„Vielfalt bereichert“ – aber was habe ich davon?

So oder ähnlich mag die Eine oder der Andere gegrübelt haben, nachdem Bernd Sommerfeld, Sportlehrer des lsb h, den Beamtenanwärtern für den allgemeinen Vollzugsdienst in hessischen Justizvollzugsanstalten des H.B. Wagnitz-Seminars einen spannenden Tag zum Thema interkulturelle Kompetenz ankündigte.

Beamtenanwärter in Justizvollzugsanstalten kehren nun mit vielfältigen interkulturellen Eindrücken an ihren Arbeitsplatz zurück (Quelle: LSB Hessen)
Beamtenanwärter in Justizvollzugsanstalten kehren nun mit vielfältigen interkulturellen Eindrücken an ihren Arbeitsplatz zurück (Quelle: LSB Hessen)

Es ist Dienstagmorgen, 09.00 Uhr. Die Damen und Herren betreten die Sporthalle der lsb-Sportschule in Frankfurt, wo Peter Schreiber, Sportjugend-Referent „Sport interkulturell“, bereits die Tagesmaterialien auslegt, Seminarmedien aufbaut und Sportgerät bereitstellt.  

Nach einer kurzen Begrüßung und Einleitung durch Bernd Sommerfeld beginnt das Tagesseminar „Vielfalt bereichert – interkulturelle Kompetenzen in Sport und Alltag“ mit dem Warming-up: „sportliches“ Kennenlernen in Bewegung ist angesagt und die obligatorische Erwartungsabfrage. Es schließt sich eine Einführung zum Bundesprogramm „Integration durch Sport“ an, gefolgt vom ersten Theorieblock, dem Grundgerüst der Fortbildung: 3 Säulen – 4 Kernthesen – 5 Spielfelder – eingeleitet wie alle weiteren Informations- und Gruppeneinheiten mit energiegeladenen Bewegungsspielen.

Expertenwissen und Kultur

Das strukturierende Element des Tages ist die Prozess- und Teilnehmendenorientierung des Seminars, dessen Basis die DOSB-Fortbildung „Sport interkulturell“ darstellt. Dabei achtet der Seminarleiter dezidiert auf die Zusammensetzung der Gruppe, die Motivation der Einzelnen und knüpft an deren Interessen und Erfahrungswissen an. So gesehen sind alle Anwesenden Lernende und Experten zugleich.

Das wird dann direkt in der Moderationsmethode World Café deutlich. An drei Tischen bringen die jungen Leute ihre Erfahrungen und Meinungen im Zusammenhang mit fremden Kulturen zu Papier (z.B. zur Aussage „Fremde Kulturen bereiten Unbehagen – woran merke ich das?“) und diskutieren unter Leitung des „IdS“-Referenten die Niederschriften.

Vor der Mittagspause und einem kleinen Spaziergang bei sonnigem Wetter dreht sich alles um das Thema Kultur. Eine Sprichwörterübung verdeutlicht, dass so genannte typisch deutsche Redewendungen durchaus „nicht typisch deutsch“ sind, sondern sich in anderen Kulturen wiederfinden lassen. Was und wie Andere (Menschen aus diversen Kulturen) über Deutsche denken und uns wahrnehmen, wird partnerweise herausgearbeitet und erzeugt Aha-Effekte bei den Teilnehmenden.

Eisberg: was ich sehe, ist nicht alles

Nach dem Mittagessen startet die Gruppe mit Move & Box-Techniken, unterlegt mit entsprechender Musik, in den Nachmittag. Und plötzlich ist er da: der Eisberg. Anhand des gleichnamigen Modells wird deutlich, dass viele individuelle Eigenschaften unter der Wasseroberfläche bleiben und damit nicht erkennbar sind. Gleichwohl, und das arbeiten die Teilnehmer heraus, gibt es kulturübergreifende Gemeinsamkeiten, die wie gemeinsame Erlebnisse im Sport als „große“ Überschrift ebenso von Bedeutung sind wie Anerkennung, Respekt und Dialogbereitschaft als „kleinster gemeinsamer Nenner“.

Miteinander reden – nicht übereinander

Ohne Kommunikation in Sport, Arbeitswelt und Alltag geht es nicht, das ist selbstverständlich und funktioniert in aller Regel problemlos. Ihr Erstaunen bringen die Teilnehmer darüber zum Ausdruck, welche Fallstricke verbal, non-verbal und in Mimik und Gestik bereitstehen und ein Gespräch/eine Begegnung kippen können. Die kommunikativen Regeln eines auf Gelingen abzielenden zwischenmenschlichen Dialogs müssen eingeübt werden, sollen sie den Gesprächspartner nicht verprellen.

Interkulturelle Kompetenzen – das Wissen der Zukunft

Somit stellen sich das Übermitteln einer Nachricht, das Verstehen und die Deutung derselben in der jeweiligen Situation und Rolle in Sport und Alltag als die wichtigste der Kompetenzen heraus. Daneben zusätzlich von entscheidender Bedeutung: Empathie, Offenheit und Konfliktfähigkeit.

Um 17 Uhr endet der Tag mit einem sportlichen Abschluss. Referent Peter Schreiber verteilt abschließend eine „Spiele für Viele – alle sind Gewinner“-Übersicht.

Im finalen Blitzlicht nun noch das Fazit der Teilnehmer:  viel Neues und Interessantes im Miteinander erfahren, angenehme Atmosphäre, der erfrischende Wechsel zwischen sportlichen Einheiten, Theorie-Inputs, Arbeitsphasen und Diskussionsrunden.


  • Beamtenanwärter in Justizvollzugsanstalten kehren nun mit vielfältigen interkulturellen Eindrücken an ihren Arbeitsplatz zurück (Quelle: LSB Hessen)
    Beamtenanwärter in Justizvollzugsanstalten kehren nun mit vielfältigen interkulturellen Eindrücken an ihren Arbeitsplatz zurück (Quelle: LSB Hessen)