Sport und Selbstbehauptung von und für Frauen und Mädchen

Den Verein Seitenwechsel e.V. gibt es bereits fast 18 Jahre. In dieser Zeit hat Seitenwechsel viel für die Integrationsarbeit im Berliner Stadtteil Friedrichshain-Kreuzberg geleistet und ist aus der Migrationsarbeit dort nicht mehr weg zu denken. Zusammen mit dem Programm "Integration durch Sport" in dem Seitenwechsel Stützpunktverein ist, liegt einer der Schwerpunkte des Vereins in der Arbeit für Migrantinnen.

Rund 600 Mitglieder hat der Verein bereits, ist damit nach eigenen Angaben europaweit der größte Frauensportverein, und monatlich werden es mehr, denn das Angebot des Vereins ist bei Mädchen und Frauen aus Friedrichshain-Kreuzberg äußerst beliebt.

 

In sieben verschiedenen Sportarten bietet Seitenwechsel ein integratives Sportangebot an, darunter gleich drei verschiedene Akrobatikgruppen, Fußball, Basketball und Wen Do. Dabei kooperiert Seitenwechsel mit sechs Schulen aus dem Bezirk und bietet dort entsprechende AG´s an. So bekommt der Verein auch und vor allem den Kontakt zu den Mädchen aus Migrantenfamilien, was ansonsten nicht ganz einfach ist. Übungsleiterin Birgit Halberstadt erläutert: "Der Vorteil, den wir haben ist, dass wir unser Angebot während der Schulzeit anbieten, daher nehmen die meisten Mädchen dann auch daran teil." Die Reaktionen auf das Angebot fallen dabei unterschiedlich aus, "von sehr zurückhaltend bis sehr neugierig ist alles dabei", so Birgit Halberstadt, die selbst Wendo-AG´s leitet. Wendo kommt von "Women´s Do" (der Weg der Frau) und ist eine Selbstverteidigungsvariante die der Prävention von Gewalt und einer effektiven Verteidigung ermöglicht. Wobei es sich bei Wendo nicht um einen Kampfsport handelt, wie Birgit Halberstadt erklärt. Zwar vereint Wendo viele Elemente aus Kampfsportarten, im Zentrum steht jedoch die Selbstbehauptung der Mädchen. "Es geht im Wesentlichen darum die Stärken der Einzelnen auszubauen, damit sie sich besser behaupten können", so Birgit Halberstadt, "sei es Gewalt von anderen Mädchen, von Erwachsenen, oder sexueller Gewalt." Die 9 bis 11-jährigen Mädchen an der Nürtingen-Grundschule in Berlin-Kreuzberg beispielsweise lernen so, wie man Hilfe holt ohne zu petzen und auch respektvoll Kritik zu üben ohne den Anderen persönlich zu beleidigen.

 

Frauen- und Mädchensportfest "Leyla rennt"

 

Neben dem Angebot in Schul-AG´s kooperiert Seitenwechsel im Rahmen von Basketball- und Fußball-Camps auch mit anderen Schulen. Roswitha Ehrke, hauptamtliche Projektmanagerin bei Seitenwechsel: "Wir organisieren außerdem mit dem Arbeitskreis Mädchenförderung des KJGHG §78 und mehreren Sportvereinen das Sportfest 'Leyla rennt' zu dem im letzten Jahr Mädchen aus 10 Schulen kamen. Derzeit ist es noch auf unseren Kernbezirk Friedrichhain-Kreuzberg beschränkt, doch 2007 wollen wir es für ganz Berlin organisieren und dabei hilft uns das Programm Integration durch Sport." Das Ziel des Sportfestes ist es, Mädchen und junge Frauen zu erreichen, die mit dem Schulangebot nicht angesprochen werden und das scheinen eine ganze Menge zu sein, denn "nach unserer Untersuchung im Bezirk sind nur knapp über 28 % aller VereinssportlerInnen in Friedrichshain-Kreuzberg Mädchen und Frauen", erläutert Roswitha Ehrke. Seitenwechsel hat noch viel vor, so übernimmt der Verein gemeinsam mit anderen Trägern wie dem Pfefferwerk und dem Psychomotorikverein die Sporthalle der ehemaligen Kurt-Held-Grundschule und wird dort Kindergartensport anbieten, für Mädchen und Jungen. Doch das Angebot für Jungen bleibt die Ausnahme, denn Seitenwechsel versteht sich als ein Verein von und für Mädchen und Frauen.