Wie Sportler integrieren - Pinneberger Vereine stellen sich interkultureller Herausforderung

Bei einer vom Kreissportverband Pinneberg in der Kreisverwaltung Elmshorn veranstalteten Expertenrunde informierten sich 65 Besucher/innen über die Flüchtlingsarbeit im Verein und Verband. Landrat Oliver Stolz hat am Donnerstag die Sportvereine im Kreis Pinnberg bestärkt, sich weiter in der Integration von Flüchtlingen zu engagieren. "Danke, dass Sie sich um diese wichtige Aufgabe kümmern. Eigentlich müssten wir das tun, vor allem die Politik", räumte er bei diesem Themenabend "Sport Interkulturell" im Kreishaus ein.

Doch die Kommunen seien vollauf mit der Unterbringung und Versorgung der Flüchtlinge beschäftigt. Die Integration beginnt aber erst danach. Auf Einladung der Kreisjugendpflege und des Kreissportverbandes erläuterten neun Redner die Chancen und Klippen der Flüchtlingsarbeit in den Sportvereinen. Diese könnten schneller als das Jugendamt Kontakt zu minderjährigen Flüchtlingen aufbauen, vermutete der Jugendamtsleiter Christoph Helms. Seine Mitarbeiter sind für 115 unbegleitete minderjährige Ausländer (UMA) zuständig; die Zahl könnte 2016 um 250 bis 300 Personen ansteigen. Die Betreuung leiste aber zurzeit hauptsächlich das Ehrenamt. Geeignetes Personal zu finden sei schwierig. Darüber hinaus leben im Kreis Pinneberg rund 625 Kinder und Jugendliche in Flüchtlingsfamilien. Damit ist fast ein Viertel der 3080 Asylsuchenden noch nicht volljährig.

Die Geschäftsführer von drei Vereinen berichteten von ihren Erfahrungen in der Integrationsarbeit. Der VfL Pinneberg nahm 55 Flüchtlinge als Mitglieder auf, erstellte ein Programmheft in Deutsch, Arabisch, und Englisch, richtete eine Sportkleiderbörse aus und arbeitet eng mit dem Diakonieverein zusammen. Wichtig ist für Geschäftsführer Uwe Hönke, nicht Flüchtlingsgruppen zu gründen, sondern die Asylsuchenden in bestehende Kurse aufzunehmen. Die Übungsleiter benötigten aber Schulungen, um mit den neuen Gruppenstrukturen umgehen zu können. Der Sportverein Blau-Weiß 96 Schenefeld lädt zweimal wöchentlich zu einem Willkommens-Cafe und zu einem offenen Fußball-Projekt ein. Dort kickten 20 - 25 Männer, auch Flüchtlinge, berichtete Vereins-Chef Frank Böhrens. Im Januar soll ein Bewegungsangebot für Frauen starten. Auf Antrag übernimmt der Verein den Mitgliedsbeitrag. Mark Müller, Geschäftsführer des Elmshorner MTV, berichtete, dass 40 - 50 junge Leute beim Mitternachtssport freitags von 22 bis 1 Uhr an der Boje-C.-Steffen-Schule Fußball spielen.

Zum Thema Versicherungsfragen erörterte Karsten Lübbe vom Landessportverband Schleswig-Holstein (LSV), dass der Verband bereits im Januar 2015 einen Zusatzvertrag für die Versicherung von Asylbewerbern und Flüchtlingen, die sportliche Angebote in den LSV-Mitgliedsvereinen nutzen, abgeschlossen habe, um seine Vereine und Verbände von zusätzlichen Kosten zu entlasten. Der Versicherungsschutz bestehe in vollem Umfang in der Unfall-, Haftpflicht-, Kranken- und Rechtsschutzversicherung des aktuell gültigen Sportversicherungsvertrages.

Steuerberater Günter Quast wies darauf hin, dass Vereine bei allem Engagement durch bestimmte Aktionen ihre Gemeinnützigkeit gefährden könnten und somit steuerliche nachteile zu erwarten hätten. Ob Spendensammlungen für Flüchtlinge, Willkommensfeiern, Schnupperangebote, Probemitgliedschaften und die Befreiung von Mitgliedsbeiträgen erlaubt seien, seien Satzungsfragen, verbunden mit vielen Sonderregelungen und im Zweifelsfall mit dem zuständigen Finanzamt abzusprechen. Zudem seien bezahlte Tätigkeiten von Flüchtlingen im Verein mit der Ausländerbehörde zu regeln. Vereine, die aufgrund ihrer Hilfsbereitschaft Schwierigkeiten bekämen, sagte Quast bereits Unterstützung zu.Zudem habe das Bundesfinanzministerium die Regelungen bereits gelockert.

Sönke- Peter Hansen, 1. Vorsitzender im KSV und Moderator an diesem Abend, bestätigte, dass es in der Praxis bisher in keinem Verein zu steuerlichen Problemen gekommen sei und kündigte an, Infos zum Thema online zur Verfügung zu stellen. Zudem seien für 2016 Infoveranstaltungen für Übungsleiter und Trainer geplant. 


  • DSC 1036
  • DSC 1032
  • DSC 1027
  • DSC 1021 01
  • DSC 1020
  • DSC 1016
  • DSC 1014