Stützpunktvereinstagung unter dem Motto „Zusammenarbeit mit Migrantenorganisationen“

Das Programm „Integration durch Sport“ beim Landessportverband Baden-Württemberg e.V. (LSV) hatte seine Vereine und Netzwerke am 15. Oktober nach Heilbronn-Neckargartach eingeladen. Das einleitende Referat des Psychologen und Migrationsexperten Dr. Dietmar Czycholl beschäftigte sich mit der Frage, welche Auswirkungen die Migration auf die Psyche der zugewanderten Menschen hat. Dabei verdeutlichte er eindrucksvoll, dass Migration einen tiefen Einschnitt in der jeweiligen Biografie darstellen kann. In einem fremden Land Fuß zu fassen stellt die Menschen immer vor die Herausforderung, den Verlust einer vertrauten Wirklichkeit zu verarbeiten, eine neue Realität aufzubauen und die eigene Ganzheitlichkeit wieder herzustellen. Treten in diesem Prozess Probleme auf, sind diese laut Czycholl meist nicht auf die Migranten selbst zurückzuführen, sondern vielmehr auf die Hilfs- und Versorgungssysteme im Aufnahmeland. Migrantenorganisationen spielen dabei eine entscheidende Rolle und bieten den Zugewanderten wichtige Unterstützungsleistungen. Sie übernehmen stellenweise die Funktion eines Ankers.
Wie lange es dauert, bis ein Migrant seine „Ganzheit“ wieder erreicht, ist unterschiedlich. Bei manchen scheint dieser Prozess selbst nach Jahren noch nicht abgeschlossen. Hinzu kommt, dass die Auswirkungen der Migration auch die Kinder der Migranten betreffen können, auch wenn sie selbst keine Migrationserfahrung haben.

Im Anschluss an den augenöffnenden Vortrag stellte Roswitha Keicher, Integrationsbeauftragte der Stadt Heilbronn, ihre Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Migrantenorganisationen vor.
Nach der praxisnahen Beleuchtung gingen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem gesamten Bundesland in eine Workshopphase. Dort tauschten sie sich über ihre Erfahrungen aus und forderten konkrete Unterstützungsleistungen durch das Programm „Integration durch Sport“.

Am Nachmittag erhielten die Vertreter der Stützpunktvereine und Netzwerke die Gelegenheit, sich mit Rainer Nolte auszutauschen, der im neu geschaffenen Ministerium für Integration das Referat Deutschförderung und Mehrsprachigkeit, Gesundheit und Pflege, Chancengleichheit und Teilhabe leitet. Er berichtete über die aktuelle Situation, über konkrete Vorhaben des Ministeriums und die Querverbindungen zu anderen Ministerien. Er hob hervor, dass Integration als Querschnittsthema nach wie vor auch in anderen Ministerien behandelt wird und das Integrationsministerium in diesen Fällen beratende Funktionen übernimmt.
21.10.2011