Netzwerkbildung für die Integration – Viktor Diner von der TSG Öhringen

Für eine nachhaltige Integrationsarbeit sind Netzwerke für die Stützpunktvereine des Programms „Integration durch Sport“ unerlässlich. Einer, der die Netzwerkarbeit bei der TSG Öhringen (Baden-Württemberg) in Sachen Integration vorantreibt, ist Viktor Diner (45). Der in Kasachstan geborene Diner ist nicht nur Übungsleiter in der Boxabteilung der TSG, sondern hat zusätzlich einen eigenen Verein gegründet, der Integrationsmaßnahmen in Öhringen unterstützen soll.

Viktor Diner lebt mit seiner Frau Irma und drei Kindern seit 1993 in Öhringen, im Nordosten Baden-Württembergs. Der gelernte Kraftfahrer arbeitete zunächst als Busfahrer, derzeit aber kümmert er sich vor allem um das Kunstprojekt „Ruin“ von Prof. Dr. Andreas Meyer-Brennenstuhl. Dieser hat im Hofgarten der Stadt aus bedruckten Folien eine Ruinenkulisse aufgestellt, die wiederum anderen Projekten als Plattform dienen soll und kann.

 

Diese Chance ließ sich Viktor Diner nicht entgehen und organisierte kurzerhand mit den Mitarbeitern des Programms „Integration durch Sport“ beim Landessportverband Baden-Württemberg ein Boxshowturnier, eine Kickboxshow und eine Hip-Hop-Vorführung. Innerhalb von nicht einmal einer Woche wurden Flyer konzipiert, gedruckt und verteilt und die Veranstaltung organisiert. Die Veranstaltung war ein großer Erfolg, mehr als 100 Jugendliche sahen zu.

 

Für Viktor Diner ist es genau das, was Integrationsarbeit ausmacht: „Wir wollen den Jugendlichen eine Perspektive geben, wollen ihnen helfen, an sich selbst zu glauben, ihnen die Chance geben, selbst ein Netzwerk aufzubauen.“ Mit „seinem“ Netzwerk hat er 1998 angefangen. Damals gründete er die Boxabteilung der TSG Öhringen. Zu Beginn waren es 20 Jugendliche und Erwachsene, heute sind es mehr als doppelt so viele. 80 % von ihnen sind Russlanddeutsche, die Ältesten sind gerade einmal knapp über 30, der Jüngste ist erst 10 Jahre alt. Innerhalb kürzester Zeit schaffte es Viktor Diner mit Unterstützung des Hauptvereins, aus der relativ kleinen Boxabteilung ein Vorzeigeprojekt zu machen. Bereits vier Jahre später ehrte ihn der damalige Bundespräsident Johannes Rau für die vorbildliche Integrationsarbeit. Der Ehrung durch den Bundespräsidenten folgte eine weitere, 2003 durch den baden-württembergischen Innenminister Thomas Schäuble.

 

Sportliche Höhepunkte und Anerkennung bei der Netzwerkarbeit in Öhringen

 

Die Boxabteilung der TSG Öhringen wird, genauso wie die Fußballabteilung, vom Programm „Integration durch Sport“ unterstützt. Diese Förderung zahlte sich nicht nur in den genannten Ehrungen, sondern auch bereits bei Meisterschaften aus. So holten die Boxer von Viktor Diner bereits mehrere Meisterschaften in Baden-Württemberg und brachten es auch auf Bundesebene bereits zu Vizemeisterschaften. Vorzeigeboxer der Abteilung sind der 18-jährige Alexej Moser und der 16-jährige Golja Skelzin.

 

Für Viktor Diner sind die Ziele der Boxabteilung klar: „Wir wollen weiter wie bisher den Jugendlichen in Öhringen eine sinnvolle, sportliche Betätigung bieten und auch vermehrt Jugendliche zu Übungsleitern ausbilden, damit sie in der Abteilung und auch im Verein mehr Verantwortung übernehmen können.“ Doch für diese Ziele fehlt es vor allem an Platz. „Unsere Halle ist einfach zu klein, wir könnten nicht mal einen Boxring aufstellen, geschweige denn dass wir überhaupt einen haben“, erklärt Viktor Diner.

 

Gemeinsam mit den Verantwortlichen der TSG will er das Problem aber nicht aus den Augen lassen. Unterdessen kümmert er sich auch um die Arbeit in dem von ihm gegründeten Verein „Dialog e. V.“. Der Verein versteht sich als Plattform für Integrationsarbeit in Öhringen über den Sport hinaus. „Wir engagieren uns mit Dialog bei den Stadtteilfesten und machen Aktivitäten im Jugendhaus. Wir wollen Jugendlichen, egal welcher Nationalität, eine Plattform bieten, über die sie bestehende Angebote für Bildung, Sport und Freizeit nutzen können. Wir verstehen uns dabei nicht als Konkurrenz zu bestehenden Vereinen und Organisationen, sondern als Ergänzung“, so Viktor Diner.