16 Fäuste aus Armenien

Mit 16 Fäusten aus Armenien wird in der Abteilung Boxen der HSG DHfK Leipzig e.V. begeistert an die Sandsäcke, Maisbirnen und an die Tatzen des Trainers geschlagen. Es werden aber auch die Trainingspartner von diesen Fäusten getroffen und sie schützen auch 8 armenische Köpfe vor Treffern.

v. l. n. r. oben: Lewon, Hrantik, Artak, Wasgen; unten: Rubik, Armen, Shiray, Sergo
v. l. n. r. oben: Lewon, Hrantik, Artak, Wasgen; unten: Rubik, Armen, Shiray, Sergo

Hinter den Fäusten befinden sich 8 Sportfreunde, die sich als Zuwanderer unserem Verein angeschlossen haben und die die sportfreundliche Atmosphäre sowie unsere Bestrebungen, sie bei der Integration zu unterstützen, selbst beträchtlich bereichern. Zu vermerken ist, dass es sich um 4 Brüderpaare handelt, die Israyelyans, Lewon und Artak (auf dem Bild mit roten Boxhandschuhen); die Nazaryans, Rubik und Hrantik (mit schwarzen Handschuhen); die Parsyans, Shiray und Sergo (mit blauen Handschuhen); und die Tadevosyans, Armen und Wasgen (mit gelben Handschuhen); (vgl. Foto).

Im Rahmen des Projekts "Integration durch Sport" bereichern sie das Vereinsleben und passen überhaupt gut in die Gemeinschaft. Sie bereichern diese, unsere Gemeinschaft, nicht nur mit ihren armenisch kulturellen Besonderheiten sondern auch mit ihrer individuellen Unterschiedlichkeit. Da sind der lebhafte Armen und der manchmal verträumte Shiray (in seinen Kämpfen ist er allerdings wach und konzentriert). Da sind der etwas zurückhaltende Hrantik (er hat zuweilen im Kampf Mitleid mit dem unterlegenen Gegner) und der energische und zielbewusste Lewon sowie der trainingsfleißige Wasgen. Dazu gehört auch der spitzbübische Rubik und der bedächtige Sergo (in diesem Jahr Sachsenmeister) und schließlich der Internationale deutsche Juniorenmeister 2005 Artak.

Die Bereicherung unseres sportlichen Gemeinschaftslebens und unserer integrativen Bemühungen durch unsere armenischen Sportfreunde ist vielgestaltig. Beeindruckend ist ihre Freundlichkeit und ihre Trainingsdisziplin. Diese übertragen sie nicht nur auf andere Sportler der Zielgruppe (Integration durch Sport), sondern auch auf die einheimischen Sportfreunde. Übertrieben zurückhaltend sind sie allerdings auch nicht, sondern sie verhalten sich so, wie Jungen bzw. junge Männer beim Boxen sein müssen. Man könnte es freundlich-ruppig nennen und Meinungsverschiedenheiten werden auch ordentlich ausgetragen. Sie sind alle relativ leistungsstark. Mehrere Sachsentitel gehen auf ihr Konto. Lewon und Artak Israyelyan waren beide schon 2 mal Süddeutscher Meister und ihre Leistungsfähigkeit stärkt auch den Verein. Auf den Deutschen Meistertitel von Artak Israyelyan sind alle stolz und nicht wenige Sportler der gesamten Zielgruppe und auch einheimische Sportfreunde versuchen ihm nachzueifern. Sein Bruder, Lewon Israyelyan, unterstützt den Trainer schon tüchtig bei der Trainingsdurchführung und verfügt dazu auch über das notwendige Können und die erforderliche Autorität. Die armenischen Sportfreunde beanspruchen ihrerseits auch gern die Hilfe der einheimischen Sportler bzw. der Trainer, wenn es beispielsweise um schulische Probleme oder um Unterstützung bei Behörden geht. Hierbei sind die Einheimischen bzw. die Trainer mit Freundlichkeit bei der Sache. Das bezieht sich nicht nur auf die 8 armenischen, sondern auf alle Sportfreunde der Zielgruppe. Da in der Boxabteilung auf das schulische Vorankommen unserer Sportler großen Wert gelegt wird, herrscht Freude darüber, dass Hrantik und Artak das Gymnasium besuchen und es gibt auch eine Zurücknahme von Wettkampfeinsätzen, wenn das für die schulische Entwicklung erforderlich ist.

Nach den Gründen für die Zugehörigkeit zu unserer Boxabteilung befragt, bezeichnete Artak als hervorhebenswert, dass sich die älteren Sportler fürsorglich um die jüngeren kümmern, auch bei noch vorhandenen sprachlichen Unebenheiten, und dass Trainer und Sportler für gute Atmosphäre sorgen. Das erfolgt auch, indem nach Wettkampfniederlagen keine negative Kritik erfolgt, sondern eine sachliche Auswertung. Eventuell wird Trost gespendet und es wird gesagt, wie es vorwärts geht. Dem Rubik, der wesentlich jünger ist, gefällt besonders die stets gute Stimmung in der Trainingsgruppe und, dass nach manchmal notwendiger ernster Zurechtweisung durch den Trainer, bald wieder Freundlichkeit einkehrt.

Zusammenfassen kann man sagen, die Sportfreunde der Abteilung Boxen freuen sich, dass wir unsere 16 armenischen Fäuste bei uns haben und unsere Armenier sind auch froh, dass sie in einer guten Gemeinschaft sind, so sagen sie und ihre Eltern, die ihnen Gelegenheit gibt, sich mit anerkannten Leistungen zu entfalten.

In den letzten 2 Jahren brauchte für die Zielgruppe keine Werbung durchgeführt werden. Das erledigten die Sportler durch "Mitbringen" und das aber nicht nur die Armenier. Dankbar sind wir als Abteilungsleitung auch den Vätern unserer armenischen Sportfreunde dafür, dass sie sich mit ihren Autos oft für Transporte zu den Wettkämpfen zur Verfügung stellen.

Dr. Joachim Berger


  • v. l. n. r. oben: Lewon, Hrantik, Artak, Wasgen; unten: Rubik, Armen, Shiray, Sergo
    HSG DHfK Leipzig 1 03
  • HSG DHfK Leipzig 2 01