Lobeda West – Endhaltestelle …

… die Begrüßung der Straßenbahnansage in Jena klingt mechanisch. Gleich neben den renovierten Elf-Geschossern aus vergangenen Zeiten befinden sich ein Turnhallenkomplex sowie eine Schwimmhalle.

Es ist kurz vor 14.00 Uhr und vor dem Eingang zur Turnhalle sammeln sich sieben aufgeregte Jungs im Alter von acht bis zehn Jahren und lassen die letzte Mathestunde noch einmal Revue passieren.

 

Nun ist es endlich soweit, der Hallenwart öffnet die Tür und die Kinder stürmen den Gang entlang, die Treppe hinunter und verschwinden in einer der unzähligen Umkleidekabinen. In der Turnhalle wartet bereits Karin Prinz, eine ehrenamtliche Trainerin des Handballvereins „HBV Jena 90“, und bereitet alles für die Arbeitsgemeinschaft „Ballspieler“ vor. Nach wenigen Minuten blicken die ersten erwartungsvollen Gesichter hinter der Eingangstür hervor. Neugierige Kinder betreten die Sporthalle und setzen sich auf die Bank gleich am Spielfeldrand. Die Ruhe währt nicht lange, denn kurze Zeit später betritt Frau Schmidt, engagierte Hortnerin im Ruhestand, den Raum. Im Schlepptau hat sie dreizehn weitere Kinder, die sie jeden Montagnachmittag aus dem Hort der Staatlichen Grundschule „Rodatal“ abholt. 

 

Zur Erwärmung wird Zwei-Felder-Ball gespielt. Dabei zeigen die Jungs und Mädchen aus Albanien, dem Kosovo, Deutschland, Russland und aus Vietnam ihre Freude am Ballsport. Im Anschluss daran werden hellgrüne Trikots ausgeteilt und zwei Mannschaften gewählt. Das Spiel beginnt. Die beiden Teams kämpfen um jeden Punkt und die Freude am gemeinsamen Sport treiben steht den Kindern ins Gesicht geschrieben. Nicht nur die Kinder sind dankbar für den Kooperationsvertrag zwischen Schule und Sportverein, auch für die ehrenamtlichen Trainerinnen stellt die gute Zusammenarbeit mit der Schulleitung eine Arbeitserleichterung dar. „So müssen wir uns nicht um die Hallenzeiten bemühen und können am Anfang des Schuljahres in den einzelnen Klassen Werbung für unsere Arbeitsgemeinschaft machen“, erläutert Karin Prinz. „Uns als Sportverein liegt nicht nur die körperliche Bewegung der Kinder am Herzen, sondern für uns stehen Spiel und Spaß im Vordergrund.“

 

Auf die Frage, inwiefern das wöchentliche Sportangebot als Integrationsmotor dienen kann, antwortet Karin Prinz: „Zum einen dürfen die Kinder während der AG nur deutsch miteinander sprechen, das fällt dem Einen oder Anderen am Anfang schwer, aber zum Ende des Schuljahres werden keine Hände und Füße mehr gebraucht, um sich zu verständigen. Zum anderen dulden wir keine körperbetonte Konfliktlösung und die Kinder erfahren im Sport direkte Konsequenzen für ihr Handeln, mit denen sie lernen müssen umzugehen.“ Und wen das Ballfieber zum Ende des Schuljahres gepackt hat, der ist beim HBV Jena 90 herzlich willkommen und kann das Schnupperangebot für nur 20 Euro im Jahr für die Vereinsmitgliedschaft annehmen. Im letzten Jahr nahmen insgesamt 15 Kinder die Gelegenheit wahr und trainieren nun für die Chance, beim nächsten Punktspiel nicht nur auf der Bank am Spielfeldrand zu sitzen.

 

Stephanie Marzian