respekt2009-der Integrationspreis der Bundesregierung

Boxring ATLAS Leipzig e.V., "Showdance Queens"
Boxring ATLAS Leipzig e.V., "Showdance Queens"

Die Integrationsbeauftrage der Bundesregierung, Staatsministerin Maria Böhmer, hat in diesem Jahr erstmals den Integrationspreis „respekt“ ausgelobt. Prämiert wurden Projekte und Initiativen von Jugendlichen, die sich besonders um die Integration vor Ort verdient machen.

Kinder und Jugendliche zwischen zehn und 19 Jahren konnten sich von Januar bis März 2009 mit eigenen Projekten für „respekt2009“, den Integrationspreis der Bundesregierung, bewerben. Der Aufruf richtete sich an Initiativen, die sich für die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund einsetzen. Wer aus einer Zuwandererfamilie stammt erlebt noch immer, dass man ihm mit Vorurteilen begegnet. Mit dem Wettbewerb sollen Projekte ausgezeichnet werden, die solche falschen Bilder zurecht rücken. Die Resonanz auf den Teilnahmeaufruf war enorm. Insgesamt sind 250 Beiträge eingegangen, hinter denen über 4.000 Beteiligte stehen. Sie zeigen, wie viel Jugendliche im ganzen Land auf die Beine stellen, damit die Herkunft eines Menschen keinen Einfluss auf seine Chancen in Deutschland hat.

 

Pro Bundesland hat die Jury ein Gewinnerprojekt ermittelt, das jeweils mit 1.000 Euro prämiert und öffentlich vorgestellt wird.

 

In Sachsen hat das Projekt „Showdance Queens“ aus Leipzig gewonnen.

 

Die gemeinsame Leidenschaft zu tanzen

 

Bei den „Showdance-Queens“ tanzen Mädchen aus verschieden Kulturen gemeinsam

Als Alexander Gepting 1998 aus Kasachstan nach Deutschland kam, war seine erste Handlung die Gründung einer Tanzgruppe. Damals noch im Aussiedlerheim und nur mit wenigen Mädchen. „Ich habe auch in meiner alten Heimat getanzt und wollte unbedingt hier in Deutschland weitermachen“, erinnert sich der Tanzpädagoge. Mittlerweile gehören 35 Mädchen aus elf Ländern zu den „Showdance-Queens“ und die Gruppe hat rund 40 Auftritte pro Jahr. Seine heutige Assistentin Natalie Bosch gehörte damals zu den Gründungsmitgliedern: „Wir waren am Anfang nur zehn Mädchen. Das war wie eine kleine Familie.“ Dieses Konzept gilt für die „Showdance-Queens“ noch heute. Über die gemeinsame Leidenschaft zum Tanzen lernen die Mädchen die neue Kultur und ihre Stadt besser kennen, knüpfen Bekanntschaften und finden neue Freunde. Für dieses große Engagement zur Integration von Mädchen mit Migrationshintergrund werden die „Showdance-Queens“ des Boxring ATLAS Leipzig e. V. als Sieger des Landes Sachsen mit „respekt2009“, dem Integrationspreis der Bundesregierung, ausgezeichnet.

 

Zwischen Kirchengemeinde und Boxverein

 

Der Weg von damals bis heute war für die Tanzgruppe von Alexander Gepting häufig nicht einfach. Fünf Jahre lang hatten die Mädchen keine feste Trainingsmöglichkeit. „Mal waren wir in der Kirchengemeinde, das andere Mal in einem Jugendbegegnungszentrum“, erinnert sich der Begründer der Mädchengruppe, „bis wir 2002 auf den Boxverein ATLAS aufmerksam geworden sind.“ Schnell sind die „Showdance-Queens“ dort zum Aushängeschild der Tanzabteilung geworden. „Die Mädchen kommen mittlerweile aus allen Stadtteilen. Manche fahren 40 Minuten zu unseren Trainingseinheiten“, staunt der Tanzpädagoge. Auch Natalie hat zeitweise eine Stunde Fahrtzeit in Kauf genommen: „Wenn der Wille da ist, ist das kein Problem“ sagt sie. Die Tanzgruppe hat nicht nur ihr geholfen, sich in der neuen Heimat schnell einzuleben. „Am Anfang war alles schwer. Man hatte keine Bezugspersonen außerhalb der Schule. Erst durch die Gruppe und die gemeinsamen Auftritte hat man auch Kontakt zu anderen gefunden. Man fühlt sich in der Gruppe einfach zu Hause, egal welche Herkunft die Mädchen haben“, erzählt Natalie weiter. Der harmonische Umgang unter den Mädchen wirkt sich mittlerweile auf den gesamten Verein aus. „Bei den männlichen Mitgliedern des Boxvereins kommen schon einmal interkulturelle Spannungen auf. Da haben wir auch eine gewisse Vorbildwirkung. Wir zeigen, wie gut es laufen kann“, betont Alexander Gepting.

 

Sogar schon Sachsen repräsentiert

Nicht nur die Besetzung, auch die Tänze der Mädchengruppe sind international. Über orientalische, russische und jüdische Tänze bis hin zu Hip-Hop und Jazz. Die „Showdance-Queens“ trägt es dabei auch über die Grenzen Leipzigs hinaus. Bei den Festlichkeiten zum 15-jährigen Jubiläum der Deutschen Einheit im Jahr 2005 durfte die Gruppe das Land Sachsen repräsentieren. „Nicht nur wir, auch die Eltern waren richtig stolz, für unsere neue Heimat eingeladen worden zu sein“, freut sich Alexander Gepting. Um noch mehr Mädchen zu gewinnen, besucht der Tanzpädagoge häufig Integrationsmessen und Schulfeste. Er freut sich schon darauf, mit den Mädchen neue Tänze einzustudieren. „Manchmal muss man eben selbst die Initiative ergreifen und nicht nur zu Hause sitzen und auf Impulse von anderen warten“, sagt Alexander Gepting abschließend. Was daraus werden kann, zeigen die „Showdance-Queens“.


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