Integration durchs Boxen bei Fortuna Rotenburg

Anfangs war Harald Meyer (1.Vorsitzender des Vereins) nicht überzeugt davon, zu der bestehenden Fußballabteilung noch eine Abteilung Boxen/Kickboxen aufzumachen. Jetzt ist er froh darüber, dass er den Jugendlichen meist mit Migrationshintergrund eine Möglichkeit gegeben hat, ihr Selbstwertgefühl zu steigern und ihre Emotionen ohne Gewalt abzubauen. „In den Gruppen sind regelmäßig 15 bis 25 Teilnehmer, die mit Begeisterung das sehr intensive und disziplinierte Boxtraining durchführen“, sagt Eduart Hermann Sozialarbeiter der Stadt Rotenburg stolz.

Fotos: LSB
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Als Harald Meyer den Vorsitz des Vereins übernahm, war der Ruf des Vereins alles andere als gut. Immer wieder waren Berichte in der Zeitung zu lesen über bösartige Beschimpfungen und sogar tätliche Angriffe von Fortuna Fußballspielern auf die Schiedsrichter. Doch damit sollte jetzt endlich Schluss sein. In enger Zusammenarbeit mit den örtlichen Präventions- und Migrationsnetzwerken der Stadt Rotenburg und vor allem mit dem Sozialarbeiter Eduard Hermann stellte er sich diesen Problemen des Vereins. Es stellte sich heraus, dass in vielerlei Hinsicht dieses Verhalten einiger Spieler auf dem Fußballplatz ein Ausgleich zu einem mangelnden Selbstwertgefühl war.

 

Der Sozialarbeiter, der selber einen Migrationshintergrund vorzuweisen und dadurch einen einfacheren Zugang zu den Jugendlichen hat, versuchte in vielen Gesprächen über die Probleme der Jugendlichen Migranten zu sprechen. In einigen Gesprächen wurde zudem deutlich, dass die Jugendlichen ihre aufgestauten Aggressionen bedingt durch alltägliche Frustrationen über die Schule, den verpassten Ausbildungsplatz, die mangelnde Akzeptanz in der Gesellschaft etc. durch den Sport als Ventil abzubauen versuchen. Einige der Migranten äußerten sich dahingegen, dass sie gerne eine Kampfsportart im Verein betreiben würden. Auf den ersten Blick schien es Harald Meyer absurd, Jugendlichen die aggressives Verhalten zeigten, auch noch beizubringen wie sie sich „richtig prügeln“. Nach langen Gesprächen mit einem Boxtrainer und dem Sozialarbeiter rief er dann doch mit finanzieller Unterstützung des Programms „Integration durch Sport“ des LandesSportBundes Niedersachsen, eine Boxgruppe ins Leben.

 

Und mit Erfolg. Mittlerweile gibt zwei Boxgruppen und eine Kickboxgruppe die regelmäßig mit 15 bis 25 TN trainieren. Sogar einige Mädchen sind mit dabei. Aufgrund des sehr körperlich intensiven, disziplinierten Trainings haben die Jugendlichen ein gewaltfreies Ventil gefunden um ihre Aggressionen abzubauen. Zudem begleitet der Sozialarbeiter Eduard Hermann die Gruppen und versucht immer wieder in intensiven Gesprächen das Selbstwertgefühl der Teilnehmer zu stärken. Ausschreitungen der Spieler auf dem Fußballplatz sind nun kein Thema mehr bei Fortuna Rotenburg.


  • Fotos: LSB
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  • Rotenburg1 03