Reinhilde Koch ist die treibende Kraft des VfL Leipheim. Der VfL ist seit 2003 Stützpunktverein des Programms "Integration durch Sport" und konnte seitdem in der Stadt viel für die Integrationsarbeit leisten. Dass es so kam, ist der Verdienst von Reinhilde Koch. Sie wurde auf das Programm aufmerksam, erkannte die Möglichkeiten für beide Seiten und machte den VfL Leipheim so zum Stützpunktverein.
Seit 1969 gehört Reinhilde Koch (60) zum Verein. Die meiste Zeit davon hat sich die gelernte Bankkauffrau mit der Jugendarbeit beschäftigt. "Mich treibt die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen an", so Reinhilde Koch. Die Mutter zweier Kinder hatte zwischen 2003 und Mitte 2006 sogar einmal den Vorsitz des Vereins inne, weil sich niemand fand, der die ehrenamtliche Arbeit machen wollte. "In Leipheim ist in der offenen Jugendarbeit wenig los, deshalb ist die Gefahr für Jugendliche relativ groß, dass sie abgleiten: Geringe Bildung der Erwachsenen, hoher Zuwandereranteil, Aussiedler und Asylanten sind zum Teil in ehemaligen Kasernen untergebracht."
Auch ist die Gefahr von Drogenhandel, Prostitution, Bandenbildung und Alkoholismus sehr hoch. "Die Bürger, sowohl einheimische als auch Ausländer, haben mit der Radikalisierung ihrer jeweiligen politischen Ansichten reagiert", begründet sie ihr jahrzehntelangen Engagement für den Nachwuchs. Ein weiterer Punkt kam hinzu: "Ich möchte in Leipheim, wo ich wohne, alt werden. Das geht aber nur, wenn ich mich hier wohl fühlen kann und das Gefühl habe, dass sich hier etwas bewegt", so Reinhilde Koch. Die einzige öffentliche Einrichtung, das Jugendhaus, wurde unter ihrer Leitung mit Jugendlichen und durch die Hilfe von spendablen Firmen im Jahr 2000 umgebaut. Jetzt fällt es dem Rotstift zum Opfer, weil die Stadt bereits seit einigen Jahren notwendige Investitionen nicht tätigen konnte.
Reinhilde Koch wollte nicht zusehen, wie die Stadt die Jugendlichen sich selbst überlässt
Reinhilde Koch wollte "ihre Stadt" und die Jugendlichen nicht sich selbst überlassen und sah sich nach "Verbündeten" um. Dabei stieß sie auf das Programm "Integration durch Sport". Nach ersten Kontakten mit dem Bayrischen Landessportverband war für sie alles klar: "Das Programm 'Integration durch Sport' ermöglicht mir Dinge zu bewegen. Das Geld wird so eingesetzt, dass es auch wirklich bei denen ankommt, für die es gedacht ist", fasst Reinhilde Koch zusammen. "Durch das Programm kann ich auf die Bedürfnisse der Jugendlichen eingehen. So kann ich über den Verein regelrecht Jugendarbeit leisten", so Reinhilde Koch weiter. Denn Mitglieder brauchen die Kinder erst später werden.
Das Engagement von Frau Koch und des Vereins VFL Leipheim ist beispielhaft für viele Regionen in Deutschland, denn auch in Leipheim muss die Stadt mittlerweile die Jugendarbeit fast vollständig den Vereinen überlassen, da ihr selbst das Geld fehlt. Die Zuschüsse für die Jugendarbeit an die Vereine halten sich jedoch in Grenzen, der Einsatz der vielen ehrenamtlichen Helfer wird wenig geschätzt. So ist es verständlich, dass Reinhilde Koch viele Wünsche für die Zukunft hat: "Ich will, dass die Kinder sich in der Stadt Leipheim gut aufgehoben und wohl fühlen, dass sie sich ernst genommen fühlen. Für langfristige Erfolge in der Stadt brauche ich allerdings zehn Jahre Unterstützung durch das Programm, daher wünsche ich mir eine langfristig solide Finanzierung des Programms", fasst Reinhilde Koch zusammen. Derzeit unterstützt "Integration durch Sport" den VFL Leipheim mit Zuschüssen für Material, Öffentlichkeitsarbeit und Starthelfer. Davon profitieren Abteilungen oder Gruppen wie Boxen, Tanzen, Selbstverteidigung für Mädchen, Tennis, Volleyball und eine offene Ballspielgruppe mit der Grund- und Hauptschule Leipheim. Mittlerweile erreicht der Verein mehr als 300 Migrantinnen und Migranten.
