TuS Bloherfelde von 1906 e.V. gewinnt Sterne des Sports in Silber

Der TuS Bloherfelde fährt zum Bundesfinale des Vereinswettbewerbs „Sterne des Sports“. Beim Entscheid auf Weser-Ems-Ebene überzeugte der Verein mit seinem Projekt „Radfahrschule für Erwachsene“.

Foto: Volksbank / Markus Hibbeler
Foto: Volksbank / Markus Hibbeler

Oldenburg. Bereits 2005 wurde in Oldenburg die Idee geboren, sozial benachteiligten Menschen durch Radfahrkurse zu mehr Mobilität und Selbständigkeit zu verhelfen. Es entstand ein Kooperationsprojekt mit der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg und der Gemeinwesenarbeit Bloherfelde. Gefördert wurde es aus dem Europäischen Sozialfond.

Im Jahr 2019 bekam dieses Projekt eine neue Heimat beim TuS Bloherfelde von 1906 e.V. Seit 2022 ist auch der ADFC als Kooperationspartner im Projekt involviert. Die inzwischen sieben Trainer*innen des TuS Bloherfelde wurden über Lehrgänge des LandesSportBund Niedersachsen e.V. in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Verkehrssicherheitsrat geschult.

Die Kurs-Teilnehmenden sind überwiegend Frauen mit Migrationshintergrund. Es kommen jedoch auch ältere Damen, die eine Sturzerfahrung mitbringen und wieder ihr Selbstvertrauen und ihre Selbständigkeit ohne PKW zurückgewinnen möchten. Für Frauen mit Migrationshintergrund ist es besonders wichtig, ihr Zugehörigkeitsgefühl zu stärken und „wie alle anderen Oldenburger*innen zu sein“. Auch steht der Transport der Kinder zum Kindergarten oder die Begleitung mit dem Rad zur Schule im Fokus. Der Alltag wird leichter, wenn die Strecken zur Arbeit, zum Einkauf, zu Ämtern oder zum Arzt per Rad absolviert werden können.

Die Radfahrschule: Ein Blick in die Praxis

Die ersten Stunden werden mit den Interessierten in der vereinseigenen Sporthalle bestritten. Zwischen 8 und 12 Teilnehmer*innen mit jeweils 2-3 Trainer*innen lernen Gleichgewicht und Koordination. Sie trainieren dabei ihren gesamten Körper, da oftmals keine Sporterfahrung vorhanden ist.

Bevor es aufs Fahrrad geht, steht das Üben auf Erwachsenen-Rollern auf dem Plan. Auf diese Weise kann neben dem Gleichgewicht auch die Geschwindigkeit erspürt werden. Fahren, schauen, reagieren, bremsen, anstoßen und einhändig fahren: All das wird geübt, bis der Wechsel auf die Fahrräder mit tiefem Einstieg und ohne Pedalen folgt.

Mit diesen Erwachsenen-Laufrädern wird Vertrauen in das Rad und das eigene Tun aufgebaut. Die Trainer*innen helfen beim Schwungholen, Rollen und Bremsen. Manches Mal wird auch mitgelaufen, um zu schieben.

Ist die größte Sicherheit erreicht, geht es von der Turnhalle auf den Marktplatz des Stadtteils. Dort kommt es auch zu Begegnungen und anderen visuellen Einflüssen, die Radfahrer*innen in der Stadt erwarten. Kleine Touren in der näheren Umgebung helfen, das Erlernte zu festigen und Sicherheit aufzubauen. Dabei werden erstmals auch Verkehrsregeln und Verkehrszeichen erklärt und vermittelt.

Das Ziel: Gesellschaftliche Teilhabe

Die sprachlichen Barrieren sind während des Lernens eine der größten Herausforderungen bei der Wissensvermittlung. Dies kann der TuS Bloherfelde mit seinem mehrsprachigen Trainer*innen-Team jedoch sehr gut auffangen. Zwei Trainerinnen haben in Deutschland Radfahren gelernt - eine Trainerin sogar beim Projekt des TuS Bloherfelde. Nun helfen beide selbst dabei, Barrieren abzubauen und gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen.

Schließlich liegt genau hier das Ziel des Projekts: Menschen mit Migrationshintergrund in die Gesellschaft einbinden. Dass dies im Projekt so hervorragend gelingt, ist ein Gewinn für alle.

Dieser Erfolg wurde in diesem Jahr erstmals auf regionaler Landkreis-Ebene des Wettbewerbs „Sterne des Sportes“ gewürdigt. Ergebnis war der Bronze-Stern für den TuS Bloherfelde mit der Radfahrschule. Es folgte die Ehrung auf Landesebene mit dem Silber-Stern.

Wir sind nun voller Vorfreude, mit dem Ticket in der Hand zum Bundesentscheid nach Berlin fahren zu dürfen.

Text: Sabine Doucha / TuS Bloherfelde von 1906 e.V.

 

 


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