„Brown eyed people are better than blue eyed“?

Im Rahmen des Stuttgarter Sportkongresses fand die Stützpunktvereinstagung des Programms „Integration durch Sport“ statt.

Foto: LSVBW
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„Wie kann ich Menschen beibringen, dass sie aufgrund äußerlicher Merkmale, die sie nicht ändern können, anders behandelt werden, als andere mit anderen Merkmalen?“ fragte Şeydâ Buurman-Kutsal die Tagungsteilnehmer, nachdem sie zunächst die Blauäugigen im Raum stigmatisiert hatte. Sie bediente sich hierfür bei der amerikanischen Anti-Rassismus-Aktivistin Jane Elliot, die den „Blue Eyed Workshop“ entwickelte. Die Reaktion der Vereins- und Verbandsvertretern lag sehr gemischt – zwischen Stirnrunzeln und Stille bis hin zu einigen Lachern.

Ganz wohl fühlte sich bei dieser Einführung keiner. Denn jene, die sich im Bereich „Integration durch Sport“ engagieren, wissen allzu gut, dass Diskriminierung und Stigmatisierung aufgrund äußerlicher Merkmale im Leben der sogenannten Zielgruppe an der Tagesordnung stehen. In ihrem Vortrag zur „Anatomie von Vorurteilen“ und der Verantwortung des Sports zeigte die gebürtige Hessin mit türkischen Wurzeln auf, wie schwer es für Minderheiten ist, gehört zu werden. Und welch wichtige Rolle jenen zukommt, die nicht direkt betroffen sind, Ungerechtigkeiten jedoch erkennen – und allzu oft still bleiben. Anhand dessen wurden die Mechanismen und  Wirkungsweisen von Rassismus deutlich. Deutlich wurde auch, dass privilegierte Personen unter bestimmten Umständen Diskriminierungen zulassen. Am Nachmittag erarbeitete Buurman-Kutsal mit den Vereinsvertretern, welche Rolle und Verantwortung ihnen jeweils zukommt und wie sie damit umgehen.

Zu Beginn der Tagung hatten die IdS-Verantwortlichen des Landessportverbandes Baden-Württemberg (LSVBW), Ulrike Hauser und Sergej Gergert sowie ihre Kollegen aus den Sportbünden, die versammelten Vereinsvertreter über Neuerungen im IdS-Programm informiert. Zur nächsten  Förderperiode werden Antragsstellung und Nachweis digitalisiert, zudem erwarten alle Beteiligten die Bundeshaushalts-Entscheidungen und die zugehörigen finanziellen Auswirkungen auf die Integrationsarbeit im Sport mit Spannung. Im Austausch wurde jedoch auch sichtbar, dass neben finanziellen vor allem auch infrastrukturelle – in Bezug auf Zeiten in Sportstätten – und personelle Herausforderungen die Vereine beschäftigen. Der Volleyball-Landesverband Württemberg (VLW) hat sein integratives Projekt sukzessive weiterentwickelt und mit „Volleyball verbindet“ eine Marke geschaffen. Beim Boxverband Baden-Württemberg (BVBW) spielen persönliche Erfahrungen beim Einsatz in diesem Bereich häufig eine große Rolle – und helfen dabei, sich in die Zielgruppe hineinzuversetzen.

Jennifer Baloni


  • Foto: LSVBW
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