sport.ard.de-Interview mit Stützpunktverein Weißwasser

Sportvereine helfen Neuankömmlingen ganz besonders, sich zurecht zu finden. Ein Vorreiter auf diesem Gebiet ist der sächsische Sportverein Grün-Weiß Weißwasser, den Bundespräsident Horst Köhler kürzlich besuchte. sport.ARD.de sprach mit dem Abteilungsleiter Arnd Panoscha.

 

Anlaufstelle für Ausländer: Das Vereinsheim des SV Grün-Weiß Weißwasser
Anlaufstelle für Ausländer: Das Vereinsheim des SV Grün-Weiß Weißwasser

   Herr Panoscha, inwiefern kümmert sich Ihr Verein verstärkt um die Integration von Ausländern und Aussiedlern durch den Sport?

Arnd Panoscha: Wir gehen gezielt auf ausländische Kinder- und Jugendliche zu und versuchen, sie für den Sport in unserem Verein zu begeistern. Mit der Wende kamen viele Einwanderer in unseren Ort, hauptsächlich aus Kasachstan und Russland. Man muss schon auf die Leute zu gehen, von alleine kommen sie nicht in den Verein. Kontakte kann man zum Beispiel durch Kurse im Schulsport herstellen. Besonders Kampfsportarten kommen bei den Einwandererkindern gut an.

 

Der Link zum sport.ard.de-Interview

 

   Was liegt Ihnen persönlich an der Integrationsarbeit?

Arnd Panoscha: Nicht zuletzt profitieren wir durch die Mentalität der Einwanderer - sie sind wissbegierig und können sich auch mal quälen und den inneren Schweinehund überwinden. In dieser Hinsicht sind sie schon Vorbilder für den deutschen Nachwuchs.

 

   Sind durch die vielen ausländischen Kindern auch schon Konflikte entstanden?

 

Arnd Panoscha: Bisher hat es keine Probleme gegeben. Das Wichtigste ist, dass sich die ausländischen Sportler an die Gepflogenheiten in unserem Verein anpassen. Wir legen sehr großen Wert auf Strenge und Disziplin. Wem das nicht passt, wer hier seine eigene Art durchziehen will, der geht schon von alleine wieder.

 

   Strenge, Disziplin: Das klingt sehr nach leistungsorientiertem Sport.

 

Arnd Panoscha: Wir sind ein Ringer-Leistungszentrum und deshalb auch sportlich ambitioniert. Aber die Kinder wollen das auch, sie wollen sich in ihrer Sportart durchsetzen und ihr Land vertreten. Das ist auch bei den Fußballern in unserem Verein so. In den Schach- und Karateabteilungen, die auch verstärkt ihre Mitglieder bei den Einwanderern suchen, geht es weniger leistungsorientiert zu. Man muss aber auch sagen, dass nicht alle Abteilungen des Vereins mit dieser Zielgruppe arbeiten wollen.

 

   Bilden sich denn nicht verschiedene Grüppchen - auf der einen Seite die ausländischen Sportler, und auf der anderen die deutschen?

 

Arnd Panoscha: Ich kann nur für unseren Verein sprechen: Hier passiert das nicht. Wir achten sehr darauf, dass sich niemand absondert. Wir sind wie eine kleine Familie, man kann auch mit privaten Problemen zu uns kommen. Auch mit den Eltern hat es noch keine Schwierigkeiten gegeben. Möglicherweise ist dies in Ballungsgebieten mit einem noch höheren Ausländeranteil wie Leipzig oder Berlin anders.

 

   Wo liegen Ihrer Meinung nach die Stärken vom Sport bei der Integration von Ausländern?

 

Arnd Panoscha: Man muss zunächst kein Deutsch sprechen, um sich zurechtzufinden. Sport spricht alle Sprachen. Er kann den Willen erziehen und Selbstvertrauen aufbauen. Das kommt allerdings nicht von heute auf morgen, sondern ist ein langer Reifeprozess.

 

   Ihre verstärkte Integrationsarbeit ist sogar dem Bundespräsidenten Horst Köhler nicht verborgen geblieben. Im April 2006 stattete er GW Weißwasser einen kurzen Besuch ab. Was haben Sie mit ihm besprochen?

 

Arnd Panoscha: Wir haben zunächst eine Trainingseinheit simuliert, die sich Herr Köhler angeschaut hat. In einem kurzen Gespräch hat er die ehrenamtliche Arbeit in unserem Verein gelobt. Aber viel Zeit um Unterhalten blieb nicht, Herr Köhler hatte einen unglaublich engen Zeitplan.

 

   Können Sie die Ausländer und Aussiedler auch langfristig an Ihren Verein binden?

 

Arnd Panoscha: Die Fluktuation ist schon sehr groß, viele Familien ziehen nach ein paar Jahren wieder hier weg. Deshalb ist die Altersstruktur unserer ausländischen Mitglieder auch sehr jung. Aber es gibt auch andere Beispiele. Der 23-jährige Sascha Jusufow aus Kasachstan schaffte es innerhalb kürzester Zeit in den Oberligakader unserer Herrenmannschaft. Zurzeit erwirbt er die Übungsleiterlizenz im Ringen. Mit ihm als Trainer wollen wir noch weitere Talente mit ausländischem Hintergrund für unseren Verein gewinnen.

 


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    Anlaufstelle für Ausländer: Das Vereinsheim des SV Grün-Weiß Weißwasser