„Übungsleiterin interkulturell“ - Mehr als eine Ausbildung

Nach dem Pilotprojekt in München konnte nun erstmals in Regensburg eine C-Lizenz Breitensport für Absolventinnen der „Sportassistentin Interkulturell“ erfolgreich durchgeführt werden.

Jetzt geht’s ums Ganze! Denn die Teilnehmerinnen, die schon zuvor eine Ausbildung zur „Sportassistentin Interkulturell“ durchlaufen hatten, wollten nun auch die C-Lizenz Breitensport des BLSV erwerben. Während sie bei der Ausbildung zur Sportassistentin noch reinschnuppern konnten und langsam an den Sport im Verein herangeführt wurden, gab es jetzt Schwitzen, Aufpassen und Lernen, um das zu erreichende Ziel in Form einer Abschlussprüfung erfolgreich bestehen zu können.

Schon bei der Anmeldung wurden große Zweifel gemeldet, ob die Prüfung denn zu schaffen sei. Doch die Frauen waren motiviert und investierten viel Energie und Freizeit in die Ausbildung. An insgesamt 106 Unterrichtseinheiten (UE) erlernten sie nicht nur für Frauen typische Sportarten wie Aerobic, Tanz und Gymnastik, sondern mussten sich auch mit den traditionellen Sportarten wie Fußball und Leichtathletik auseinander setzen.

Fun-Sport Basketball

Dass Basketball zur Fun-Sport-Art wird hätte sich die Referentin Marina Schmeidl auch nicht träumen lassen. Basketball gilt hierzulande eher als Männersportart und in der Tat sind es mehr Männer als Frauen die diesen Sport betreiben.

Im Rahmen der Ausbildung zur C-Lizenz Breitensport hatten die Frauen den meisten Spaß beim Basketball. Dank der guten Einführung durch Frau Schmeidl erfuhren die Frauen neben den Spielregeln auch Trainingsmethoden und Taktiken sowie Tricks, die sie dann live ausprobieren durften. Dass da das ein oder andere schief ging sorgte nicht für Verdruss, im Gegenteil, es brachte so viel Fun, dass die Frauen nicht mehr aufhören wollten.

Auf die Inhalte wird Wert gelegt

Bei der Ausbildung geht es darum den Teilnehmerinnen ein weites Spektrum an Sportarten zu zeigen, und ihnen beizubringen, diese an Gruppen zu vermitteln. Es kommt also nicht nur darauf an wie gut man selbst eine Sportart kann und die Regeln beherrscht, sondern welche methodischen Wege und Trainingslehre man anwendet, um andere für die Sportart zu begeistern. Neben der sportpraktischen Seite werden auch viele theoretischer Grundlagen gelegt, die eine Übungsleiterin im Verein benötigt. Zum Beispiel Rechte und Pflichten im Umgang mit Übungsgruppen, insbesondere wenn es sich um Jugendliche handelt oder physische und psychische Grundlagen und pädagogische Fähigkeiten und Fertigkeiten, die zum Anleiten von Gruppen unabdingbar sind. 

Nach der Pflicht kommt die Kür

Neben den Pflichtstunden, die in der Ausbildung vom BLSV festgeschrieben sind, lernten die Teilnehmerinnen auch Teilbereiche der Erlebnispädagogik kennen, die man bei Freizeiten, Jugendabenden oder ähnlichem gut gebrauchen kann. Dazu gehören Teambildung und soziale Stärkung einzelner Mitglieder im Verein.

Doch auch die Teilnehmerinnen der Ausbildung kamen an ihre Grenzen. So ist es nicht so einfach beim sogenannten Geocaching mit einem elektronischen Kompass Schätze zu finden oder gemeinsam eine Decke, auf der alle Teammitglieder stehen, auf dem Boden zu wenden. Da ist Teamarbeit gefragt und bringt die Frauen wieder ein Stück näher zusammen. Der Spaßfaktor war hier riesengroß.

