Heimisch durch chinesische Kampfkunst – eine Integrationsgeschichte

Alina Shvartsman beim Training (Quelle: Flying Dragons e.V.)
Alina Shvartsman beim Training (Quelle: Flying Dragons e.V.)

„Niemals wird Dir ein Wunsch gegeben, ohne dass Dir auch die Kraft gegeben wurde den Wunsch erfüllen zu können. Es mag aber sein, dass Du Dich dafür anstrengen musst.“ Der Leitsatz auf der Webseite des Kampfsportclubs Flying Dragons e.V. könnte auch für den Werdegang von der Vorsitzenden und TrainerinAlina Shvartsman stehen. Vor sieben Jahren mit ihrer Familie aus Usbekistan gekommen, hat sie noch einmal ganz von vorne begonnen und ganz nebenbei einen eigenen Verein gegründet, der mittlerweile zum Stützpunktverein des Programms „Integration durch Sport“ geworden ist.

„Als ich etwa 15 Jahre alt war, habe ich nach einer Sportart gesucht, die mich fordert und landete schließlich bei der alten chinesischen Kampfkunst Wushu“, erzählt die gebürtige Usbekin Alina Shvartsman. Auch über den Sport hinaus suchte sie die Herausforderung und entschloss sich Jahre später zu einem einschneidenden Schritt. Weil sie für sich und ihre Familie in Usbekistan keine Perspektive mehr sah, siedelte sie gemeinsam mit ihrem Mann Sergey und ihrer Tochter Christina nach Deutschland über. Das war im März 2002. Sie war damals 24 Jahre alt. „Wir haben in Deutschland wieder bei Null angefangen“, erinnert sie sich.

 

„Bei meiner eigenen Integration har der Sport eine Hauptrolle gespielt“, sagt Alina Shvartsman. „Ab dem Zeitpunkt, in dem ich in einem Verein war, habe ich angefangen deutsch zu sprechen.“ Seit 2003 trainierte sie Ju-Jutsu bei den Judo Crocodiles in Osnabrück. Ihre eigentliche Leidenschaft war und ist jedoch Wushu, eine traditionelle chinesische Kampfkunst, zu der auch das hier bekannte Kung Fu gehört. In den Kampfsportschulen in Deutschland fand sie nicht das passende sportliche Angebot. Hinzu kam, dass sie sich die Beiträge damals nicht leisten konnte – „Ich war gerade hergezogen und hatte noch keine Arbeit.“ Also gründete sie kurzerhand selbst einen Verein – die Geburtsstunde der Flying Dragons.

 

Flying Dragons im Aufwind

 

Seit 2008 ist der Flying Dragons e.V. Stützpunktverein des Programms „Integration durch Sport“ und hat inzwischen 56 Mitglieder. Rund 70 Prozent davon haben einen Migrationshintergrund. Die meisten kommen aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion. Auch viele Frauen und Mädchen mit Migrationshintergrund haben im Verein ihre sportliche Heimat gefunden. „Ich glaube, dabei spielt es eine große Rolle, dass ich eine Frau bin“, erklärt Alina Shvartsman. „Die Mädchen und die Mütter haben dadurch keine Scheu sich einzubringen. Wir bieten den Eltern an, kostenfrei mit den Kindern zusammen zu trainieren.“ Darin sieht sie auch ein generelles Rezept: „Indem die Mütter in den Vereinssport eingebunden werden, wäre es möglich, noch mehr Frauen und Migrantinnen in den organisierten Sport zu bekommen.“

 

Als Kampfsportlerin ist Alina Shvartsman im Verein und auf bundesweiten Veranstaltungen uneingeschränkt akzeptiert. Die Frage, ob sie sich „integriert“ fühle, bejaht sie ohne zu zögern: „Ich fühle mich wohl. Ich habe deutsche Freunde und beende gerade meine Ausbildung zur Physiotherapeutin. Kung-Fu bedeutet „etwas durch geduldige oder harte Arbeit Erreichtes“ – eine Kernaussage, die zur Geschichte der sympathischen Trainerin passt.

 


  • Alina Shvartsman beim Training (Quelle: Flying Dragons e.V.)
    Alina Shvartsman beim Training (Quelle: Flying Dragons e.V.)
  • Ausflug der Flying Dragons an die Nordsee (Quelle: Flying Dragons e.V.)
    Ausflug der Flying Dragons an die Nordsee (Quelle: Flying Dragons e.V.)
  • Alina Shvartsman zeigt den Nan-Quan "Südliche Faust"-Kampfstil (Quelle: Flying Dragons e.V.)
    Alina Shvartsman zeigt den Nan-Quan "Südliche Faust"-Kampfstil (Quelle: Flying Dragons e.V.)