In der Gesellschaft bemerkbar machen - Integrationsmotor Sportverein: PSV Sömmerda e.V.

Abgehetzt stürmt Helena Steinepreis eine Minute vor Trainingsbeginn in die Turnhalle der Diesterweg-Schule. Obwohl ein Großteil der Aerobic-Frauen schon da ist und auch Helena sich erst noch umziehen muss, betritt sie als erste mit Vorfreude die Trainingsfläche.

Helena Steinepreis und Svetlana Maer (im Hintergrund) fühlen sich in der Frauensportgruppe des PSV Sömmerda gutaufgehoben. Seit drei Monaten stärken sie beim Aerobic nicht nur die Muskulatur, sondern auch ihr Selbstvertrauen
Helena Steinepreis und Svetlana Maer (im Hintergrund) fühlen sich in der Frauensportgruppe des PSV Sömmerda gutaufgehoben. Seit drei Monaten stärken sie beim Aerobic nicht nur die Muskulatur, sondern auch ihr Selbstvertrauen

Einmal in der Woche trifft sich die Frauensportgruppe des PSV Sömmerda zum gemeinsamen Sporttreiben - ein Höhepunkt nicht nur für die russischen Aussiedlerinnen Helena Steinepreis und Svetlana Maer. .Auch die anderen Frauen sind mit Spaß dabei. Seit dem Jahr 2000 lebt Helena Steinepreis in Sömmerda. „Schon vor vier Jahren habe ich Frau Wiegel im Fernsehen gesehen. Es hat mir gefallen, was sie hier aufgebaut hat“, schwärmt die Spätaussiedlerin in gutem Deutsch, „Seit diesem Tag träume ich davon, hier mitzumachen.“

 

An der Übungsleiterin im Ehrenamt, der guten Seele des Vereins Ingrid Wiegel, lag es nicht, dass Helena erst im November 2007 den Weg zum PSV Sömmerda gefunden hat. Denn schon seit zwei Jahren hat sie sich mit ihrem Verein dem Programm des Landessportbundes Thüringen „Integration durch Sport“ angeschlossen und schon vielen, vor allem russischen Aussiedlern geholfen, sich in ihrer neuen Umgebung möglichst schnell einzuleben. Als der Kontakt zwischen beiden schließlich hergestellt war, war der Grund, sich nicht schon früher um das eigene Hobby gekümmert zu haben, plötzlich unerklärlich. „Ich habe schon immer gern Sport gemacht. Jetzt bin ich sehr zufrieden“, gibt Helena zu. Für Ingrid Wiegel ist es eine Genugtuung, zu beobachten, wie Menschen es lernen, sich in einem sportlichen Umfeld zu entfalten. „Die lockere Atmosphäre ist schon etwas Besonderes und reicht weit über den Sport hinaus“, sagt sie und spielt dabei auf die vielen Aktivitäten mit dem Bund der Vertriebenen im Verlauf des Jahres an, durch die Migrantinen und Migranten in direkten Kontakt mit Deutschen kommen. Gerade bei Kindern ist es oft eine echte Herausforderung für uns, zwischen Deutschen und Migranten zu unterscheiden. „Die Akzeptanz in diesem Altersbereich ist sehr hoch. Die Kinder haben eigentlich kaum Schwierigkeiten, weil sie die deutsche Sprache auch gleich von Anfang an in der Schule lernen.“


Die agile Übungsleiterin freut sich über jedes neue Mitglied und das schon seit vier Jahrzehnten. „Seit 40 Jahren ist das mein Haken, schon so lange hängt meine Jacke hier in der Umkleidekabine direkt neben der Tür“, berichtet Ingrid Wiegel voller Stolz, wohl wissend, was sie für den PSV Sömmerda bewegt hat. Damals war die Halle noch nicht so modern und auch die Struktur des Vereins war längst nicht so hintergründig ausgeprägt, wie es jetzt der Fall ist. Es waren 16 Senioren, die sich in einer Sportgruppe 1971 zusammenfanden und die Anfänge des PSV Sömmerda markierten. Hinzu kam eine Gymnastik- und Aerobic-Gruppe und schließlich eine Abteilung Volleyball. Mit einem neuen Projekt, der Einrichtung einer Behindertensportgruppe, liebäugelt Ingrid Wiegel bereits für die Zukunft.
 

Mit der Unterstützung des PSV Sömmerda und einer nimmermüden Ingrid Wiegel haben Helena Steinepreis und Svetlana Maer den ersten Schritt getan, sich in der Gesellschaft bemerkbar zu machen und die Akzeptanz einzufordern, die sie verdienen. Die Körpersprache der beiden verrät, wie erleichtert sie darüber sind, diesen Schritt gegangen zu sein. Ganz entspannt machen sie sich auf den Heimweg. Erst jetzt haben Helena und Svetlana Gelegenheit, sich über das auszutauschen, was in der letzten Woche passiert ist. Genug Zeit bleibt den beiden, denn schließlich ist erst in einer Woche wieder Aerobic-Training. Doch auch wenn die Tür der Diesterweg Turnhalle dann wieder erst kurz vor Trainingsbeginn aufgeht und Helena hineinstürmt, wird sie doch pünktlich sein. Die Freude lässt sie sich nicht nehmen.
Jana Krug


  • Helena Steinepreis und Svetlana Maer (im Hintergrund) fühlen sich in der Frauensportgruppe des PSV Sömmerda gutaufgehoben. Seit drei Monaten stärken sie beim Aerobic nicht nur die Muskulatur, sondern auch ihr Selbstvertrauen
    Helena Steinepreis und Svetlana Maer (im Hintergrund) fühlen sich in der Frauensportgruppe des PSV Sömmerda gutaufgehoben. Seit drei Monaten stärken sie beim Aerobic nicht nur die Muskulatur, sondern auch ihr Selbstvertrauen