Schachmatt für Vorurteile

Der SV 1951 Nordhausen e.V. ist aufgrund seiner vielfältigen Projekte für Kinder und Jugendliche offizieller Integrationsstützpunkt im Freistaat und wird als solcher durch den Landessportbund Thüringen gefördert.

Den Turm zwei Felder vor oder das Pferd zum Angriff? Jeder Schachzug will durchdacht und vor allem trainiert sein. Bei den Kids und Trainerin Varvara Anisheva dreht sich alles um die 32 Figuren auf 64 schwarz-weißen Feldern.
Den Turm zwei Felder vor oder das Pferd zum Angriff? Jeder Schachzug will durchdacht und vor allem trainiert sein. Bei den Kids und Trainerin Varvara Anisheva dreht sich alles um die 32 Figuren auf 64 schwarz-weißen Feldern.

Mit seiner guten Nachwuchsarbeit zeigt der Verein seit langem, dass die beste Strategie zum Sieg eine gemeinsame ist – Kinder aus Deutschland und von Zuwanderern spielen hier nicht gegeneinander sondern miteinander.

Der glänzende Beweis für das Aufgehen dieser Taktik sind die zahlreichen Siegerpokale und Urkunden der Nordhäuser Schachkids. Zwei von ihnen sind die zehnjährigen Schüler Sergey Zumbol und Christian Hendrich, deren große Leidenschaft schon lange dem Schach gilt. Viele Stunden haben sie bereits vor dem schwarz-weißen Spielbrett verbracht, Strategien geplant und in blitzschnellen Gabelangriffen oder bei einer Rochade umgesetzt. Christian ist mehrmaliger Kreismeister und seit kurzem sogar Bezirksmeister. Für ihn ist das strategische Brettspiel längst zur gewohnten Herausforderung geworden. „Ich habe Spaß am Denken und finde Schach einfach toll.“

Trainiert wird ein Mal in der Woche Theorie und Praxis. Mit den Bauern, Läufern, Türmen und Springern in Berührung gekommen ist er über Varvara Anisheva. Die gebürtige Russin hat einen Doktortitel im Schach und kam vor vier Jahren der Liebe wegen von Moskau in das kleine Hainrode bei Nordhausen. Im Gepäck hatte sie ihre zweite Liebe dabei, 32 Schachfiguren. In Moskau studierte sie an der Sporthochschule ihre Lieblingssportart, arbeitete zehn Jahre als Schachlehrerin in Gymnasien, erlernte an einer Spezialschule das königliche Einmaleins und war mit 17 Jahren Zweite bei den Russischen Meisterschaften.

 

Ihre Passion für König und Co bringt sie nun beim SV 1951 Nordhausen ein. Vor zwei Jahren hat sie begonnen, eine U12-Mannschaft aufzubauen. In regelmäßig stattfindenden Schul-AGs will sie weitere Kinder in Nordthüringen für das Schachspielen begeistern und deren Ehrgeiz wecken. „Mein Angebot wird gerne angenommen, angefangen bei einem sechsjährigen Mädchen aus Nordhausen, bis hin zu Aussiedler-Jungs aus Russland und Vietnam.“ Auch im Punktspielbetrieb der Thüringenliga spielt sie nach wie vor die unerschöpflich vielen Variationen des Schachs aus, um ihre Konkurrenz matt zusetzen.

 

„Besser denken, als die anderen.“, das ist auch die Devise von Leonie Deitemeyer, dem einzigen Mädchen im Team. Die Voraussetzungen, um einmal eine Großmeisterin zu werden, bringt Leonie jedenfalls mit: Aufmerksamkeit, logisches Verständnis, das schnelle Umsetzen von Strategien und Fleiß. So hat auch Varvara Anisheva in Moskau täglich bis zu acht Stunden trainiert. Doch steht für die Nordhäuser Schachkids bei ihren zahlreichen Aktivitäten vor allem der Spaß im Vordergrund. Sei es beim 1. Nordhäuser Kinder-Schach-Open, dem gemeinsamen Baden beim Ausflug in das Badehaus Nordhausen, dem erfolgreichen Wettkampf im Schachdorf Ströbeck oder bei einem Wochenend-Trainingslager in Hainrode zur Vorbereitung auf die Wettkampfsaison. Fest steht auch, dass die 64 quadratischen Felder auf dem Spielbrett zwar schwarz und weiß sind, das Denken der Nordhäuser Schach-Kids aber ist bunt, vor allem im Bereich der Integration. 

Silvia Otto


  • Den Turm zwei Felder vor oder das Pferd zum Angriff? Jeder Schachzug will durchdacht und vor allem trainiert sein. Bei den Kids und Trainerin Varvara Anisheva dreht sich alles um die 32 Figuren auf 64 schwarz-weißen Feldern.
    Den Turm zwei Felder vor oder das Pferd zum Angriff? Jeder Schachzug will durchdacht und vor allem trainiert sein. Bei den Kids und Trainerin Varvara Anisheva dreht sich alles um die 32 Figuren auf 64 schwarz-weißen Feldern.