Gabi Lutomski: "Ich möchte die Arbeit mit muslimischen Frauen nicht aus den Augen verlieren."

Gabi Lutomski mit muslimischen Frauen (Fotos: privat)
Gabi Lutomski mit muslimischen Frauen (Fotos: privat)

Gabi Lutomski ist die stellvertretende Vorsitzende der SG "Friedrich der Große Herne" e.V. Sie ist eine "Frau der ersten Stunde" bei der SG, seitdem sich der Verein in der Integrationsarbeit engagiert. Die 44-jährige Mutter von zwei Töchtern ist zudem Übungsleiterin und macht bei der SG vor allem die Schwimm-, Gymnastik- und Kinderturnangebote. Seit 1990 ist sie im Verein, ihre beiden Töchter treiben auch Sport, die eine spielt Volleyball in der SG "Friedrich der Große".

Die Aufgabe mit den muslimischen Frauen bekam Gabi Lutomski eher zufällig zugewiesen. 1995 hatte sie gerade ihren Übungsleiterschein gemacht und war auf der Suche nach einer eigenen Gruppe im Verein. Gabi Lutomski gehörte zu einer Gruppe von Übungsleitern, die gemeinsam mit dem Stadtsportbund Herne ausländische Frauen in einem Containerdorf für Sport begeistern sollte. Die Resonanz bei den dortigen Frauen war sehr gering, dafür zeigten die überwiegend türkischen Frauen aus den benachbarten Häusern Interesse: "Erst ging es ganz zögerlich, dann aber kamen plötzlich immer mehr Frauen, so dass es recht bald eine stattliche Zahl wurde", erinnert sich Gabi Lutomski. So kam sie praktisch von heute auf morgen zu ihrer eigenen Gruppe. So verband Gabi Lutomski von Anfang an etwas mit den muslimischen Frauen: Für sie war es die erste eigene Gruppe und für die überwiegend türkischen Frauen die ersten sportlichen Erfahrungen überhaupt.

Mit Feuereifer in die neue Aufgabe

Für Gabi Lutomski war die Arbeit mit den muslimischen Frauen in der Gymnastikgruppe der Anfang einer zweiten, neuen Karriere. Die gelernte Betriebswirtin, die jahrelang noch im kaufmännischen Bereich gearbeitet hatte, konzentrierte sich zunehmend auf die sportliche Arbeit im Verein. "Nachdem die Frauen die Gymnastik kennen gelernt hatten, fragten sie auch nach weiteren sportlichen Angeboten, besonders interessiert waren sie an Schwimmkursen", erinnert sich Gabi Lutomski. Nach einigem Suchen organisierte die SG einen Schwimmkurs für muslimische Frauen, auch hier wieder mit großem Erfolg. "Nachdem die Frauen bei uns Schwimmen gelernt hatten, wollten es die Männer auch, denn sehr viele von Ihnen konnten ebenfalls nicht schwimmen und wollten sich aus religiösen Gründen nicht in einem öffentlichen Bad in der Badehose zeigen", so Gabi Lutomski. So entwickelte sich eine regelrechte Sogwirkung, denn mittlerweile bringen die Familien ihre Kinder in die Schwimmkurse der SG und sorgen somit für den Nachwuchs im Verein. Der Bedarf ließ Gabi Lutomski handeln. Zusammen mit dem Verein initiierte sie Schwimm-AG´s an einer Hauptschule ausschließlich für Muslime. Dabei haben die Jungen und die Mädchen je eine eigene Gruppe. Das Angebot ist zeitlich so gelegt, dass die Kinder im Anschluss an den Schulunterricht in die Schwimm-AG gehen können, ein Beispiel welches im wahrsten Sinne des Wortes "Schule machen" sollte.

Gabi Lutomski hat einen maßgeblichen Anteil an der Entwicklung - der mittlerweile selbstverständlichen Arbeit des Vereins mit Migranten, sie sitzt im Integrationsrat der Stadt Herne und engagiert sich dort über den Sport für die Gemeinschaft. Dank ihres Engagements hat es der Verein geschafft, in wirtschaftlich schwierigen Zeiten seine Mitgliederzahl nicht nur zu stabilisieren, sondern sogar wieder zu erhöhen. Immerhin stammen mittlerweile rund 300 der rund 950 Vereinsmitglieder der SG ursprünglich nicht aus Deutschland.


  • Gabi Lutomski mit muslimischen Frauen (Fotos: privat)
    Gabi Lutomski mit muslimischen Frauen (Fotos: privat)