Ältere Migrantinnen und Migranten für Sport begeistern

Mit insgesamt 17 Sportvereinen hatten die im DOSB organisierten Dachverbände Landessportbund Nordrhein-Westfalen, Landessportverband Schleswig-Holstein, Sportjugend im Landessportbund Brandenburg, Deutscher Tischtennis-Bund (DTTB) und DJK-Sportverband das Projekt „ZuG“ bundesweit umgesetzt. Jetzt zog das DOSB-Projekt „Zugewandert und Geblieben“ auf der Abschlussveranstaltung in Berlin Bilanz.

Gymnastik im Bürgertreff
Gymnastik im Bürgertreff

Heute leben in Deutschland rund 1,8 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund, die über 60 Jahre alt sind. Ein Weg, um sie zur aktiven Bewegung zu motivieren, so ein Ergebnis des „ZuG“-Projektes, kann über sogenannte “Kümmerer” führen. “Kümmerer” sind Personen, die meist mit großem persönlichem Einsatz erste Kontakte knüpfen. Ein solches Netzwerk kann beispielsweise zwischen Sportverein und interkulturellem Zentrum entstehen. “Kümmerer” bauen unter anderem mögliche Hemmschwellen ab, indem sie zum Beispiel gezielt und sensibel auf Menschen mit Migrationshintergrund zugehen.

Der LSV Schleswig-Holstein e.V. war einer von fünf Partnerverbänden des bundesweiten ZuG-Projektes des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) 2014 bis 2015 und setzte an drei Standorten Kiel, Norderstedt und Schleswig sportartspezifische Kursangebote um. Die drei Vereine SV Makkabi Kiel, SC Norderstedt und TSV Friedrichsberg-Busdorf haben von Mitte 2014 bis Ende 2015 erprobt, wie ältere Zugewanderte über zielgruppenspezifische Bewegungsangebote für den Sport im Verein begeistert werden können.Jeder Verein hat zwei Angebote durchgeführt, die einerseits geschlechtsspezifische Aspekte berücksichtigen sollten (indem sie sich z.B. nur an Männer bzw. Frauen richteten) und von denen eins zudem eine gesundheitssportliche Ausrichtung haben sollte.

Die drei Vereine wurden vom DOSB Vizepräsidenten Walter Schneeloch mit einer Urkunde und einem ZuG-Projekt Schild geehrt.

Auszug aus der laudatio in Berlin von Heike Kübler vom DOSB:

"Der „1. SC Norderstedt“ stellte sich in herausragender Weise auf Fragen und Bedarfe der Zielgruppe ein. Das zeigt ein Kursangebot, das von Elementen aus drei klassisch eigenständigen Kursangeboten: Nordic-Walking, allg. Gymnastik und Qi Gong erstellt wurde und das war ein Wunsch der Teilnehmerinnen. Zudem hat der Verein Fahrgemeinschaften organisiert, um Migrantinnen, die nicht so mobil sind, den Weg zur Sporthalle zu erleichtern. Das hat uns sehr beeindruckt. Und die Migrantinnen auch. Sie haben jeweilige Fahrgemeinschaften irgendwann selbst organisiert. Vielen Dank für dieses schöne Beispiel integrationsfördernden ehrenamtlichen Engagements.

Der „SV Makkabi Kiel“ hat nach dem Motto gehandelt: „Wenn die Menschen nicht zum Sport kommen, kommt der Sport zu den Menschen“. Das hat uns ausnehmend gut gefallen und zeigt, welch gute Ideen der Verein in das Projekt eingebracht hat. Zunächst wurde eine Tischtennis-Platte in den Räumlichkeiten der Jüdischen Gemeinde aufgestellt und dort Tischtennis in Kombination mit Schach angeboten. Im nächsten Schritt haben Sie die Tischtennisplatten in der nahe gelegenen Turnhalle aufgestellt und dort ein Turnier veranstaltet. Zu diesem Turnier haben Sie auch alle Familienangehörige und Freunde eingeladen. Uns hat dieses geschickte und erfolgreiche Vorgehen sehr begeistert.

Der „TSV Friedrichsberg-Busdorf“ hat mit der AWO, insbesondere mit der Kleiderkammer, zusammengearbeitet. Dort haben Sie die älteren Frauen direkt angesprochen und zur Teilnahme am Sportkurs motivieren können. Der Sport fand dann in einem geschützten Raum statt, weil die Teilnehmerinnen einen überwiegend muslimischen Hintergrund hatten. Diese Rücksichtnahme auf religiöse Werte hatte sich schnell herumgesprochen und die Mund-zu-Mund-Propaganda führte zu kontinuierlich steigenden Teilnehmerinnenzahlen.

In diesen Vereinen ist es vorbildlich gelungen, Übungsleiterinnen und Übungsleiter mit Migrationshintergrund zu involvieren und so die Eintrittsbarrieren für die älteren Menschen aus aller Welt erfolgreich zu senken. Ich danke Ihnen für die Ideen, die Überzeugung die dahinter stehen und allen Involvierten, die das Projekt mit enormen Einsatz vorangebracht haben."

2016 können die 6 Projektgruppen zunächst über das Programm „Integration durch Sport“ fortgesetzt werden, wobei alle fünf beteiligten zweisprachigen Übungsleiter/innen bzw. Sportlehrer/innen in den Vereinen weiter die Angebote betreuen können.


  • Gymnastik im Bürgertreff
    Gymnastik im Bürgertreff
  • Geehrte Vertreter/innen der drei Sportvereine in Berlin
    IMG 4107
  • Qi Gong im Wald
    1SC Gr.UEbung
  • Nordic Walking macht Spaß im Gruppenerlebnis
    1SC Gr.Begrussung
  • Gymnastik am Ball mit professioneller Hilfe
    Gymnastik SVMakkabi
  • Volleyball können auch ältere Männer
    FB Volleyball III