Was ist eigentlich „Inklusion im Sport“?

Experten auf dem Podium und unter den Gästen diskutieren in Koblenz

Beim inzwischen neunten Diskussionsforum der Sportjugend, moderiert von Heiko Bieser und diesmal zu Gast im renovierten Saal des Sportbundes Rheinland in Koblenz, diskutierten Fachleute „Inklusion“ mit einem Publikum, das sich durch seine besondere Kompetenz in der Arbeit mit dem Thema „Integration durch Sport“ auszeichnet. 

Ein fesselndes und forderndes Impulsreferat von Expertin Nora Sties vom Turnverein Mainz-Laubenheim brachte es auf den Punkt – die gesellschaftspolitisch so wichtige Entwicklung zu einer inklusiven Gemeinschaft steckt auch im Sport noch in den Kinderstiefeln. Sties fordert ein Umdenken. Einen anderen Blick auf die Sache. Einen Wertewandel. Selbst der Behindertensportverband Special Olympics Rheinland-Pfalz und der Gehörlosensportverband bilden noch keine Einheit. Wie soll dann das komplexe Gefüge des organisierten Sports in Rheinland-Pfalz Inklusion schaffen? 

Sportjugend-Vorsitzender Thomas Biewald wies darauf hin, dass das gleichberechtigte Teilnehmen von Menschen mit und ohne Behinderungen als auch von Menschen mit und ohne Migrationsbiografie im Sport zu ermöglichen ist. Das streben wir an – und das noch gleichzeitig zu dem langen Prozess der Gleichbehandlung von Mädchen und Frauen. Und was ist mit unseren Sportkameraden, die ihre Identität „verstecken“ müssen, um nicht diskriminiert zu werden? Sport und Spiel in unseren Sportvereinen sind besonders geeignet, um das gegenseitige Kennenlernen und Zusammenwirken von Menschen zu fördern und in unsere Gesellschaft zu integrieren – heißt es. Talkgast Thomas Zimmer, der bereits 1988 an der Deutschen Sporthochschule seine auch selbstanalytische Diplomarbeit „Körperbehinderung – Identität und Stigma“ verfasste, beklagt die immer währende Sicht der Mehrheitsgesellschaft von oben – ein Blick eben nicht auf Augenhöhe, der sogar unterschiedlichste höhere Kompetenzen in Frage stellt. 

Der Landesvorsitzende des Berufverbands der Heilerziehungspfleger, Josef Helten, begleitet in seinem Beruf im Kloster Ebernach unter anderem die Sportangebote seiner Wohngruppe. Vor vielen Jahren fand er als Zivi Interesse an seiner Arbeit und betont heute vor allem die Rücksichtnahme auf die Rechte, Wünsche und Bedürfnisse seiner Schutzbefohlenen – und seien sie noch so gering. Gerlinde Görgen vom Judosportverein Speyer, Stützpunktverein des Programms „Integration durch Sport“, berichtet über ein inklusives Sportprojekt, von dem Behinderte und Nicht-Behinderte gleichermaßen profitieren. Der Umbau von Schulen, Sportanlagen und Spielplätzen, deren Zugänglichkeit und das Anpassen der personellen Kräfte durch Qualifizierung sind Voraussetzungen für das gemeinsame Sporttreiben. Um in der Thematik einen ersten größeren Schritt zu gehen, wird die Sportjugend schon bald einen Arbeitskreis „Inklusion“ gründen und ein klares Konzept vorbereiten.