Fußball hinter Gittern

Streetsoccerturnier mit dem Programm „Integration durch Sport“ des BLSV in der JVA Neuburg-Herrenwörth

 

„Da wird’s wohl ganz schön hart zur Sache gehen“- meint Martin, der als Schiedsrichter bzw. Spielerbeobachter mich mit in die JVA Neuburg-Herrenwörth begleitet. Ich versichere ihm, er könne ganz beruhigt sein, die „schweren Jungs“ seien alle sehr diszipliniert und in letzten Jahren war es immer friedlich. Es ist bereits das dritte Turnier dieser Art in der JVA.

Spielszenen aus dem Innnenhof der JVA
Spielszenen aus dem Innnenhof der JVA

In der Eingangsschleuse müssen wir erst mal unsere Handys abgeben und unser Wagen wird durchsucht. Als alles okay ist, wir dürfen einfahren. Im Innenhof ist der Court schnell aufgebaut und Martin staunt über die Schnelligkeit mit der die Häftlinge unseren Court aufbauen. In knapp 20 Minuten steht unsere Anlage - rekordverdächtig - bei unseren Turnieren draußen brauchen wir meist doppelt so lang.

 

Am Turnier selbst nehmen acht Mannschaften teil, vier aus der JVA und jeweils zwei von der benachbarten Hauptschule und dem Gymnasium. Gespielt wird drei gegen drei in einem 10x15m großen "Fußballkäfig". Sieger ist die Mannschaft mit den meisten Punkten. Bei Punktgleichheit entscheidet aber nicht das Torverhältnis, sondern die Anzahl der Fairnesspunkte, die jede Mannschaft im Laufe der Partien erhält. Shakehands, Fouls selbst anzeigen, nach einer Attacke wieder auf die Beine helfen soll selbstverständlich sein und ist wichtig, um nachher auch beim Fairnesspreis die Nase vorne zu haben.

 

Zwischendrin ergeben sich viele Gespräche. Nach anfänglichem Zögern frage ich meinen zur Seite gestellten Helfer, der die Urkunden schreibt: „Sag mal, warum sitzt du eigentlich?“ Es stellt sich heraus, dass er einige Autos geknackt und „verschoben“ hat. Wenn man ihn hier bei der Arbeit sieht, mag man es kaum glauben. Überhaupt sind die Insassen froh, dass wir hier sind - es macht ihnen Spaß, die von uns zugetragenen Aufgaben wie Tore zählen, Urkunden schreiben, Geschwindigkeitsmessanlage betreuen oder Durchsagen machen, auszuführen.

 

Wenn man bedenkt, dass ein Tag im Gefängnis pro Häftling den Steuerzahler ca. 100 Euro kostet, ist das Geld sicherlich für präventive Maßnahmen sinnvoller ausgegeben - hierzu kann auch der Sport mit seinen vielfältigen Möglichkeiten seinen Beitrag leisten , - denn diese Jugendlichen wollen sich engagieren und arbeiten.

 

Als wir nach Ende der Veranstaltung herausfahren, sitzen die Häftlinge an ihren vergitterten Scheiben und winken uns zu. Das Motto „Integration durch Sport“ ist heute wieder voll aufgegangen

 

Ergebnisse:

Sieger der Fair-Play-Wertung:

„Red Devils“ (Hauptschule I)

Turnierplatzierungen:

1.Platz: Hooligans (JVA)

2.Platz: Super Kicker (JVA)

3.Platz: The Reds (Descartes Gymnasium II)

4.Platz: Chaoten (Hauptschule II)

5.Platz: Freigängerhaus (JVA)

6.Platz: Orange Butt (JVA)

7.Platz Red Devils (Hauptschule I)

8.Platz: Schwarze Schafe (Descartes Gymnasium I)


  • Spielszenen aus dem Innnenhof der JVA
    Spielszenen aus dem Innnenhof der JVA