Paarweise Integration – Lilia Wolf vom TSC Rose Forst

Den Tanzsportclub „Rose“ Forst e. V. gibt es zwar erst seit 1998, doch der Verein unter der Vorsitzenden und Trainerin Lilia Wolf hat sich bereits mit beständigen Erfolgen im Jugendbereich der Standard- und lateinamerikanischen Tänze in Deutschland einen Namen gemacht.
 
Der Verein aus der Stadt an der deutsch-polnischen Grenze geht auf Initiative von Lilia Wolf und ihrem Mann Valeri zurück. Beide gründeten den Verein mit der Hilfe von tanzbegeisterten Lausitzern in und um Forst, um vor allem Kindern und Jugendlichen Tanzsport auch unter leistungssportlichen Gesichtspunkten zu ermöglichen. Fast „nebenbei“ trägt der Verein ungemein zur Integration in der Region bei, denn viele der Mitglieder haben einen Migrationshintergrund.
 
Lilia (45) und Valeri (65) Wolf sind dabei keine Ausnahme. Beide kamen im November 1994 gemeinsam mit ihren drei Kindern aus Omsk in Westsibirien nach Deutschland. Dort hatten beide als Pädagogen in einem Tanzpalast gearbeitet. Davon träumten Lilia und Valeri auch in Deutschland und so machten sie sich bald nach ihrer Ankunft in der neuen Heimat auf die Suche nach Orten, in denen getanzt wurde. Fündig wurden beide schließlich in der Musikschule Forst, in der sie Kurse geben konnten. „Wir haben bereits kurz nach unserer Ankunft in Deutschland mit der Suche nach Arbeitsmöglichkeiten als Tanzpädagogen begonnen. Wir sind praktisch überall hin marschiert und haben gefragt. Auch im Übergangswohnheim haben wir schon kurz nach unserer Ankunft zu einer Nikolaus-Feier eine kleine Tanzvorführung organisiert“, erinnert sich Lilia Wolf.
 
Vereinsgründung für die Jugend und den Leistungssport
 
Die Kurse in der Musikschule Forst sind für Lilia und Valeri der Anfang ihrer tänzerischen Aktivitäten in Deutschland, doch beide wollen mehr. „In der Schule war es nicht möglich, Tanzsport unter Leistungssportgesichtspunkten anzubieten, daher haben wir uns nach einigen Jahren entschlossen, einen eigenen Verein zu gründen“, so Lilia Wolf. Dabei stand am Anfang der Vereinsgründung 1998 Kinder- und Jugendtanzen im Vordergrund. Die Erfolge blieben nicht aus, die Kinder- und Jugendpaare aus Forst erzielten in den Jahren immer wieder nationale Erfolge und schafften es wie Christin Derichs mit Partner Valeri Wolf (jun.) mehrfach ins Bundesfinale der B-Klasse, der höchsten Junioren-Klasse im Tanzsport. Außerdem wurden sie  auch zum besten Paar des Landestanzverbandes Brandenburg ernannt.
 
Doch im TSV Rose Forst wird nicht nur nach Leistung getanzt. Die überwiegende Zahl der rund 100 Mitglieder betreibt Tanzen als reines Hobby. Der Ruf des Vereins hat bereits dazu geführt, dass sich in der Nachbarstadt Guben ebenfalls eine Hobbygruppe der „Forster Rosen“ gründete. Lilia Wolf: „Wir organisieren jede Menge Veranstaltungen für unsere Mitglieder aber auch Interessierte, die es noch nicht sind sowie Sommerfeste und Frühlings-Discos. Dabei sind vor allem die Jugendlichen immer wieder erstaunt, wie gut und ungezwungen man sich ohne Zigarette und Bier kennen lernen kann.“
 
Die herzliche Atmosphäre des Tanzsportclubs bietet vielen Jugendlichen mit Migrationshintergrund in und um Forst eine Perspektive für die Freizeit und eine Anlaufstelle, zudem arbeitete der Verein in den vergangenen Jahren auch mit der Jugendhilfe Cottbus e.V. zusammen. Für ihre Integrationsbemühungen werden Lilia und Valeri Wolf auch vom Programm Integration durch Sport unterstützt, der Verein arbeitet als anerkannter Stützpunktverein. Die Arbeit der beiden wurde auch von der hohen Politik registriert. So erhielten die Forster Tanzsportler vom damaligen Bundespräsidenten Johannes Rau eine Auszeichnung und eine Einladung zum Sommerfest.