Ein Stützpunktverein kämpft gegen die Abschiebung seiner Mitglieder

Der TSV Bitterfeld besteht seit dem Jahr 2005.

Der Sportverein hat es sich auf die Fahnen geschrieben, über sportliche Betätigung das Miteinander von zugewanderten und einheimischen Kindern zu fördern und dabei auch die Familien näher zu bringen.Die Vereinsvorsitzende, Frau Appenroth, und ihr Team von 10 Übungsleitern gehen aufgeschlossen und unkompliziert auf zugewanderte Familien zu, damit sie sich dem Verein anschließen und sich auch aktiv einbringen. 

Die Angebote reichen von den wöchentlichen Trainingsstunden über die Durchführung von gemeinsamen Sportfesten und Trainingslagern bis hin zum zum Schauturnen.

Doch nicht nur sportlich wird zusammengehalten. Es wird auch gemeinsam gekocht und gebastelt und dabei viel über die verschiedenen Kulturen, ihre Sitten und Gebräuche gelernt.

Der Schritt zum Stützpunktverein im Bundesprogramm "Integration durch Sport" war im Jahr 2007 letztendlich nur die logische Konsequenz der bisherigen Entwicklung. Mit diesem Schritt vertiefte sich auch die Zusammenarbeit mit den Partnern des Netzwerkes der Stadt Bitterfeld. Gemeinsam werden viele Initiativen auf die Beine gestellt und neue Mitglieder für den Verein gewonnen.

Ein Beispiel gemeinsamen solidarischen Engagements ist der Kampf um das Bleiberecht der vietnamesischen Familie Nguyen, die seit 1992 in Bitterfeld lebt und seit Jahren im Sportverein integriert ist.

Weil die Nguyens Anfang der 90 er Jahre mit unverzollten Zigaretten gehandelt hatten und dafür verurteilt worden waren, entschied die Härtefallkommission Sachsen-Anhalts 2007 gegen einen Bleiberechts-Antrag.

Nun soll die Familie abgeschoben werden, so will es das Gesetz. Nachbarn, Mitschüler Sportfreunde, Trainer, Kommunalpolitiker und viele Bürger wollen das nicht. Sie sprechen von einem Paradebeispiel positiver Integration, denn alle sprechen deutsch, die Eltern arbeiten und die ganze Familie ist dem Sportverein ans Herz gewachsen. die Kinder zählen zu den besten Turnerinnen.

die Übungsleiterinnen des Vereins haben die Initiative ergriffen und eine Unterschriftensammlung gegen die Abschiebung angestoßen. Mehr als 2000 Unterschriften haben allein die sechs Frauen in den ersten vier Tagen ihrer Aktion gesammelt. Und Oberbürgermeisterin Petra Wust sammelte selber mit.

Im Verein gibt es kein Verständnis für die formal rechtliche Entscheidung zur Abschiebung.

Jahrelang bemüht sich der Verein, die gesellschaftliche Integration zu unterstützen, was ihm auch in diesem Fall erfolgreich gelungen ist.

"Wir kämpfen weiter für das Bleiberecht der Familie und hoffen, dass wir etwas bewegen können", so ist die einmütige Meinung der Vereinsvertreter.

Mit diesem Beispiel setzt der TSV Bitterfeld ein Zeichen, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen und sich über die traditionellen Tagesaufgaben hinaus zu engagieren. Er steht in Sachsen-Anhalt stellvertretend für viele der 23 Stützpunktvereine.