Diplomarbeit zum Thema: Migrantinnen im Sport in sozialen Brennpunkten-Soziale Integration durch Fußball. Ein Projekt an zwei Erlanger Grundschulen

Zum Inhalt: Zunehmend kommt es in Deutschland zu Debatten über Schwierigkeiten bei der Integration ethnischer Minderheiten. Auch die erst im Januar 2009 durch das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung veröffentlichte Integrationsstudie „Ungenutzte Potenziale – Zur Lage der Integration in Deutschland“ zeigt ein eher schlechtes Fazit. Migranten werden in Deutschland nirgendwo wirklich zufrieden stellend integriert. Selbst in den Bundesländern mit den besten Ergebnissen sind Ansässige mit ausländischen Wurzeln mehr als doppelt so häufig erwerbslos. Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund rücken verstärkt ins Blickfeld, da sie zu der Gruppe gehören, die besonders stark von sozialer Benachteiligung betroffen sind. Denn schwierige soziale Verhältnisse in der Kindheit und Jugendzeit haben bedeutsame Auswirkungen auf den Erziehungsprozess, die schulische Bildung, den beruflichen Ausbildungsgang und den späteren sozio- ökonomischen Status. Da allerdings Prognosen davon ausgehen, dass in den nächsten Jahren die Zahl der Migranten weiterhin steigen wird, stellt das gerade Deutschland vor eine große Herausforderung. Um ethnische Konflikte zu vermeiden, müssen Einwanderer in die deutsche Kerngesellschaft integriert werden und dazu bedarf es politischer, aber auch gesamtgesellschaftlicher Anstrengungen. Deshalb stellt sich die die Frage, unter welchen Rahmenbedingungen eine Integration von Migranten in unsere Gesellschaft erfolgreich sein kann.

Der organisierte Sport hat sich schon früh zur Aufgabe der Integration von Migranten bekannt und dabei die Bedeutung des Sports für Anerkennungsprozesse betont. In der Grundsatzerklärung des Deutschen Sportbundes wird insbesondere auf die Förderung von Mädchen und jungen Frauen mit Migrationshintergrund hingewiesen, weil diese Gruppe im Allgemeinen als sportabstinent gilt, insbesondere was ihre Beteiligung am organisierten Sport betrifft. Häufig werden vor allem Mädchen mit Migrationshintergrund von den bestehenden Maßnahmen zur Integration noch nicht erreicht.

Im Rahmen des Programms „Integration durch Sport“ in Erlangen entstand deshalb ein Diplomarbeitsprojekt in einem sozialen Brennpunkt an zwei Erlanger Grundschulen. In Anlehnung an das Projekt „Soziale Integration von Mädchen durch Fußball“, das in der Universität Osnabrück in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Fußball-Bund entwickelt und bereits in vielen Städten in Deutschland erfolgreich durchgeführt wurde, startete auch in Erlangen das Modellvorhaben. Ziel dabei ist es, Schule und Verein im Stadtteil enger zu vernetzen, um sozial benachteiligte Mädchen die Möglichkeit zu geben, sich einem Verein anzuschließen und so eine spätere Selbstorganisation zu unterstützen. Inhalte dieses Konzeptes sind neben der Einrichtung von Schulfußball- Arbeitsgemeinschaften (AG´s) und Schulfußballturnieren auch die Ausbildung von Mädchen zu Schulsportassistentinnen. Diese Ausbildung befähigt die Mädchen selbst Turniere für Grundschüler zu organisieren, oder auch im Schul- oder Vereinssport eine Leitungsrolle zu übernehmen.

Seit Oktober gibt es in zwei Grundschulen in Erlangen eine Fußball-AG für Mädchen, in der Grundschülerinnen wöchentlich die Chance bekommen, Freunde zu treffen, Spaß an der Bewegung zu finden und spielerisch Elemente des Fußballspiels kennen zu lernen. Eine Gruppe wird bereits von drei Mädchen mit angeleitet, die die Ausbildung vergangenen Sommer in Würzburg absolviert haben. Als Beraterin steht ihnen jede Übungsstunde Stefanie Goller zur Verfügung, die Autorin der Diplomarbeit.

Und ein besonderes Highlight gab es bereits auch: zur Schuljahresmitte fand in beiden Grundschulen ein großes Fußballturnier auf Streetsoccer-Courts statt.

Die Begeisterung bei den Mädchen ist sehr groß und viele von ihnen können sich vorstellen, zur nächsten Saison aktiv Mitglied in einer Mädchenfußballmannschaft im Stützpunktverein TV 1848 Erlangen zu werden. Aufgrund dieser positiven Entwicklung der Fußball-AG ist von Seiten des Programms „Integration durch Sport“ eine Schulportassistentinnenausbildung in ganz Erlangen geplant, an der Hauptschülerinnen aus den beiden Schulen teilnehmen können. Das Projekt mit dem Namen „Teens&Tore soll später auf weitere Schulen in der Erlanger Innenstadt ausgeweitet werden, um somit auch in anderen Bezirken der Stadt sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche zu erreichen. Ziel ist es neben dem kostenlosen Sportangebot für Grundschülerinnen die Absolventinnen des Erlanger Lehrgangs an das Leiten einer Übungsstunde heranzuführen.

 

Fussballtag in der Mönauschule: Siegerehrung
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