nachhaltig für unseren Verein gewinnen. Durch meine Netzwerkarbeit in Wedel ist die Bedeutung des Sports für eine gelingende Integration auch stärker in das Bewusstsein der Lokalpolitik gerückt. Hier bedarf es aber speziell noch mehr des Einsatzes seitens des LSV, damit mehr finanzielle Mittel für die Sportvereine bereitgestellt werden und die Bedeutung des Sports für unsere Gesellschaft stärker in den Fokus gerät.“

Für Kärgel ist die Arbeit der Integrationslots*innen Dreh- und Angelpunkt der Integrationsarbeit der Sportvereine. Sie schlägt vor: “Es sollten Konzepte entwickelt werden, um noch mehr Migrantinnen für den Vereinssport zu gewinnen. Mehr Frauen und Mädchen zu erreichen, ist aus meiner Sicht ein Ziel, für das noch viel mehr getan werden muss.“

 

 

 

 


  • Gruppe an Bord der "Seestern"
    Gruppe an Bord der "Seestern"