Leidenschaft für die Integrationsarbeit

Gebannt lauschten am 24. August etwa 50 Teilnehmende den mit großer Begeisterung von Integrationslotsen/Innen und Vereinsfunktionären aus Ostholstein vorgetragenen Erfahrungsberichten über die sportliche Integrationsarbeit. Das Migrationsmanagement des Kreises Ostholstein hatte gemeinsam mit dem Landessportverband Schleswig-Holstein (LSV) und dem Kreissportverband Ostholstein (KSV OH) zum Fachtag „Sport verbindet“ in das Kreishaus Eutin eingeladen.

 

Teilnehmende aus der Verwaltung, Sportvereinen, der Jugendhilfe und auch interessierte Privatpersonen tauschten sich über die Frage aus, wie Integration im Sportverein gelingen kann. Anregungen dazu sollten mehrere Vorträge geben, die sich mit der interkulturellen Öffnung von Vereinen sowie der Kinder- und Jugendarbeit im Sportverein beschäftigten.

In seiner Begrüßungsrede betonte der Vizepräsident des LSV Dr. Olaf Bastian die Integration von Migranten als staatliche Daueraufgabe, die Verlässlichkeit bei der Bereitstellung der staatlichen Finanzmittel durch die Landesregierung von Schleswig-Holstein erfordert. Der Demokratietrainer Harald Berndt referierte anschließend in seinem Input-Vortrag über das Thema „Interkulturelle Öffnung von Sportvereinen“ und schlug den anwesenden Vereinsvertretern/Innen vor, zunächst einen Selbstcheck für Sportvereine in Form eines Fragebogens durchzuführen. Die Ergebnisse ermöglichen eine Ist-Analyse, auf deren Basis Ziele und Aktivitäten entwickelt werden können, um die Interkulturelle Öffnung der eigenen Vereine voranzubringen.

Die Integrationslotsen/Innen des Kreises Ostholstein griffen das Thema in Kleingruppen auf und berichteten über die Erfahrungen, die sie bei ihrer Arbeit in den Vereinen gemacht haben. Dabei wurde deutlich, dass viele Geflüchtete, die in den Vereinen Sport treiben, ein großes Interesse an Kontakten zu Deutschen und Menschen aus anderen Kulturkreisen haben. Allerdings lässt ihnen ihre Lebenswelt mit Sprachkursen, der zeitaufwändigen Klärung von Problemen im Heimatland, dem Umgang mit der Bürokratie und dem Besuch von Verwandten in anderen europäischen Ländern, häufig nicht genug Zeit für regelmäßiges Sporttreiben.

So ist auch die Teilnahme von Geflüchteten am Punktspielbetrieb in Ballsportarten nicht immer planbar. Besonders beliebt und auch notwendig sind die von den Vereinen angebotenen Schwimmkurse. „Schwimmen muss man auf Fehmarn einfach können“, betonte die Integrationslotsin des SV Fehmarn.

Am Abend stellte Roman Wagner vom Verein openhaart aus Neumünster neue Ansätze aus der Kinder- und Jugendarbeit vor. Junge Leute gründeten diesen Verein erst vor einigen Jahren. Sie haben das Ziel, gemeinsam die Gesellschaft in Neumünster zum Positiven zu gestalten. Roman Wagner berichtete über niedrigschwellige Aktivitäten wie Sport und gemeinsames Essen und Trinken. Dabei kommen sich nach seiner Überzeugung die Menschen aus verschiedenen Kulturen am einfachsten näher. Bei openhaart hat sich daraus auch die Mitarbeit eines afghanischen Flüchtlings als stellvertretender Vorsitzender ergeben.

Die Leidenschaft für ihre Integrationsarbeit wurde bei den abschließenden Vorträgen von Übungsleitern aus den Vereinen TSV Lensahn und BSG Eutin deutlich. Frank Müller fesselte die Zuhörer mit seinen Schilderungen über die Arbeit mit Geflüchteten in der Fußballabteilung des TSV Lensahn. Er kümmert sich seit Jahren sehr intensiv um minderjährige unbegleitete männliche Flüchtlinge, die in Lensahn untergebracht sind. Im Jahre 2015 gründete der Verein eine eigene Fußballgruppe für die Jungen, aus der mittlerweile viele Spieler für die Jugendmannschaften hervorgegangen sind. „Zunächst hatten wir einige Probleme mit fehlender Disziplin und es fehlte an Struktur, aber nun sind die Jungs uns richtig ans Herz gewachsen“, berichtete Frank Müller.

Der 1. Vorsitzende der BSG Eutin Helmut Großkreutz erzählte von Boxangeboten, Fußball, Gymnastik- und Schwimmkursen in seinem Verein. Er betonte, wie wichtig es sei, weitere Vereinsmitglieder für die Integrationsarbeit zu begeistern und sich mit Leidenschaft für die interkulturelle Weiterentwicklung des Vereins zu öffnen. Die Teilnehmenden des Fachtages nahmen viele Anregungen für eine interkulturelle Öffnung mit in ihre Vereine.