„Die Jugendlichen in Deutschland gehören zusammen, egal welcher Abstammung sie sind.“

Bringt Deutsche und Türken in Aachen zusammen: Hatice Ünal (Bilder & Logo: ©Hatice Ünal und Eurotürk)
Bringt Deutsche und Türken in Aachen zusammen: Hatice Ünal (Bilder & Logo: ©Hatice Ünal und Eurotürk)

Dieses bemerkenswerte Zitat stammt nicht aus dem Munde einer Politikerin, sondern von Hatice Ünal. Die 42-jährige gebürtige Türkin lebt seit 1970 in Deutschland und setzt sich im Verein EUROTÜRK e.V. in Aachen für das Thema Integration ein. Hatice Ünal hat dabei einen Schwerpunkt ihrer Arbeit auf Jugendliche und Frauen gelegt; der Sport hilft ihr dabei in vielerlei Hinsicht.

 

Als Hatice Ünal mit ihrer Mutter und den fünf Schwestern nach Deutschland kommt, ist die deutsche Einheit eine Zukunftsvision und die Länder in Europa sind noch nicht so eng miteinander verbunden wie es heute der Fall ist. Für die kleine Hatice ist diese neue Welt fremd und kalt, sie spricht kein Wort deutsch und niemand außer den Familienmitgliedern türkisch. Nachdem der Vater von Hatice Ünal bei der Deutschen Bahn Arbeit gefunden hatte, holte er die Familie 1970 aus einem Vorort von Ankara nach.

 

Die sechsjährige Hatice ging in der Türkei noch nicht zur Schule, sie wird in Aachen eingeschult, ohne ein Wort deutsch zu sprechen: „Ich hatte im ersten Jahr Angst vor der Schule. Alles war fremd, ich hatte zwei Freundinnen, eine kam aus Spanien, die andere war eine Deutsche. Beide haben mir viel geholfen im ersten Jahr, sonst hätte ich es nicht geschafft.“

 

Doch die kleine Hatice ist fleißig, ehrgeizig und macht ihren Weg. Erst in der 12. Klasse der Fachoberschule erlahmt ihr Elan und sie schmeißt die Schule, „eine Jugendsünde“, erinnert sich Hatice Ünal heute. Ihr Vater will nicht, dass sie nichts tut und so schaut sie sich nach einer Lehrstelle um, bewirbt sich und findet eine als Rechtsanwaltsgehilfin. Nach der Ausbildung arbeitet sie hier und da, bis ihr eine Mitarbeiterin des Arbeitsamtes 2001 über das Programm „Arbeit statt Hilfe“ der Stadt Aachen einen Job beim Verein Eurotürk verschafft. „Ich wusste damals weder was der Verein macht, noch wie Arbeit in einem Verein funktioniert“, erinnert sich Hatice Ünal, „Ich habe Jugendlichen mit Migrationshintergrund bei der Suche nach Ausbildungsplätzen geholfen.“

 

Sportangebot mit Schwerpunkt Frauen und Mädchen

 

Hatice Ünal findet Gefallen an der integrativen Arbeit, merkt, dass sie einen Zugang zu den Jugendlichen und auch zu den Frauen bekommt, dass diese auf sie hören, wenn sie ihnen zuhört. Sie macht 2003 beim Stadtsportbund Aachen einen Übungsleiterschein, den ihr der Stadtsportbund Aachen ermöglicht. Heute gibt sie bei EUROTÜRK unter anderem Kurse in Aquagymnastik, Gymnastik und Tanzen, Kurse die immer mehr auch von deutschen Frauen besucht werden. Geplant sind bei Eurotürk außerdem Schwimmveranstaltungen für Mütter mit ihren Kindern. Der Verein bietet zudem Taek-Won-Do- und Hip Hop-Kurse für Jugendliche, getrennt nach Jungen und Mädchen, an.

 

Neben dem Sport spielt Bildung bei Eurotürk eine große Rolle. „Frauen können bei uns den Haupt-  oder Realschulabschluss nachmachen, außerdem organisieren wir Sprachkurse für Deutsch und Türkisch“, umreisst Hatice Ünal das weitere Angebot des Vereins. Sie organisiert zu dem Fahrten mit den Frauen ins benachbarte Ausland. Paris, Brüssel, Straßburg, Brügge wurden bisher schon besucht.

 

Zeit für eine eigene Familie hat Hatice Ünal bislang nach eigenen Angaben nicht gehabt, so sehr engagiert sie sich für die Jugendlichen und Frauen bei Eurotürk nach dem Motto: „Gebt eure Kultur bekannt, steht zu ihr und akzeptiert die Kultur von anderen.“


  • Bringt Deutsche und Türken in Aachen zusammen: Hatice Ünal (Bilder & Logo: ©Hatice Ünal und Eurotürk)
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