„Ich finde es super interessant, Trainer zu sein!“

Kais Azzam hat über den LSB Berlin einen Fußballtrainer-Lizenz absolviert. Jetzt kann der Medizinstudent sich seinem Lieblingshobby noch intensiver widmen.

Das Ur-Erlebnis im Fußball für Kais Azzam war die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland. Damals lebte er noch mit seiner Familie in Syrien und kickte mit anderen Kindern um die Wette. „Ich war damals als 7-Jähriger großer Fan von der deutschen Nationalmannschaft“, erinnert sich Kais. „Besonders Michael Ballack habe ich sehr bewundert.“

Vater flieht aus Syrien

Als Kind und Teenager hat er einige Jahre in einem Verein gespielt, bis er sein Medizinstudium angefangen hat. Der Bürgerkrieg war dann schon in vollem Gange. Seinem Vater gelang 2015 die Flucht nach Deutschland. Über den Familiennachzug konnte Kais mit seinen Geschwistern und seiner Mutter 2017 nachkommen. „Meine Familie lebt nach wie vor in Hannover“, sagt der 25-Jährige. „Ich bin dann zum Studieren nach Berlin gegangen und habe dort schnell einen neuen Verein gefunden.“

Neue Heimat SC HORUS

Ein Freund in Berlin hatte ihn zum Training beim SC HORUS mitgenommen, der in Neukölln sitzt. Dieser Fußballclub ist noch recht jung und hat eine ganz eigene Gründungsgeschichte, denn hier haben sich fußballbegeisterte Menschen aus über 20 Nationen zusammengefunden. 98 Prozent der Spieler haben einen Migrationshintergrund. „Ich habe 2022 einen Schiedsrichterlehrgang gemacht und dieses Jahr die Trainer-C-Lizenz“, erklärt Kais, der jetzt schon drei Jahre beim SC HORUS spielt. „Die B-Lizenz würde mich auch reizen, ich finde es super interessant Trainer zu sein.“ Momentan trainiert Kais Azzam die zweite Herrenmannschaft und macht als Spieler zwei Trainings mit: „Neben dem Studium ist es nicht so einfach, aber mir macht es sehr viel Spaß und ich mag die gute Gemeinschaft. Der SC HORUS ist wirklich sehr familiär.“

Vorfreude auf die erste Spielsaison

Inzwischen studiert Kais Medizin im 7. Semester und bewegt sich Tag für Tag zwischen dem Studentenwohnheim an der Frankfurter Allee und der Charité. Demnächst macht er das Praktische Jahr als Arzt, später will er mal Chirurg werden. „Ich hatte in Syrien schon ein Jahr Medizin studiert, aber ich musste hier nochmal ganz neu angefangen“, so Kais. „Aber für den Fußball werde ich mir immer Zeit nehmen. 2024 haben wir beim SC HORUS die erste richtige Spielsaison in der Kreisliga C. Darauf freue ich mich schon sehr.“

Text/Fotos: Klaus Rathje