„Ich bewundere die Geduld der Deutschen!“

Seit Anfang 2018 arbeitet Almohammad Bahaa bei der Ballsportgemeinschaft (BSG) Eutin erfolgreich als Integrationslotse. Er kam vor wenigen Jahren als ausgebildeter Lehrer von Syrien nach Deutschland.

Der Stützpunktverein BSG Eutin hat 820 Mitglieder in 14 Sparten und engagiert sich seit 10 Jahren für die Integration von Migranten in die Gesellschaft. Neben dem für Geflüchtete eingerichteten Fußballangebot und einem integrativen Boxangebot für junge Männer, bietet der Verein seit 2018 auch Schwimmgruppen für Mädchen und Frauen an, sowie ein Gymnastikangebot für Ältere. Der erste Vorsitzende Helmut Groskreutz betont: "Ohne die Projektmittel aus dem Landessportverband über das Bundesprogramm "Integration durch Sport" oder die Landesmittel für Sport mit Geflüchteten wäre die Umsetzung der Projekte für potentiell etwa 1.500 in Eutin lebende Migranten/innen im Sportverein nicht möglich!"

Schwimmgruppe BSG Eutin, links A. Bahaa
Schwimmgruppe BSG Eutin, links A. Bahaa

 

 

Interview mit Almohammad Bahaa

 

LSV: Welche Aufgaben übernehmen Sie als Integrationslotse in Eutin?

Bahaa: Meine Aufgabe besteht darin, geflüchteten Menschen den Weg zum Sport zu vereinfachen. Ich arbeite bei der Stadt Eutin ehrenamtlich als Flüchtlingshelfer und habe über diese Tätigkeit viel Kontakt zu Migranten und ihren Familien in der Stadt. Ich stelle den Kontakt zwischen den Geflüchteten und der BSG her. Hauptberuflich arbeite ich in einem DaZ-Zentrum (Deutsch als Zweitsprache) als Schulassistent. Dort unterstütze ich die Geflüchteten beim Erlernen der deutschen Sprache und bekomme natürlich auch wiederum sehr viel Kontakt zu den Menschen. Auf diese Weise bin ich gut vernetzt in Eutin.

LSV: Mit welchen Sportarten haben Sie bei der BSG zu tun?

Bahaa: Ich organisiere zwei Schwimmgruppen für Mädchen und Frauen. Die zweimal wöchentlich stattfindenden Schwimmkurse für Anfängerinnen werden sehr gut besucht. Es nehmen etwa 15 Mädchen und Frauen von 13 bis 35 Jahren mit großer Begeisterung teil. Alle konnten vorher nicht schwimmen. Sie kommen aus Syrien und Afghanistan. Untereinander verständigen sie sich mittlerweile auf Deutsch. Das fördert auch die neuen Sprachkenntnisse. Die Gruppen werden von der Übungsleiterin Alexandra Schirrmacher geleitet. Neben der Gruppe für Anfängerinnen gibt es auch einmal pro Woche eine Schwimmsportgruppe für Fortgeschrittene. Die Nachfrage nach beiden Gruppen ist sehr hoch. Seit einigen Wochen nehmen auch einige deutsche Mädchen und Frauen teil. So kann die Integration leichter gelingen.

 

LSV: Was bedeutet der Sport für Flüchtlinge, wenn Sie schon seit 2 Jahren oder länger in Deutschland leben?

Bahaa: Der Sport ist als Freizeitbeschäftigung sehr wichtig. Viele Geflüchtete haben schon in den Heimatländern Sport getrieben und möchten dies hier fortsetzen. Wenn Familien aus Eutin aus verschiedenen Gründen in andere Städte wie z.B. Kiel umziehen, nehmen sie nur noch selten an den Sportangeboten in Eutin teil. Sie kommen aber weiter unregelmäßig. Die Frauen bekommen durch die Schwimmkurse ein stärkeres Selbstvertrauen und haben großes Interesse auch längerfristig Sport zu treiben. So ist auch die Gruppe für fortgeschrittene Schwimmerinnen entstanden.

LSV: Haben sich die Themen, mit denen Sie als Integrationslotse zu tun haben, verändert?

Bahaa: Ja, sehr. Für die Menschen aus Syrien und Afghanistan wird das Thema Bildung immer wichtiger. Sie möchten in Deutschland etwas erreichen und streben gute Bildungsabschlüsse an. In den Familien ist das ein großes Thema. Das höre ich überall. Viele junge Geflüchtete nehmen sich auch ein Studium als Ziel vor. Das gilt für junge Frauen und Männer.

LSV: Was hat Sie persönlich in Deutschland am meisten überrascht?

Bahaa: Besonders bewundere ich die Geduld und Pünktlichkeit der Menschen in Deutschland. Sie sind immer da, wenn man sich verabredet.


  • Schwimmgruppe BSG Eutin, links A. Bahaa
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