„Der Sportplatz ist ein Ort des Respekts“

Die UEFA EURO 2024™ Vielfaltstour bietet neben Workshops und Turnieren auch spannende Panelgäste für Schüler*innen - wie Kisanet Zekarias, Schiedsrichter und mit uns im Gespräch zu sportlichen Highlights, seinem Engagement bei „Schiedsrichter gegen Diskriminierung“ und den Tour-Stopps in Stuttgart und Berlin.

Kisanet Zekarias im Gespräch mit Schüler*innen der Kolumbus-Grundschule in Berlin (© DSOB).
Kisanet Zekarias im Gespräch mit Schüler*innen der Kolumbus-Grundschule in Berlin (© DSOB).

Wie hast du deinen Weg zum Sport gefunden?

Wie viele andere habe ich bereits im frühen Kindesalter mit dem Fußball angefangen und bin dem Sport auch bis 2018 treu geblieben. Da ich aber 2016 bereits als Schiedsrichter angefangen hatte, musste ich mich irgendwann entscheiden, worauf ich den Fokus lege. Seit 2018 bin ich also hauptsächlich Schiedsrichter, und spiele nur noch ab und zu in meiner Freizeit Fußball.

Gibt es ein sportliches Highlight, dass dich persönlich besonders begleitet?

Da würde ich am liebsten zwei Highlights nennen. Zum einen erinnere ich mich noch ganz gerne an meinen einzigen Hattrick in der B-Jugend zurück. Als Schiedsrichter war dies aber mein erstes Oberliga Spiel, nach zwei abgebrochenen Corona-Saisons. Die Anspannung vor dem Spiel war extrem, da ich neu aufgestiegen war, zeitgleich die zwei Jahre davor aber kaum Erfahrung sammeln konnte.

Warum, denkst du, kann vor allem Sport so viel Verbindung zwischen Menschen schaffen?

Sport hat die einzigartige Fähigkeit, Menschen unabhängig von ihrer Herkunft oder Sprache miteinander zu verbinden. Indem man sportliche Aktivitäten ausübt, lernt man, sich gegenseitig zu respektieren, gemeinsame Ziele zu erreichen. Die Zusammenarbeit fördert ein Gefühl der Verbundenheit und Solidarität, was über den Sport hinausreicht und sich positiv auf andere Bereiche des Lebens auswirken kann. Darüber hinaus lehrt der Sport wichtige Werte wie Fairness, Teamwork und Durchhaltevermögen, die für das Zusammenleben in einer Gesellschaft von großer Bedeutung sind.

Du hast nicht immer positive Erfahrungen auf dem Platz gesammelt, deshalb engagierst du dich bei „Schiedsrichtern gegen Diskriminierung". Kannst du uns erzählen, was dich zu diesem Engagement bewogen hat?

Als dunkelhäutiger Schiedsrichter habe ich zwar vereinzelt Rassismus auf den Plätzen erlebt, aber zum Glück war das relativ selten. Dennoch haben diese negativen Erfahrungen einen starken Eindruck bei mir hinterlassen und mich dazu bewogen, mich bei „Schiedsrichtern gegen Diskriminierung" zu engagieren. Ich habe die Überzeugung, dass jeder Mensch das Recht hat, ohne Angst vor Diskriminierung oder Vorurteilen einem Sport nachzugehen. Als Schiedsrichter bin ich nicht nur dafür verantwortlich, fair und objektiv zu sein, sondern auch dafür, ein Umfeld zu schaffen, in dem jeder Spieler, unabhängig von seiner Herkunft oder Hautfarbe, respektiert und anerkannt wird. Indem ich mich bei "Schiedsrichtern gegen Diskriminierung" engagiere, möchte ich meinen Teil dazu beitragen, dass der Sportplatz ein Ort der Inklusion und des Respekts ist.

Was hoffst du, kannst du mit anderen zusammen mit diesem Aufruf zu erreichen?

Letztendlich geht es mir darum, eine positive Veränderung zu bewirken und sicherzustellen, dass der Sport für alle Menschen, unabhängig von ihrer Herkunft oder Hautfarbe, ein Ort der Freude und des Miteinanders ist. Zudem ist es mein Ziel, die Schiedsrichter*innen zu sensibilisieren und praktische Leitfäden mit an die Hand zu geben, wie man sich verhält, wenn im eigenen Spiel sowas vorkommt.

Du hast uns bei der UEFA EURO 2024™ Vielfaltstour begleitet, warst unter anderem in Stuttgart und Berlin mit vor Ort auf dem Panel. Was hat dich an der Tour angesprochen bzw. begeistert?

Die Teilnahme an der UEFA EURO 2024™ Vielfaltstour war für mich eine schöne Erfahrung, die mich auf verschiedenen Ebenen angesprochen und begeistert hat. Zunächst einmal war es inspirierend zu sehen, wie sich die UEFA und der DOSB aktiv für Vielfalt und Inklusion im Fußball einsetzen. Die Vielfaltstour bietet eine Plattform, um wichtige Themen wie Toleranz, Respekt und Fair Play zu diskutieren und das Bewusstsein dafür zu schärfen, wie der Sport Menschen verschiedener Hintergründe zusammenbringen kann. Darüber hinaus war es für mich persönlich eine große Ehre, Teil des Panels zu sein und vor Schulklassen in Städten wie Stuttgart und Berlin über mein Hobby als Schiedsrichter zu sprechen. Es war schön zu erleben, wie aufmerksam und interessiert die Schüler*innen waren und wie lebhaft die Diskussionen ausfielen.

Was würdest du gerne den Schüler*innen mit auf den Weg geben, die du bei der UEFA EURO 2024™ Vielfaltstour bisher kennen gelernt hast?

Einen Tipp, den ich gerne allen mit auf den Weg geben möchte, ist, verschiedene Sportarten auszuprobieren und sich auch für Tätigkeiten wie das Pfeifen zu öffnen. Indem man verschiedene Sportarten ausprobiert, kann man nicht nur seine körperlichen Fähigkeiten entwickeln, sondern auch wichtige soziale und persönliche Fähigkeiten wie Teamwork, Fair Play und Durchhaltevermögen erlernen. Jede Sportart bietet einzigartige Herausforderungen und Möglichkeiten zur eigenen Entwicklung. Darüber hinaus möchte ich betonen, dass das Pfeifen eine wertvolle Erfahrung sein kann, die weit über das Spielfeld hinausgeht. Als Schiedsrichter lernt man nicht nur, die Regeln des Spiels durchzusetzen, sondern auch Verantwortung zu übernehmen, Entscheidungen zu treffen und fair zu bleiben, auch in schwierigen Situationen.

Die UEFA EURO 2024™ Vielfaltstour steht ganz im Sinne unseres Heimspiels für Europa und der EURO 2024. Daher zum Abschluss: Wer hat deiner Meinung nach die besten Chancen auf den Titel?

Ich hoffe natürlich, dass Deutschland die Heim-EM gewinnt. Mit Wirtz und Musiala haben wir zwei große Talente, die durch Ihre Qualität Spiele entscheiden können. Zudem haben wir mit Nagelsmann einen guten Trainer!

(Quelle: DOSB)

 


  • Kisanet Zekarias im Gespräch mit Schüler*innen der Kolumbus-Grundschule in Berlin (© DSOB).
    Kisanet Zekarias im Gespräch mit Schüler*innen der Kolumbus-Grundschule in Berlin (© DSOB).