„Es gibt keinen Krieg in der Sporthalle“

Die SF Dettingen engagieren sich für Geflüchtete und haben dafür ein bereits Programm auf die Beine gestellt. Vom Tanzen bis zum Kickboxen

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Natascha Wasmann sagt selbst, dass sie nur schwer nein sagen kann. Manchmal auch gar nicht. So engagiert sie sich für Geflüchtete in der Gemeinde, in der Schule, aber auch bei den SF Dettingen. Im Verein wird ihre Arbeit sehr geschätzt. „Unser Vorsitzender Rainer Braun unterstützt mich und unser Team, das ist wirklich gut“, sagt Wasmann.

Finanzielle Förderung durch WLSB

Die Frau Anfang 40 arbeitet jede Woche fünf Stunden in der Geschäftsstelle der Sportfreunde, dazu engagiert sie sich in deutlich höherem Umfang ehrenamtlich für geflüchtete Menschen. Unter denen sind gerade viele Ukrainer*innen, aber auch Menschen aus anderen Ländern. Die Projekte werden vom WLSB über das Bundesprogramm „Integration durch Sport“ finanziell unterstützt. Wasmann übersetzt häufig für Ukrainer*innen. Sie ist in Kasachstan geboren, dort auch mit Russisch aufgewachsen, hat aber deutsche Vorfahren und kam vor rund 30 Jahren hierher.

Die SF Dettingen haben einiges für Geflüchtete auf die Beine gestellt. Das fing schon 2015 an, als der AK Asyl angefragt habe, ob sie Geflüchtete in der Fußball-Abteilung aufnehmen könnten, erzählt Wasmer. Sie dürfen im Verein in der Nähe von Kirchheim/Teck kostenlos Sport treiben, wenn es für das Angebot keine Wartelisten gibt.

Als die Nachfragen jedoch immer mehr wurden, habe jemand vom AK Asyl einen Freizeit-Kicktreff eröffnet, die Fußballer aus verschiedenen Ländern treffen sich jede Woche auf dem Gelände der Sportfreunde.

Mittlerweile gibt es im Verein die verschiedensten Angebote für Geflüchtete. Nordic Walking, Tanzen, Kindertanzen, Fitness, ein Programmierkurs oder Volleyball. Und Kickboxen.

Die Kickboxer*innen trainieren unter der Anleitung von Sascha Nisukai. Der Ukrainer war in seiner Heimat beim Militär und wurde schwer verwundet. Daher konnte er das Land verlassen, nach Deutschland kommen und lebt mit seiner Familie in Owen nahe Dettingen. Ihm und den anderen in der Gruppe hilft der Sport dabei, sich auszupowern und damit auch ihre Seele zu entlasten, meint Wasmann. „Sport macht Sascha glücklich. Bei mir ist das auch so, ich komme in die Halle und mir geht es gut.“ Mittlerweile hat Nisukai auch eine Übungsleiter-C-Lizenz. Genauso wie Wasmann selbst.

Auch Rainer Braun beschreibt die Arbeit von Nisukai sehr positiv. Kickboxen, das zur Karate-Abteilung gehört, habe bei den Sportfreunden großen Zulauf, sagt der 63-Jährige. „Dadurch wächst die Abteilung, ob jetzt durch Geflüchtete oder Deutsche.“ Die Zusammensetzung der Gruppe sei ziemlich gemischt.

Keine Konflikte wegen Herkunft

Das Schöne sei, dass es beim Sport keine Konflikte wegen der verschiedenen Nationalitäten gebe, meint Wasmer. Alle würden sich gut vertragen. „Es gibt keinen Krieg in der Sporthalle.“ Daher sei es gut, dass ihr Verein vom WLSB unterstützt werde. „Durch den Verband können wir dabei helfen, die Leute zu integrieren.“

Aber nicht nur die Geflüchteten profitierten, erklärt Wasmer. Auch die Sportfreunde Dettingen. „Wir möchten die Menschen schon auch als neue Mitglieder gewinnen.“ Die Sportvereine müssten sich verändern und neue Zielgruppen ansprechen. Die SF Dettingen sicherten damit auch ihre Zukunft.

Das tun sie auch, indem sie mit der Grundschule kooperieren und dort in der Ganztagsbetreuung Sportangebote machen. „In der Schule kann man die Kinder unter Umständen auch für den Verein begeistern“, meint Braun. Und manchmal schließen sie sich den Sportfreunden dann auch dauerhaft an. Der Verein habe mittlerweile mehr Mitglieder als vor der Coronakrise, erklärt Braun. „Das ist ein Riesenerfolg.“

Autor: Matthias Jung


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