Nicht nur zusehen, selbst aktiv werden

Innerhalb der Ausbildung sind die Teilnehmerinnen angehalten, Übungsstunden für die Gruppe vorzubereiten. Diese Übungsstunden dienen den Teilnehmerinnen als Vorbereitung auf die praktische Prüfung. Hier erhielten die Frauen noch einmal hilfreiche Tipps für den Umgang mit Gruppen und in Bezug auf das Verhalten in schwierigen Situationen. Neben ihnen bekannten Sportarten übten sich die Teilnehmerinnen auch in der Vermittlung von fremden Sportarten, deren Umgang sie selbst noch nicht erfahren hatten. Das erforderte natürlich eine gründliche Vorbereitung. Aber auch diese Einheit wurde mit guten Ergebnissen absolviert, so dass die Frauen nun auch in der Praxis gut auf die Prüfung vorbereitet waren.

Eine Ausbildung mit Weitblick

Mit der Qualifizierung zur „Sportassistentin Interkulturell“, wurde ein Schnupperangebot für Frauen mit Migrationshintergrund geschaffen, um mehr Frauen für den Sport zu begeistern und sie über das Sportsystem mit den Vereinen und Verbänden aufzuklären. Gleichzeitig konnten auch kulturelle Barrieren und Missverständnisse abgebaut werden.  

Aus dieser Motivation heraus freut es uns, dass wir die Frauen für eine weiterführende Ausbildung C- Lizenz Breitensport des BLSV begeistern konnten und sie sich nun in den Vereinen engagieren. „Das war unser Ziel“, sagte Frau Tabea Gutschmidt vom Programm „Integration durch Sport“ die in Zusammenarbeit mit Frau Marga Teufel von der Gleichstellungsstelle der Stadt Regensburg, das Projekt vorantrieb. „Wir haben mit der Sportassistentin interkulturell eine Grundlage geschaffen für die Bewegung und für den Einstieg in das System Sportverein, was gerade Migrantinnen, die hier leben, kaum bekannt ist. Dadurch haben wir die Frauen zum Sport motiviert und einen Anreiz geschaffen, an einer weiterführenden Ausbildung teilzunehmen. So können wir Integrationsarbeit nachhaltig gestalten“, so Tabea Gutschmidt.

Und es war seitens der Teilnehmerinnen eben mehr als nur eine Ausbildung. Denn die Frauen aus unterschiedlichen Nationen sind sich kulturell näher gekommen und haben nicht nur gemeinsam die Ausbildung durchlaufen, sondern sind als Gruppe zusammen gewachsen und werden auch zukünftig zusammen Sport treiben.   

Investition in Nachhaltigkeit

„Die Fördermittel des Bayerischen Staatsministeriums für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen, bei dem wir uns sehr herzlich für die Unterstützung bedanken, waren in diesem Programm ebenso gut angelegt wie die von Seiten des Programms Integration durch Sport.“ so Marga Teufel. „Sport stellt einen wichtigen Faktor der Förderung von Frauen mit Migrationshintergrund, aber auch solchen in schwierigen Lebenslagen, die häufig mit einem erhöhten Krankheitsrisiko belastet sind, dar. Diese werden mit herkömmlichen Sportangeboten fast nicht erreicht. Durch die Ausbildung von Frauen, die die besonderen Lebensbedingungen der Zielgruppe verstehen und in die Arbeit einbringen, werden Hemmschwellen abgebaut und neue Motivationslagen aufgebaut. Damit können mehr Frauen erreicht und für die sportliche Teilhabe begeistert werden.“ Erklärt uns Marga Teufel von der Gleichstellungsstelle Regensburg. So kann eine einfachen Ausbildung doch mehr sein, als nur eine Ausbildung allein.

Weitere Informationen zum Thema Sportassistentin Interkulturell

Programm „Integration durch Sport“
Regionalbüro Regensburg
Tabea Gutschmidt
Tel.: 0941-29726 16
Email: regensburg(at)sportintegration.de
www.sportintegration.de