"Willkommen im Sport"- Der SV Schmölln 1913 hat bereits 25 Migranten in seine Fußballteams integriert

Nachwuchsproblemen mit Integrationsarbeit entgegengetreten

Einmal wöchentlich trainieren Dr. Emil Rittig (hintere Reihe Dritter von links) und seine Mitstreiter rund 20 Migranten. Foto: SV Schmölln 1913 e.V.
Einmal wöchentlich trainieren Dr. Emil Rittig (hintere Reihe Dritter von links) und seine Mitstreiter rund 20 Migranten. Foto: SV Schmölln 1913 e.V.

Um Flüchtlingen die Möglichkeit zu bieten, Sport im Verein zu treiben, hat der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) Ende 2015 gemeinsam mit 13 Landessportbünden das Projekt "Willkommen im Sport" gestartet. Darüber hinaus unterstützt das von der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration geförderte Projekt die vielen Ehrenamtlichen in den Sportvereinen, die sich für Flüchtlinge engagieren. „Thüringen-Sport“ stellt die Vereine vor, die sich im Projekt engagieren. Als der SV Schmölln 1913 im Jahr 2010 aus der Fußball-Thüringenliga abstieg und auch im Nachwuchs mit keinen neuen Talenten für die Männermannschaft zu rechnen war, machte der Verein aus der Not eine Tugend und fing 2011 an, mit den Asylbewerbern im Ort Integrationsarbeit zu betreiben. „Wir haben uns gesagt, wenn das in der Bundesliga funktioniert, warum dann nicht auch bei uns“, erklärt Dr. Emil Rittig, der sich fortan für das Projekt verantwortlich zeigte. Gemeinsam mit den gestandenen Übungsleitern Bernd Naundorf, Roland Radermacher und Eberhard Dallmann - für Letzteren ist inzwischen Volkmar Teichmann dabei - trainierte er künftig immer mittwochs Migranten aus der Umgebung. „Am Anfang mussten sich noch einige daran gewöhnen. Doch das hat sich schnell rumgesprochen und ganz gut entwickelt“, so Rittig. Inzwischen kommen zwischen 15 und 24 Migranten, unter anderem aus Afghanistan, Irak, Syrien, Somalia, Marokko, Albanien, Serbien und dem Kosovo zum Training. Die Atmosphäre beim Training sei trotz sehr unterschiedlicher Kulturen immer sehr gut. „Die Disziplin würde sich mancher Trainer in anderen Mannschaften wünschen“, so Rittig. Auch erste Erfolge, etwa bei Turnieren stellen sich schnell ein. „Das Entscheidende ist jedoch, dass die Spieler in die Mannschaften im Spielbetrieb eingegliedert werden. Es muss Normalität werden, wer hier lebt, kann im Verein Fußball spielen“, ergänzt der 72-Jährige. In den vergangenen Jahren sei das mit etwa 25 Spielern gelungen. Auch umliegende Vereine profitieren inzwischen von der Integrationsarbeit des SV Schmölln 1913, indem Akteure auch beim Weißbacher SV 1951, SV Löbichau und beim SV Osterland Lumpzig spielen. „Wir streuen die Spieler. Die Integrationsarbeit hat keine exklusive Wirkung mehr für unseren Verein. Indem die Spieler auch in anderen Vereinen aktiv sind, ist allen geholfen“, so Rittig, dem es mit seinen Mitstreitern gelungen ist, einigen Migranten auch Arbeit und Wohnungen zu verschaffen. Auch Deutsch lernen die vier Trainer mit ihren Schützlingen. „Wir werden gut vom Verein, der Stadt Schmölln sowie dem Landes- und Kreissportbund unterstützt. Sie bestärken uns darin, was wir machen“, freut sich Rittig, sieht aber auch noch Verbesserungspotential. „Man hat leider bis zur Entscheidung des Asylantrages keine Planungssicherheit, wer bleibt und wer wieder abgeschoben wird. Die Genehmigungspflicht bei der Anmeldung von Spielern ist mit fünf bis sechs Wochen auch zu lang. Schade ist auch, dass wir die finanziellen Förderungen vom DOSB und Landessportbund Thüringen nicht für Material wie Fußballschuhe verwenden dürfen.“


  • Einmal wöchentlich trainieren Dr. Emil Rittig (hintere Reihe Dritter von links) und seine Mitstreiter rund 20 Migranten. Foto: SV Schmölln 1913 e.V.
    Einmal wöchentlich trainieren Dr. Emil Rittig (hintere Reihe Dritter von links) und seine Mitstreiter rund 20 Migranten. Foto: SV Schmölln 1913 e.V.