Der Saarsport bemüht sich um gute Integration der neuen Mitbürger

Adrian Zöhler ist Beauftragter des Fußballverbandes (SFV)

Auf der Suche nach einer besseren Lebensqualität

Sie kommen aus fernen Ländern. Von anderen Kontinenten. Sie sind auf Spurensuche nach einem besseren Dasein. Nach mehr Lebensqualität. Doch die meisten Spuren im fremden Land sind schon ausgetreten. Das vermeintliche Paradies zeigt ihnen viele Schattenseiten. Es baut zahlreiche Hürden vor ihnen auf.

 

Hohe Sprachbarrieren stehen im Weg. Die neue Heimat präsentiert sich oft eiskalt. Auf dem sozialen, beruflichen und auf dem menschlichen Kurs. Mit den Emigranten wächst eine Mehrklassen- Gesellschaft heran. Der Begriff „Integration“ braucht dringend neue Inhalte. Zur besseren Qualität muss auch der Sport beitragen.

Mehr als 190 000 Menschen mit Migrationshintergrund leben momentan im Saarland. Menschen also, die keine deutschen Staatsbürger und nicht in Deutschland geboren sind, aber mindestens einen Elternteil haben, der die beiden Kriterien erfüllt. Die Gesamtzahl entspricht ungefähr einem Fünftel der saarländischen Bevölkerung. Integration – da ist auch der Sport zur Schwerstarbeit herausgefordert. Der Saarländische Fußballverband (SFV) packt die heikle Aufgabe dynamisch und konstruktiv an.
 
Adrian Zöhler (39) aus Überroth im Kreis St. Wendel ist zum Integrations-Beauftragten in der heimischen Fußball-Szene bestellt worden. Er macht seine Arbeit nach dem Motto „Fußball: Viele Kulturen – eine Leidenschaft“. So lautet auch das Leitmotiv des Deutschen Fußballbundes. Als „Schlüsselaufgabe unserer Zeit“ hat die Bundesregierung schon vor zwei Jahren die Integration bezeichnet. Als globaler Volkssport Nummer eins soll der Fußball hier eine Führungsaufgabe übernehmen. Immer mehr Menschen verschiedener Herkunft sollen, so Zöhler, für die vielfachen Aufgaben der Fußball-Branche engagiert werden. Der SFV-Beauftragte nennt diese Möglichkeiten: Inaktiv als Vereinsmitglieder, Vereinsanhänger, haupt- und ehrenamtliche Mitglieder in Vereinen und Verbänden; aktiv als Spielerinnen und Spieler, als Schiedsrichter und Schiedsrichterinnen. Die Kluft unterschiedlicher Herkunft und Lebensformen soll mit dem Sport überbrückt werden, soll immer enger zusammenwachsen. Adrian Zöhler: „Der Fußball spricht die Menschen aller sozialen und kulturellen Herkünfte an.

Das ist die Chance.“ Es reiche nicht, mit dem Finger auf „die anderen“ zu zeigen; für Integration und menschenwürdiges Miteinander müsse jeder seinen Teil beitragen. Auf dem Kurs der konstruktiven Integrationsarbeit solle zudem die Gewaltbereitschaft auf den Sportplätzen eingedämmt werden.
 
Auch das gehöre zum positiven Miteinander bisher sehr unterschiedlicher Lebensformen: „Für die Familien eingewanderter Menschen bedeutet Integration auch, dass sie einen Platz in der neuen Gesellschaft und auf dem neuen Arbeitsmarkt finden, der ihren Neigungen und Fähigkeiten entspricht.“ Mit „Wiederherstellung des Ganzen“ wird das lateinische Wort „Integration“ übersetzt. Viele gesellschaftliche Gruppen sollen bei dieser Mission näher aneinander rücken und das Zusammenwachsen üben. Der Sport bietet sich in den verschiedenen Wettkampfarten dafür als Trainings- und Spielfeld an. Der DFB hat letzten Sommer sein Integrationskonzept verabschiedet. Darin sind die Landesverbände ermuntert worden, in ihrem Bereich einen Integrationsbeauftragten zu bestellen. Adrian Zöhler über seine Aufgabe: „Sehr gerne habe ich diese Aufgabe für das Saarland übernommen und freue mich, allen Vereinen innerhalb des SFV als Ansprechpartner rund um das Thema Integration zur Verfügung zu stehen.“ Zöhlers sportlicher Weg:

Ab dem achten Lebensjahr Fußball beim Heimatklub SV Überroth gespielt. Seit 2002 als Klassenleiter im ehrenamtlichen Dienst des Verbandes. Dann Kreisvorsitzender in Nordsaar und Spielleiter der Bezirksliga Nord. Seit 2008 kooptiertes SFV-Vorstandsmitglied. Weiter: Landesehrenamts- Beauftragter und Integrations-Beauftragter. Hauptberuflich ist Adrian Zöhler Bezirksgeschäftsführer der Barmer Ersatzkasse in Saarlouis. Von zielstrebiger und ordentlicher Integrationsarbeit für die ausländischen Mitbürger profitiere inzwischen der hiesige Fußballsport, sagt der SFV-Beauftragte. Zöhler nennt die Pluspunkte aus dieser Arbeit: „Sportlicher Erfolg, mehr Mitglieder für die Vereine, kulturelle Bereicherung und weniger Gewalt!“

WILFRIED BURR